Ans Glueck koennte ich mich gewoehnen
anderen zu vergleichen. Ja, das Mädchen, das die Casting-Show gewinnt, mag danach glücklicher sein. Genauso wie der, der bei den Olympischen Spielen eine Goldmedaille gewinnt. Doch was ist mit all den anderen? Denen, die nicht »Erster« oder »Erste« werden? Alle anderen sind eher unglücklich, da sie schlechter waren. Bei den Olympischen Spielen ist es der Gewinner der Bronze-, nicht der Silbermedaille, der glücklich ist, denn er hat noch eine Medaille bekommen. Der Bronzemedaillengewinner vergleicht sich nämlich direkt mit dem Viertplatzierten und ist daher froh, überhaupt noch eine Medaille bekommen zu haben, wohingegen sich der Silbermedaillengewinner eher mit dem Erstplatzierten vergleicht. Es ist also der direkte Vergleich, der für unser persönliches Glücksempfinden eine große Rolle spielt.
In einer Untersuchung wurden Studenten befragt, in welcher Welt sie lieber leben wollten: In einer Welt, in der sie, absolut gesehen, mehr verdienen würden als in einer zweiten Welt, oder in einer zweiten Welt, in der sie mehr verdienen als alle anderen. Die Studenten entschieden sich in der Mehrzahl für die zweite Welt. Ein amerikanisches Sprichwort sagt: Derjenige ist glücklich, der mehr verdient als der Mann der besten Freundin seiner Frau.
Tatsächlich ist derjenige, der besser abschneidet, glücklicher. Doch leider gibt es immer irgendjemanden, der noch besser, schöner oder schneller ist. Pech gehabt! Ständiges Vergleichen macht also doch eher unglücklich. Außerdem steht, wer sich permanent mit anderen vergleicht, sich nur allzu oft selbst im Weg, da er ständig mit anderen beschäftigt ist statt mit sich selbst. Versuchen Sie also, sich auf sich selbst zu konzentrieren. Was wollen Sie mit sich und Ihrem Leben anfangen? Welche Ziele haben Sie? Verlieren Sie sich selbst und Ihre Ziele nicht aus den Augen. Anstatt zu vergleichen, was andere haben und Sie nicht, vergleichen Sie sich lieber mit sich selbst: Was tun Sie für Ihr glückliches Leben, verglichen mit dem, was möglich wäre? Bringen die Dinge, die Sie tun, Sie Ihren Zielen näher? Haben Ihre Ziele nur mit beruflichem Erfolg oder mit mehr Lebensglück zu tun?
Diese und viele andere Fragen können Sie sich stellen. Reflektieren Sie sich selbst. Aber nicht nur im großen Stil: Es geht auch um die vermeintlich kleinen Dinge im Leben, um einzelne Handlungen und Gedanken. Fangen Sie da an!
Halten wir zusammenfassend fest, dass der vollendete Glückszustand von Rousseau darin besteht, die richtige Mitte zwischen dem primitiven Naturzustand und der ungestümen Selbstsucht zu finden. Der primitive Naturzustand ist bestimmt durch das Gefühl der Liebe. Die ungestüme Selbstsucht durch den Verstand, über den der Naturmensch noch nicht verfügt. Der Verstand bietet uns jetzt die Möglichkeit, uns reflektierend auf uns selbst zu beziehen, auf das, was wir tun, und darauf, wer wir sind. Damit gibt uns der Verstand die aktive Möglichkeit, unser eigenes Selbst zu gestalten. Gleichzeitig verändert die Verstandestätigkeit jedoch auch die Gefühlsseite der Liebe. Die Gefahr besteht nun darin, nicht die richtige Mitte zu finden beziehungsweise zu halten.
Wir leben in einer Welt der Medien, der Schönen und Reichen, der Erfolgreichen und Schlanken. Da können wir uns schon fragen: Gibt es in unserer Welt, in der wir uns vergleichen, in der wir ständig versuchen, uns nach außen hin zu profilieren, keine authentischen glücklichen Menschen mehr? Können wir unsere richtige Mitte heutzutage überhaupt noch finden? Und was bedeutet überhaupt »authentisch sein«? Ist das authentische Leben wirklich das bessere Leben?
Natürlich echt!
Auf der Straße hat man Menschen gefragt: »Was ist echt?« Auf diese Frage, bekam man unter anderem folgende Antworten: »Auf dieser Welt nichts.« – »Ich weiß nur, was nicht echt ist: Politiker sind es nicht.« – »Keine Ahnung. Selbst ›Werthers Echte‹ sind jetzt nur noch ›Werthers Originale!‹«
Nach diesen Antworten scheint heute tatsächlich nicht mehr allzu viel »echt« zu sein. Abgesehen davon, verbindet mit »Echtsein« jeder etwas anderes. Versuchen wir doch einmal die Frage »Was ist echt?« und den Begriff des »Echtseins« zu klären.
»Echt« ist ein Wort, das sich von »ehelich« ableitet. Der »echte«, das heißt, der legitime Sohn. Im Unterschied dazu gibt es den unehelichen »Bastard«. Mit der Zeit nahm »echt« dann im übertragenen Sinn auch die Bedeutung von »wahr« und »unverfälscht«
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