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Ans Glueck koennte ich mich gewoehnen

Ans Glueck koennte ich mich gewoehnen

Titel: Ans Glueck koennte ich mich gewoehnen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ingrid Schilling-Frey
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verändern?
    •Sagen Sie Ja zu sich und Ihrem Leben? Wenn nicht: Was können Sie ändern, um Ja sagen zu können.

Authentizität: Habe Mut, du selbst zu sein
    Authentizität: Habe Mut, du selbst zu sein
    Was ist so schlecht daran, sich zu vergleichen?
    Goldene Zeiten
    Bei Jean-Jacques Rousseau entwickelt sich der Naturmensch im Laufe der Zeit zum Kulturmensch. Rousseau stellte sich vor, dass diese Entwicklung in Phasen, beziehungsweise in geschichtlichen Stadien, verläuft. Das erste Stadium ist der Mensch im konstruierten Naturzustand. Das zweite Stadium ist der Mensch im »Goldenen Zeitalter«.
    Die Epoche des »Goldenen Zeitalters« ist das »eigentliche Jugendalter der Welt«. Es ist die Zeit, in der Menschen sesshaft werden, sich Hütten bauen und gemeinsam arbeiten. Menschen teilen sich die Mühsal der Arbeit und stellen dabei fest, dass sie durch Arbeitsteilung ihre Bedürfnisse schneller befriedigen können. Damit entsteht zum ersten Mal so etwas wie Muße oder Freizeit. Die Menschen lernen den Wechsel von Muße und Arbeit kennen und leben immer enger zusammen. Es entstehen Dörfer.
    Diese Menschen beginnen nach und nach, ihren Verstand auszubilden, um kommunizieren zu können. Eine einfache Sprache ermöglicht es den Menschen, miteinander leben, arbeiten und faulenzen zu können. Da diese Sprache jedoch noch recht einfach ist, sagen die Menschen das, was sie fühlen und denken. Ihr Verhalten, ihr Tun, und ihre Handlungen entsprechen dem, was sie sagen. Sprache wird noch nicht dazu genutzt, auf rhetorische Art und Weise andere Menschen zu täuschen.
    Die Einwohner des »Goldenen Zeitalters« befinden sich im Einklang mit sich und ihrer Umwelt: Sie müssen anderen nichts vormachen, denn sie werden so wie sie sind, akzeptiert. Denn hier sind noch alle gleich, und keiner muss sich profilieren. Nach Rousseaus Vorstellung möchte auch keiner mehr wert sein als der andere. Es gibt noch keinen Vergleich und damit auch keinen Neid. Damit sind die »goldenen Zeiten« glückliche Zeiten: Zeiten, in denen Menschen dauerhaft in Familien und Dörfern miteinander leben, einander nichts neiden und deshalb so sein können, wie sie sind. Einfach authentisch. Rousseau schreibt in »Über den Ursprung der Ungleichheit unter den Menschen«: »Zwar waren die Menschen weniger geduldig geworden, und das natürliche Mitgefühl hatte schon Veränderung erlitten, dennoch musste diese Periode [das ›Goldene Zeitalter‹] der Entwicklung der menschlichen Fähigkeiten, da sie die richtige Mitte zwischen Lässigkeit des primitiven Zustandes und der ungestümen Aktivität unserer Selbstsucht hielt, die glücklichste und dauerhafteste Epoche werden.« 26
    Die glücklichste und dauerhafteste Epoche soll also die sein, in der die Menschen »die richtige Mitte zwischen Lässigkeit des primitiven Zustandes und der ungestümen Selbstsucht« fanden. Was könnte das für uns heißen? Der »primitive Zustand« des Menschen ist für Rousseau der Zustand des Naturmenschen. Wie wir wissen, hatte dieser Naturmensch weder Verstand noch Vernunft, aber dafür Selbstliebe und Mitgefühl. Dieser Naturmensch hat sich dahingehend weiterentwickelt, dass er mit einfachem Verstand, aber immer ungestüm versuchte, sein eigenes Selbst aktiv zu gestalten.
    Nun können wir uns fragen, ob es diese Goldenen Zeiten auch heute noch gibt. Wenn Rousseau einen Blick in unsere heutige Welt werfen würde, wäre er vermutlich der Ansicht, dass das Stadium der Geschichte, das Stadium der Goldenen Zeiten, längst vorbei ist. Rousseau plädierte für Authentizität. Damit verbunden ist ein ausgeprägtes Interesse an Sicherheit und Transparenz – genau das, was moderne Gesellschaften nicht mehr bieten können. Moderne Gesellschaften sind eher widersprüchlich und mehrdeutig. Was sie produzieren, ist höchstens die Gewissheit, dass traditionellen Sicherheiten und Gewissheiten nicht mehr zu trauen ist.
    Stellen wir uns vor, Rousseau wirft abends einen Blick in unsere Wohnzimmer. Was machen wir da? Alle sitzen vor einer Maschine: Oft ist es der Computer, der Menschen in zweite Welten entführt. Im »Second life«, in den Sekundärwelten des Internets, werden soziale Prozesse vollständig virtualisiert. In dieser Parallelwelt zeigen sich die Menschen nie so, wie sie wirklich sind.
    Denselben Effekt haben auch viele der populären Fernsehformate, wie zum Beispiel Casting-Shows: Langhaarige, schlanke Mädchen gehen über die Laufstege der ganzen Welt, um was zu tun? Um sich mit

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