Ans Glueck koennte ich mich gewoehnen
machen. Lassen Sie sich dabei nicht auf den Inhalt Ihrer Gedanken ein, sondern betrachten Sie die Art der Gedanken und was diese körperlich und geistig in Ihnen auslösen. In nicht seltenen Fällen haben diese Gedanken mit subjektiven, emotionsgeladenen Werturteilen zu tun. Ständig bewerten wir sowohl Menschen als auch Dinge: »Frau Müller ist zickig« oder »Mein Chef ist unfair«. Objektiver wäre vielleicht: »Frau Müller kommt heute nicht zum Kaffee trinken, obwohl ich Sie eingeladen habe.« Wenn wir daraus gleich subjektiv und emotionsgeladen bewerten, steigern wir uns oft genug in negative Gedanken hinein und werden ein Stück unfreier. Deshalb versuchen Sie, nicht alles oder jeden bewerten zu müssen. Werden Sie nicht zum Moralapostel. Denn durch einseitige Wertungen sehen wir nicht die ganze Wirklichkeit und reduzieren damit unsere eigenen Möglichkeiten.
Zusammenfassend können wir sagen: Freiheit ist nie »völlig losgelöst« und nie ohne Bedingungen. Die äußere Freiheit ist an gemeinschaftliche Regeln gebunden, und auch die innere Freiheit ist nicht ohne Voraussetzungen. Trotzdem können wir davon ausgehen, dass sich uns immer mehrere Möglichkeiten bieten und eine dieser Möglichkeiten mit unserem Willen in Einklang gebracht werden kann. Wir fühlen uns dann frei, wenn wir weder durch innere noch durch äußere Zwänge daran gehindert werden, das zu tun, was wir wollen. Unfrei sind wir dann, wenn wir nicht in der Lage sind, unseren Willen so zu kontrollieren und durch Nachdenken zu beeinflussen, dass er mit dem übereinstimmt, was wir tun. Das wäre Fremdbestimmung. Dann wären wir nicht wir selbst.
Damit wir unser Leben frei und selbstbestimmt leben können, brauchen wir immer wieder Kraft und Mut, um Kontrolle über unsere Handlungen und damit über unser Leben erhalten zu können. Wir werden dabei unser Leben lang sowohl auf äußere als auch auf innere Widerstände stoßen, die es gilt, zu überwinden. Wir können lernen, damit umzugehen.
Bevor wir uns dem Mut zu wenden, lassen Sie uns das bisherige Kapitel anhand von ein paar Fragen reflektieren.
•Was verstehen Sie unter Moral?
•Ist Ihre Vorstellung von Moral Ihre Richtlinie für Ihr eigenes Handeln?
•Entspricht Ihr Blickwinkel Ihrer Wirklichkeit, Ihrer Moral und Ihren Werten?
•Sind Sie ein Optimist oder doch eher ein Pessimist? Welche Bereiche sehen Sie positiver, welche negativer? Könnten Sie sich vorstellen, gewisse Dinge, die Sie momentan negativ einschätzen, auch positiv betrachten zu können? Denken Sie über alternative Betrachtungsweisen nach!
•Fühlen Sie sich im Großen und Ganzen frei in Ihren Entscheidungen?
•Tun Sie das, was Sie tun wollen?
•Was hemmt Sie mehr: die äußeren Umstände oder sind Sie es eher selbst?
•Moralisieren Sie gerne?
Mut tut gut!
Mut tut gut!
Der mutige Geist folgt seinem »eigenen, unabhängigen, langen Willen«
Eine Geschichte der Menschheit
Friedrich Nietzsche hatte die Vision vom tatsächlichen Menschen, vom Übermenschen und freien Geist, der mutig seinem eigenen Willen folgt. Nietzsche stellt sich dazu vor, dass die Geschichte der Menschheit in drei Phasen verläuft: In der ersten Phase ist der Mensch eine Art »Menschen-Tier«. Dieses »Menschen-Tier« sieht lediglich den Augenblick. Weder Vergangenheit noch Zukunft spielen eine Rolle. Der Mensch geht ganz auf in seinen augenblicklichen Situationen und muss sich weder Gedanken um seine Vergangenheit noch Sorgen um seine Zukunft machen. Diese »Menschen-Tiere« leben so eine Art unbewusstes Glück.
Aber in dieser Phase bleibt die Menschheit nicht stehen. Es folgt eine zweite Phase, in der die Menschen ein Gedächtnis ausbilden. Das Gedächtnis befähigt die Menschen, anderen Menschen etwas versprechen zu können. Sofern wir nämlich, wie in der ersten Phase, keinerlei Erinnerung an die Vergangenheit haben, können wir natürlich auch keine Versprechen abgeben. Damit wir aber Versprechen nicht nur geben, sondern auch den Versprechen anderer Menschen vertrauen können, müssen andere Menschen für uns in irgendeiner Art und Weise berechenbar sein. Diese Berechenbarkeit der Menschen hat jetzt mit Sitte und Moral zu tun. Es sind die Sitten und Bräuche, Regeln und Normen, die es in jeder Art von Gemeinschaft gibt, die, nach Nietzsche, wie eine Art soziale Zwangsjacke auf den einzelnen Menschen wirken und den Menschen berechenbar machen. Die natürlichen Instinkte und Triebe, die ein jeder hat, werden durch diese Art
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