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Ans Glueck koennte ich mich gewoehnen

Ans Glueck koennte ich mich gewoehnen

Titel: Ans Glueck koennte ich mich gewoehnen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ingrid Schilling-Frey
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tun haben. Wenn eine Spinne auf die Motte zukrabbelt, die in ihrem Netz gefangen ist, können wir davon ausgehen, dass die Spinne die Absicht hat, die Motte zu fressen. Die Spinne macht sich aber wohl keine Gedanken darüber, was sie versucht zu erreichen.
    Wir können wohl davon ausgehen, dass wir, wenn wir bewusst handeln und wir uns Gedanken darüber machen, wie wir unsere Ziele erreichen, in weit höherem Maße Kontrolle über unsere Handlungen haben. Tiere sind weit mehr determiniert durch ihre Instinkte und Emotionen. Wir Menschen können eine Handlung für einen bestimmten Zweck bewerten und darüber urteilen. Natürlich werden unsere Absichten auch von unseren Wünschen und Emotionen beeinflusst, aber sie werden nicht allein durch unsere affektiven Zustände determiniert.
    Grundsätzlich könnten wir jetzt sagen: »Es gibt einfach Menschen, die sind optimistischer und andere sind pessimistischer.« Genau wie wir mit Vorlieben und Leidenschaften genetisch ausgestattet sind, werden wir bereits als Optimisten oder als Pessimisten geboren. Schon an Babys fällt auf, dass manche Babys auf Reize nervös, ängstlich und launisch reagieren, andere dagegen ausgeglichen und nicht aus der Ruhe zu bringen sind.
    In unseren Genen bekommen wir aber nicht nur Vorlieben, Leidenschaften, Optimismus oder Pessimismus mit, sondern auch die Anlage zur Erzeugung von Willenskraft. Damit haben wir die Fähigkeit, unsere Verhaltensweisen bewusst zu beherrschen. Wir sind damit imstande, uns über unsere Triebhaftigkeit zu erheben. Diese Fähigkeit zu nutzen, heißt, sich zu entscheiden!
    Dieses Entscheiden ist keine einmalige Sache. Keiner kann sich von heute auf morgen komplett verändern. Es geht hier nicht um die ganz großen Entwürfe eines komplett neuen Selbst. Auch geht es nicht um aufwendige Generalüberholungen. Es geht allein um das unnachgiebige Bemühen, um schrittweise Verbesserungen – und dafür muss ich mich immer wieder neu entscheiden.
    Das Leben besteht aus Übung. Ständig sind wir dabei, Verhaltensweisen bewusst oder unbewusst einzuüben, um daraus Gewohnheiten zu entwickeln, die durch Übung immer weiter verfestigt werden. Wenn wir unser Bewusstsein dazu nutzen, positive Gewohnheiten einzuüben und uns gestatten, uns zu verändern, gehen wir auf ganz verschiedenen Wegen Schritt für Schritt voran zu einem erfüllteren Leben.
    Wir können uns außerdem dafür entscheiden, unsere Blickwinkel, unsere Bewertungen, unsere Wirklichkeiten zu hinterfragen, um fest verankerte Vorurteile zu lösen. Dies öffnet unsere Horizonte und macht uns zugänglicher für andere Menschen, andere Ansichten und andere Meinungen. Unser soziales Miteinander wird gestärkt und damit unsere »Fähigkeit zum Glücklichsein«.
    Wirklichkeiten hinterfragen, traditionelle Werte hinterfragen, Horizonte öffnen, zwanglos entscheiden, das wären vermutlich alles Dinge, die ganz im Sinne eines Friedrich Nietzsche stehen und in dem Zusammenhang auch mit Glück zu tun haben. Aber gehen wir einen Schritt weiter. Haben diese Dinge nicht etwas gemeinsam? Können wir sie nicht zusammenfassen? Handelt es sich dabei nicht um Freiheit?
    Kampf um die Freiheit
    Freiheit: Ein großes Wort, das auch Nietzsche gefallen hat. Aber ihm gefiel nicht nur die Freiheit, sondern auch der Kampf um sie. Nichts im Leben bekommen wir umsonst und schon gar nicht die Freiheit. Denn der Wert einer Sache wird danach bemessen, wie viel wir dafür bereit sind zu tun. Und es gibt kaum etwas, für das wir mehr leisten müssen als dafür, frei zu sein.
    In der Schrift Götzendämmerung geht Nietzsche sogar so weit, zu behaupten, dass es der Krieg ist, der die Menschen zur Freiheit erzieht. Denn er motiviert die Menschen dazu, Verantwortung für sich selbst übernehmen zu wollen. Im Krieg müssen Widerstände überwunden werden. Es geht um Mühsal, Härte und Entbehrung, um Leiden. Je mehr gelitten wird, desto mehr wert ist dementsprechend die Freiheit.
    Hier könnten wir Nietzsche unterstellen, dass er kriegerisch und nicht in Frieden leben wollte. Kriegerisch heißt bei Nietzsche wohl, dass er generell Zeiten bevorzugte, die Herausforderungen und Veränderungen mit sich brachten. Eine unerträgliche Vorstellung für ihn sind lähmende Zeiten, in denen sich nichts bewegt. In diesem Zusammenhang hat er auch das Glück im Sinne eines Wohlbefindens kritisiert: Die Menschen, die vom Wohlbefinden träumen, sind für ihn »Krämer, Christen, Kühe, Weiber, Engländer und andere

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