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Ans Glueck koennte ich mich gewoehnen

Ans Glueck koennte ich mich gewoehnen

Titel: Ans Glueck koennte ich mich gewoehnen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ingrid Schilling-Frey
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herumstottert und den Menschen auf dem Marktplatz Rätsel aufgibt, hat er bald eine große Gefolgschaft, die von ihm Antworten auf sämtliche Lebensfragen erwartet.
    Verfolgt von einer großen Anhängerschaft, flüchtet der panische Brian ins karge Umland. Er versteckt sich bei einem Eremiten und trifft dort wieder auf Judith, die jetzt hin und weg ist von Brian. Am anderen Morgen ist die Stadt geradezu überfüllt mit selbst ernannten Jüngern Brians. Legionäre von Pontius Pilatus verhaften ihn schließlich. Er wird mit anderen, eher willkürlich ausgesuchten, Straftätern zum Tode durch Kreuzigung verurteilt. Ein fröhlicher Mitgekreuzigter fordert Brian auf, trotz Sinnlosigkeit auf die sonnige Seite des Lebens zu schauen. Alle zum Tode Verurteilten stimmten dann in dessen Lied »Always look on the bright side of life« ein.
    Das Leben des Brian aus dem Jahre 1979 ist eine Komödie der britischen Komikergruppe Monthy Python. Brian wird zur gleichen Zeit wie Jesus geboren, unfreiwillig als Messias verehrt und schließlich völlig sinnlos gekreuzigt. Vor allem christliche und jüdische Vereinigungen protestierten vehement gegen diesen Film. Trotzdem hatte er durchschlagenden Erfolg. Ich könnte mir vorstellen, dass auch Friedrich Nietzsche begeistert gewesen wäre. Denn schließlich war er der Verkünder vom Tod Gottes, und Nietzsche selbst bezeichnete sich als »den ersten perfekten Nihilisten Europas«. Denn durch den »Tod Gottes« und der damit verbundenen Verabschiedung des Übernatürlichen gibt es keine übergeordnete ewige Instanz, die dem Leben Sinn und Ziel verleihen könnte. Religionen verhindern eine Weiterentwicklung des Menschen: Sie bieten Sinn und wiegen ihn in einer vermeintlichen Sicherheit, in einer Komfortzone, aus der er nicht mehr heraus möchte. Die religiöse Daseinsberechtigung bekommt der Mensch aber nicht zum Nulltarif. Denn nur wenn er auf Erden die religiösen Vorschriften befolgt, sich einschränkt und damit leidet, hat der Mensch die Chance, in den Himmel zu kommen. Für Nietzsche ist deshalb die Weiterentwicklung des Menschen, der »Übermensch«, ein spielendes Kind: Das spielende Kind geht ganz in seinem Spiel auf, ist auf der Stufe des »Ich bin« und stellt sich nicht die Frage nach dem Sinn, Ziel oder Zweck seines Handelns oder gar seines Lebens. Weder die Vergangenheit noch die Zukunft belasten dieses Kind, da seine Gedanken ganz im Hier und Jetzt sind.
    Im Leben des Brian singen die Gekreuzigten am Ende des Films »Always look on the bright side of life«. Auch wenn dir das Leben schwer im Magen liegt – pfeif drauf. Vergiss deine Sünden und genieße das Leben. Denn eines ist sicher: Am Ende jedes Lebens steht der Tod. Das Leben ist ein Spiel, und der beste Spieler bist du dann, wenn du die Sonnenseite sehen kannst. Ist das so? Ich weiß es nicht.
    Leben und Tod? Alles sinnlos? Können wir uns damit abfinden? Nicht einmal Nietzsche konnte sich wirklich damit abfinden. Denn einerseits hatte er die Vorstellung vom spielenden Kind als »Übermenschen«, andererseits war der »Übermensch« ein Mensch, der über sich hinauswuchs. Warum sollen wir Menschen uns steigern, wenn sowieso alles sinnlos ist? Warum sollen wir uns anstrengen? Warum leiden? Wahrscheinlich, weil wir doch einen Sinn brauchen. In Genealogie der Moral schreibt Nietzsche, dass der bisherige Mensch, das sogenannte Menschen-Tier, in der ersten Phase des Menschseins keinen Sinn hatte und dass er darunter gelitten hatte. Aber nicht das Leiden oder gar Schmerzen waren das Problem, sondern dass er nicht wusste, wofür er litt. Die Religion hat dann in der zweiten Phase des Menschseins dem Menschen einen Sinn gegeben. Dieser Sinn brachte mit all seinen Vorschriften und seiner Moral zwar zusätzliches Leiden. Trotzdem war der Mensch fürs Erste gerettet. Wie wir wissen, hofft Nietzsche auf die dritte Phase des Menschseins, in der der Mensch sich weiterentwickelt und sich dann selbst einen Sinn geben kann. Denn auch wenn uns kein Schöpfergott geschaffen hat und wir damit unseren Daseinszweck verlieren, nimmt das dem Leben nicht allen Sinn. Möglicherweise führt uns diese Erkenntnis nur zu dem Schluss, dass der Ursprung des Sinns nicht dort ist, wo wir dachten. Wenn es Gott nicht gibt und er uns keinen Sinn geben kann, sind wir dann selbst verantwortlich dafür, dass unser Leben Sinn macht? Was kann dieser Sinn des Lebens dann sein?
    Was ist der Sinn des Lebens?
    2002 hat das Institut für Demoskopie Allensbach 2117

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