Anschlag Auf Die Goetter
keine Möglichkeit, um ihn zu öffnen, doch an seiner Seite befand sich eine Drucktaste. Dev zögerte nicht lange und legte ihren Finger darauf. Der Deckel des Behälters änderte seine Farbe und wurde durchsichtig. Verblüfft betrachtete Dev eine Zeitlang seinen Inhalt, versuchte, ihre Gedanken unter Kontrolle zu halten.
»Roscil, Gros, kommt einen Moment her«, rief sie schließlich. »Kommt und seht in das Antlitz eines Gottes!« Zögernd kamen die beiden näher, fürchteten sich ganz offensichtlich vor dem Anblick. Innerhalb des Behälters schwamm eine weiße, fast formlose Masse von Protoplasma, die vor langer Zeit einmal der Körper eines bärenartigen Wesens gewesen sein mochte, ähnlich den Daschamesen. Doch die Haut war blaß wie die eines Wurmes, vibrierte leicht in dem farblosen Bad von Nährlösung. Elektrosonden und dicke Kabel verbanden es mit dem Sockel, auf dem der Behälter stand. Unter etwas großzügiger Auslegung des Begriffes konnte man behaupten, daß man ein Lebewesen vor sich hatte. Seine geistige Aktivität setzte sich fort in einem Geisteskollektiv der Götter, doch seine physische Aktivität war gleich Null. Dieses Wesen war nie in der Lage, sich zu bewegen, selbst wenn es gewollt hätte.
Die beiden Männer schauten beiseite, mußten gewaltsam die aufkommende Übelkeit unterdrücken.
»Ich glaube kaum, daß wir auf eure Einladung Wert legen«, wandte sich Dev an die Götter. Einen kurzen Moment lang herrschte Stille, dann ließ sich die Stimme der Götter noch lauter und drohender vernehmen:
»Warum habt ihr uns angegriffen? Wir erlaubten euch, ungestört Handel zu treiben, haben euch nichts getan.«
»Eines meiner Besatzungsmitglieder würde euch da nicht zustimmen, hättet ihr ihn nicht in ein Häufchen Asche verwandelt.«
»Er mußte vernichtet werden, denn er hatte die Gesetze gebrochen. Die Gesetze sind notwendig, um die Ordnung aufrechtzuerhalten. Keiner darf sie verletzen.«
»Mit diesen Gesetzen wollt ihr nur eure eigene Herrschaft verlängern«, antwortete Dev brüsk. »Gesetze sind nur gültig, wenn sie sich mit dem Gewissen der Wesen, die mit ihnen leben müssen, vereinbaren lassen. Gesetze dienen zur Erhaltung der Gemeinschaft, dürfen nicht zu ihrer Unterdrückung angewandt werden.«
»Warum seid ihr hierhergekommen?« wiederholten die Götter.
Dev überlegte kurz. Der wahre Grund, Larramacs Habgier, erschien ihr zu erbärmlich, kaum Grund genug, all die Gefahren auf sich zu nehmen. Doch seitdem ihr Schiff havariert war, hatte einzig ihr Überlebenswille sie diesen Weg gehen lassen.
»Weil ihr keine Götter seid«, sagte sie schließlich, »und irgend jemand mußte euch das einmal sagen!«
»Wir sind die Götter von Dascham!« tobte die Stimme jetzt in einer Lautstärke, die den Menschen Kopfschmerzen bereitete. »Wer seid ihr, daß ihr Euch ein Urteil über uns erlaubt?«
»Mein Name ist Ardeva Korrell«, entgegnete Dev, »und ich bin ein intelligentes, rational denkendes Wesen. Das gibt mir das Recht, mir ein Urteil zu erlauben.«
Mit diesen Worten hob sie den Kolben des Gewehrs und ließ ihn krachend auf den Behälter sausen. Die Wände zersplitterten, Flüssigkeit tropfte auf den Boden, das seltsame Wesen in dem Behälter zuckte mehrmals, lag dann still.
Die nächsten eineinhalb Stunden verbrachten Dev und ihre Begleiter damit, der Reihe nach die Behälter zu zerschmettern und die wehrlosen Wesen in ihnen zu töten.
»Ein gesunder Mensch weiß, wieviel Verantwortung er tragen kann, und lehnt weitere Verantwortung ab.«
Anthropos: Der gesunde Geist
XIV
Da es den Göttern nicht möglich gewesen war, sich aus ihren Nährlösungen zu erheben, hatten sie den ganzen riesigen Computerkomplex, den der Berg Orrork beinhaltete, mit ihrem Gehirnkollektiv am Laufen erhalten. Doch für Luft und Licht sorgte die Anlage automatisch, so daß Dev schließlich zustimmte, die Helme abzunehmen.
Anscheinend waren die Götter aber nicht immer auf diese Weise mit dem Computerkomplex verbunden gewesen. Am anderen Ende der Halle fand die Mannschaft der »Foxfire« eine riesige Computerkonsole, daneben Diagramme für die Hauptkontrolle des ganzen Berges. Das angewandte System war Dev fremd, und ihr von Müdigkeit umnebeltes Gehirn streikte. Daher beschloß sie, eine Ruhepause einzulegen, ehe sie sich daranmachten, die Diagramme zu entziffern.
»Die Gefahr ist vorüber«, sagte sie. »Wir sollten deshalb erst ein paar Stunden schlafen, bevor wir dieses neue
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