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antares

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Titel: antares Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dale Brown
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wie er gelernt hatte, ein Kriegsveteran, fertig und am Ende. Er hatte seine Frustrationen und sein Versagen im Zivilleben an seiner Familie abreagiert.
    Im Suff hatte er seinen jüngeren Sohn Matthew umgebracht.
    Wie konnte ein Sohn so einem Mann vergeben? Doch offensichtlich konnte Ken James jun. das. Oder er wollte es wenigstens.
    »Gewiß, Ken«, sagte er ruhig. »Klar. Er war schließlich unser Vater, nicht? Ein Kriegsheld. Er... hat es ja nicht mit Absicht getan...«
    Aber diese Bemerkung schien genau die falsche gewesen zu sein. Im Gesicht von Ken James zeigten sich Elend und Schrecken. »Er hat es nicht mit Absicht getan...«, wiederholte Maraklow, um ihn zu beruhigen. Doch James begann sichtbar zu zittern; er schüttelte den Kopf. »Nein, das stimmt nicht... weil ich es getan habe... Ich... «
    Maraklow starrte ihn an und begriff erst nach einigen Augenblicken, was der Amerikaner gesagt hatte.
    »Ich habe es nicht tun wollen«, schrie James. Maraklow bedeutete seinen Begleitern, ihn aufs Bett zu legen. »Ich habe ihn nicht gehaßt«, wimmerte James, »ich habe ihn wirklich nicht gehaßt. Aber die ganze Zeit hat er Vater mit Beschlag belegt, nur mit ihm hat Vater sich abgegeben. Gar nicht mehr wie früher, als wir beide so viel zusammen waren. Ich habe mich allein gelassen gefühlt. Und das war Matthews Schuld...«
    Allein gelassen... Davon konnte Maraklow auch ein Lied singen.
    »Hast du Matthew erschossen?«
    »Es war ein Unfall. Ich wollte ihm nur ein wenig Angst einjagen. Ich holte Vaters Pistole und ging zu Matthew und sagte ihm, er solle damit aufhören... und dann ging der Schuß plötzlich los.«
    »Erzähl weiter, Ken.«
    »Und dann kam Vater dazu und sagte: Mach dir keine Sorgen.
    Grade so wie Sie jetzt.« Seine Augenlider wurden schwer. »Und er rief die Polizei und die Ambulanz, und sie holten ihn weg. Ich habe ihn nur noch einmal gesehen, als er aus der Heilanstalt kam. Ich mußte ihm hoch und heilig versprechen, keinem Menschen jemals davon zu erzählen. Es ist unser Geheimnis, sagte er... Ich habe Mutter gehaßt, weil sie Frank heiratete. Ich hasse sie. Und Frank auch. Und mich selbst. Aber Vater nicht. Verstehst du?«
    Maraklow starrte James an und versuchte, die ganze Geschichte zu rekapitulieren. Ken hatte also seinen Bruder erschossen. Um ihn zu schützen, hatte der Vater die Schuld auf sich genommen. Es war also gar keine Tat im Suff, wie Kens Mutter behauptet hatte. Und sein Vater hatte Jahre in der Nervenheilanstalt erduldet, nur um seinen Sohn zu retten. Kein Wunder, wenn er am Ende wirklich verrückt geworden war.
    Und da kam ihm noch ein Gedanke. Er beugte sich zu James hinunter. »Kenneth?«
    Der Amerikaner öffnete mühsam die Augen.
    »Wo ist Cathy? Cathy Swayer?«
    »Weg.«
    Draußen im Korridor waren Schritte zu hören. Einer der beiden KGB-Agenten zerrte Maraklow am Ärmel. »Hören Sie auf damit, wir müssen weg!«
    Maraklow schüttelte ihn einfach ab und beugte sich noch naher zu James.
    »Was heißt weg? Wohin weg?«
    »Sie hat mich nie geliebt. Sie hat gesagt, sie will mich nie wiedersehen. Als ich ihr sagte, daß ich sie liebe, hat sie mich einfach ausgelacht...« Er unterbrach sich und tastete mit der Hand nach Maraklows Gesicht, wie um sich zu überzeugen, daß es wirklich existierte, dieses Gesicht, das seinem eigenen zum Verwechseln glich. Genau an der Stelle, wo eine der frisch verheilten Narben war, sank die Hand kraftlos herab. »Danke...«
    Und seine Augen fielen zum letzten Mal zu.
    »Hat länger gedauert, als es sollte«, murmelte einer der Agenten. Er schob nun Maraklow entschlossen beiseite und begann James auszuziehen und ihm seine Schmuck- und Wertgegenstände abzunehmen.
    »Er hat seinen Bruder und sein Mädchen umgebracht!« murmelte Maraklow vor sich hin. Es war ihm klar, daß dies auch ihn persönlich betraf. Er rieb sich die Augen und die Schläfen.
    »Ziehen Sie sich aus. Maraklow!«
    »James«, sagte Maraklow wie in Trance. »Ich heiße Ken James.«
    »Von mir aus, wie Sie wollen, Sir, aber beeilen Sie sich, und ziehen Sie seine Sachen endlich an.«
    Als James in Maraklows Kleidern dalag, sah Maraklow an sich hinunter und schüttelte den Kopf. »Ich kann diese Sachen nicht tragen.«
    »Wir haben jetzt keine Zeit für -«
    »Ich sagte, ich kann es nicht.« Noch nicht, jedenfalls. Nicht, ehe er den Exorzismus vollendet hatte... oder sich diese neuen Bilder zu eigen gemacht...
    Das Bild von Matthew. Der KGB hatte ein Foto von Matthew wenige Wochen vor

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