antares
nickte stumm.
»Ich muß Sie leider noch mal um Ihre Karte bitten. Entschuldigen Sie.«
Karte. Ausweis. Er zog langsam die Brieftasche heraus, klappte sie auf und hielt sie ihr hin.
»Die doch nicht. Dummchen.« Sie griff hinter das Fach mit dem Führerschein und holte eine genauso aussehende Plastik-Karte heraus. »Vielen Dank, Mr. James. Kommt sofort.«
Verdammt. Es war doch ein Unterschied, Ken James in der Academy zu spielen und in der amerikanischen Wirklichkeit Ken James zu sein. Er sah sich die Karte an. Das Geburtsdatum war gefälscht. Sehr gekonnt. Aber eben falsch. Altersgrenze für Alkoholausschank. Die Hotelbediensteten kannten die Vorschriften offenbar besser als dieser Ken James. Das Mädchen war schon wieder da und stellte ein riesiges gefrostetes Champagnerglas auf die Serviette.
Maraklow sah sie an. »Das ist das übliche...?« Und sogleich biß er sich auf die Zunge. Verdammt noch mal, jetzt war es genug mit den Fehlern.
»Heute nicht«, sagte das Mädchen jedoch sofort ganz unbefangen und nickte zur Bar hinüber. »Champagnercocktail, Spende der Damen da drüben.« Er drehte sich um. Die drei vom Aufzug. Sie hoben ihm ihre Gläser entgegen und lächelten.
»Na, Romeo«, sagte die Serviererin, »worauf warten Sie noch?«
Maraklow stand langsam und vorsichtig auf. Zu seiner Überraschung gaben seine Knie nicht nach. Ohne richtig nachzudenken, griff er in die Tasche, holte den ersten Geldschein, den er zu fassen bekam, heraus und reichte ihn dem Mädchen, während er mit der anderen Hand nach seinem Glas griff. Er hatte einen Zwanzigdollarschein erwischt.
»Oh, vielen Dank, Mr. James«, sagte das Mädchen. »Der vollendete Gentleman, wie immer.« Und sie senkte vertraulich die Stimme. »Wenn es mit den Wahilis da nicht klappen sollte, Mr.
James, brauchen Sie nur eine Nachricht für mich am Empfang zu hinterlassen.«
Er fühlte, wie er innerlich zitterte. Aber er ging lächelnd, als ob nichts wäre, auf die Bar zu. Andrej Iwanschisch Maraklow sah der Erfahrung seiner ersten Nacht als Amerikaner namens Kenneth James entgegen.
Jetzt war er wirklich Ken James. Der echte. Und einzige.
McConnell Air Force Base, Kansas
August, neun Jahre später
»Folgende SATCOM-Meldungen sind vorgeschrieben«, sagte Air Force Captain Ken James. Er deutete auf eine mit der Hand beschriftete Mappe neben sich, behielt aber dabei, ohne sich ihr weiter zu widmen, den leeren Hörsaal im Auge und fuhr mit seinem Vortrag fort. Als er endete, sah er sich im Saal um. »Damit wäre meine jährliche Einsatz-Überprüfung beendet, Colonel Adams. Sind noch Fragen, Sir?«
»Nicht schlecht. Gar nicht schlecht - für einen Piloten«, kam eine Stimme von ganz hinten. Kenneth blickte stirnrunzelnd auf den Mann, der nun nach vorn kam und die Karten und Diagramme zusammenpackte.
»Sie können mich gefälligst mal, Murphy«, sagte er. »Es war ein perfekter Vortrag - selbst für einen Navigator.«
Captain Brian Murphy, sein Offensivsystem-Offizier in der B1-Besatzung, mußte das zugeben. »Ja, ja, stimmt ja, Ken. Kein Zweifel. Aber warum verschwenden Sie so viel Zeit auf diesen Quatsch? In einer Ernstfall-Lagebesprechung macht das alles der Radar-Nav oder der Operator Abwehrsysteme. Aber doch nicht der Pilot.«
»Ich habe jedenfalls gehört, daß Adams seine Einsatz-Besatzungen gelegentlich gern mit solchen kleinen Überraschungen schockiert«, sagte Ken. »Und am liebsten prüft er die Routine.
Damit will er erreichen, daß jeder einzelne Mann auch gleichzeitig über die Aufgaben der anderen Bescheid weiß. Erstellt Pilotenfragen an Navs und umgekehrt. Wieviel wissen Sie beispielsweise über Einsatzabbruchsprozeduren?«
Murphy sagte achselzuckend: »Gott, das schaue ich mir bis zur Besprechung noch an. Das ist doch sowieso alles Käse. Wie ist es, kommen Sie mit uns essen in den Club?«
»Bißchen später. Ist ja erst halb zwölf. Treffen wir uns dort um zwölf.«
»Mann, sind Sie pflichtbewußt.«
»Ach, hauen Sie doch ab.«
»Nein, wirklich, das meine ich ernst«, sagte der Navigator.
»Sie sind sehr emsig. Sie lernen das Zeug auswendig, was, und können es rückwärts und vorwärts hersagen? Und nicht nur Ihren eigenen Kram, sondern auch den der anderen. EWO-Kommunikationsprozedur, Sicherheit, Flugtechnik, Computer, Zielberechnung und was noch alles; um was kümmern Sie sich eigentlich nicht?«
»Murph, das ist schließlich mein Job!«
»Na ja, immerhin zahlt es sich für Sie auch aus. Daß es einer in nicht
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