antares
kräftig geschrumpft.«
»Die Zeiten haben sich geändert«, mischte sich nun Verteidigungsminister Andrej Toworin ein. »Unser Sicherheitskonzept beruht nicht mehr allein auf militärischer Stärke.
Wir haben Verträge und Vereinbarungen mit zahlreichen Ländern. Und es gibt den gegenseitigen und kontrollierten Abbau strategischer und nuklearer Waffen.«
»Aber das heißt doch nicht, daß wir uns vom Westen überfahren und dominieren lassen«, sagte Kalinin. »Genosse Generalsekretär, Sie werden in einer Stunde auf den amerikanischen Fernsehschirmen erscheinen und in die Kameras lächeln und versichern, wie hocherfreut Sie über den Fortschritt sind, der in den letzten Jahren erzielt wurde. Aber der Frieden und die Sicherheit der ganzen Nation beruhen doch trotzdem nach wie vor mehr auf unseren starken Waffen und auf der Kampfbereitschaft unserer Menschen als auf irgendwelchen Verträgen. In einem wirklichen größeren Konflikt sind diese doch das Papier nicht wert, auf das sie geschrieben sind.«
»Soll das etwa heißen, daß das Land in Gefahr ist, weil wir einer Reduzierung der auf uns gerichteten Nuklearwaffen zugestimmt haben?« fragte jetzt der Generalsekretär. »Wollen Sie behaupten, daß wir heute in größerer Gefahr sind, zerstört zu werden, als vor zehn Jahren?«
»Ich glaube in der Tat, daß unsere Sicherheit vor zehn Jahren größer war«, erklärte Kalinin. »Damals wußte ich, daß wir die militärische Kapazität und die nationale Entschlossenheit haben, uns gegen jeden Angriff zu verteidigen. Heute aber frage ich mich zum ersten Mai in meiner politischen Laufbahn, ob wir zu einer Invasion Westeuropas oder der Abwehr eines NATO-Angriffs auf die westliche Sowjetunion noch imstande wären! Außerdem faßt die amerikanische Industrie in der Sowjetunion immer mehr Fuß. Wohin soll das alles noch führen?«
»In die Zukunft!« antwortete ihm General Tscherkow. »Tatsache ist, daß wir heute reicher und sicherer sind denn je. Und wir sind ein Mitglied der Weltgemeinschaft und schon längst nicht mehr der häßliche russische Bär.«
Kalinin schwieg. Der Generalsekretär, vermutlich der populärste Sowjetführer, den es je gegeben hatte, war ein nicht zu unterschätzender Gegner in der Regierung. Freilich, Tscherkow, wie verdient als Veteran Afghanistans und Afrikas auch immer, war nicht gerade eine überwältigende Opposition.
»Die Sitzung ist geschlossen«, erklärte der Generalsekretär und nahm das huldigende Händeschütteln und die Glückwünsche vieler Mitglieder des Kollegija entgegen. Kalinin hielt sich im Hintergrund, bis alle gegangen waren und nur noch Tscherkow anwesend war.
»Tut mir leid, wenn ich die Stimmung der Sitzung ein wenig verdorben habe«, sagte er. »Aber ich hielt es für meine Pflicht, meine Meinung offen -«
»Aber gewiß doch«, unterbrach ihn der Generalsekretär, »ich bin nicht gegen offene Diskussionen dieser Art, ganz im Gegenteil, wie Sie ja auch wissen.«
Kalinin deutete eine leichte Verbeugung der Bestätigung an.
Der Generalsekretär wandte sich zum Gehen. Die Pressekonferenz im neuen Pressesaal des Kreml erwartete ihn. Doch Kalinin meldete sich noch einmal zu Wort. »Genosse... ich brauche Ihre Zustimmung für zusätzliches Personal zu einem Projekt...
zehn weitere Leute für fünfjährigen Überseeeinsatz.«
Der Generalsekretär sah von seinen Papieren auf. »In Übersee?«
»In den USA. Agenteneinschleusung auf einem militärischen Forschungsstandort.«
Der Generalsekretär sah nachdenklich erst ihn, dann Tscherkow an und schüttelte schließlich den Kopf. »Das hört sich nach kräftiger Eskalation an. Zehn Leute auf einem einzigen Stützpunkt?«
Kalinin versuchte seine Gereiztheit zu verbergen. Der Generalsekretär hatte sich offenbar bereits zur Ablehnung entschlossen, wollte ihn, den KGB-Chef, aber erst noch weiter aushorchen, ehe er endgültig nein sagte. »In einer Stadt, genau gesagt«, erklärte Kalinin. »Nur vielleicht zwei oder drei auf dem Stützpunkt selbst, und einer oder zwei weitere in einem nahe gelegenen Forschungszentrum.«
»Sprechen Sie etwa von Traumland!« fragte jetzt General Tscherkow. »Noch mehr Betrieb dort?«
»Es handelt sich in der Tat um Traumland«, gestand Kalinin.
Der alte Mann war ziemlich gut informiert! Die kleine, aber feine Truppe des umtriebigen Stabschefs spionierte also auch weiterhin für den Generalsekretär seinen KGB aus! »Wir haben Nachrichten über ein ganz neues Projekt der Amerikaner
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