Anthologie - Das Ginsterbett
gekriegt!«
Natürlich kam ihr Sylfidia nicht zu Hilfe. Sie saß glotzend da und wunderte sich innerlich wild darüber, daß auch ältere Frauen so was tun konnten, sie hatte geglaubt, daß man damit aufhörte, wenn man dreißig war. Aber Mutter Maria schien das herrlich zu finden; sah man so aus, wenn einem herrlich zumute war? – Und was sie alles anstellte! Wenn man es so machen sollte, dann war sie bestimmt geschickt, hier konnte ein junges Mädchen manches lernen. Jetzt zum Beispiel hielt sie behutsam und mit Gefühl Hochwürdens Sack mit der einen Hand und kitzelte ihn mit dem Zeigefinger; aber die andere Hand, es schien unglaublich, die hatte seine Schinken auseinandergedrückt und steckte den langen Zeigefinger mitten in sein Arschloch. Sie begriff nicht, wofür in aller Welt das gut sein sollte. Aber sie sah ja, wie der Pfarrer zu zappeln anfing, wie ein Hampelmann, wenn man an der richtigen Schnur zieht. (Ach, wenn es ihm doch jetzt kommen wollte!)
Und der Finger rutschte rein und raus. Man mußte vieles erleben, aber auf so etwas würde sie sich niemals einlassen – wahrscheinlich nicht. Aber wenn es nun jemand bei ihr täte? Sie versank in Gedanken.
»Nun machen Sie schon, Herr Pfarrer, ich kann es mir nicht länger verkneifen. – Sylfidia, kitzele ihn mal unter den Füßen, das hilft manchmal. – Ist das nicht herrlich, Hochwürden? – Herrlich, herrlich! – Komm, komm, komm! – Ich werde verrückt! – Ich werde wahnsinnig. – Jetzt ist es vorbei. – Ich will obenauf. Äh, äh – jetzt kommt es mir…«
Erst bäumte sie sich im Sattel auf, dann fiel sie mit ihrem vollen Gewicht auf ihn. Sie biß sich in seiner Halsgrube fest, eine Sekunde lang lag sie vollkommen still, dann fing ihr ganzer Körper an zu zittern, sie bebte immer mehr. Kein Laut war zu hören, abgesehen von dem pfeifenden Atem, den sie in heftigen Stößen durch die Nasenlöcher preßte. Dann entlud sie sich in drei langen Wogen, die dritte kam gleichzeitig mit einer Einatmung, und die schlug über ihr zusammen und ertränkte sie vollkommen. Wie versteinert klammerte sie sich am Pfarrer fest. Dann löste sich ihr Griff vorsichtig, und alles war vorbei.
Der Pfarrer machte zwar einige Versuche, auf eigene Faust weiterzumachen, doch Mutter Maria wandte sich gleichgültig zur Seite und rückte von ihm ab.
»Mir reicht’s. Lassen Sie mich jetzt in Ruhe!«
»Aber Mutter Maria, es ist ihm auch diesmal nicht gekommen.«
»Ja, ich begreife das wahrlich nicht. Ich habe jedenfalls getan, was ich konnte. Und was für einen Volltreffer ich bekommen habe! Es ist lange her, mein Kind, daß ich einen solchen Volltreffer bekommen habe… mitten in den Rumpf!«
»Aber was sollen wir nur machen?«
Mutter Maria wandte sich dem Pfarrer zu. Die Rosen des Lebens waren in ihre Wangen zurückgekehrt, ihre Augen glänzten wieder klar.
»Es wäre ja eine Schande, wenn wir den nicht kleinkriegten!« sagte sie. »Ja, nicht ausgerechnet nur Sylfidia und ich, aber es gibt ja noch andere Frauenzimmer in dieser Stadt! Legen Sie sich ruhig wieder hin, ich werde Sie zudecken; und verlassen Sie sich auf uns. Sylfidia, wer ist deiner Meinung nach das größte Klatschweib in der Stadt?«
»Frau Paular natürlich.«
»Dann geh zu ihr hin und sag ihr so ungefähr, wie es um den Herrn Pfarrer bestellt ist. Dann werden wir sehen…«
Sylfidia eilte davon, Mutter Maria zog sich an und setzte sich ganz ehrbar ans Fenster.
Schon bald vernahm sie ein verschämtes Klopfen an der Tür, und Frau Paular stürmte herein. Sie war klein und zart, mit schwerem, blauschwarzem Haar, kleinen Brüsten und einem stark entwickelten Hinterteil; dessen lebhafte Bewegungen denen des ruhelosen Mundes völlig entsprachen. Sie steuerte unvermittelt auf das Bett des Pfarrers zu.
»Ich habe ein wenig Fischsuppe mitgebracht, da ist Safran drin, Safran ist genau das richtige bei… so etwas… Das habe ich von meiner Großmutter gelernt; sie sagte, ich solle es meinem Mann geben, wenn er zu aufdringlich würde. Wollen der Pfarrer eben so freundlich sein und sich aufsetzen? Die Suppe ist warm, ich habe auch Teller und Löffel mitgebracht, mein Mann ißt diese Suppe schrecklich gern, es ist auch Schnittlauch drin…«
»Bitte, Frau Paular, seien Sie so gut und stellen Sie die Suppe auf den Tisch neben das Kaffeetablett. Danke. Und jetzt drehen Sie sich um.«
»Ja, ich werde gern genau das tun, was der Herr Pfarrer sagen. Guten Tag, Mutter Maria, ich habe Sie erst gar nicht
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