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Anthologie - Das Ginsterbett

Anthologie - Das Ginsterbett

Titel: Anthologie - Das Ginsterbett Kostenlos Bücher Online Lesen
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schwebe, ich fliege in den Himmel!
    Sylfidia, du warst wunderbar in diesen Augenblicken! Beim fünften Stoß begann es dir zu kommen, während der Pfarrer vergebens versuchte, mit dir Schritt zu halten. Und es kam dir in einem fort, das Laken ruckte unter dir hin und her wie ein unbedeutender Fetzen, du hieltest dich an den Bettpfosten fest und stemmtest dich gegen den Bettrand, bis Knöchel und Zehen weiß wurden, du bissest in das Kissen mit deinen herrlichen weißen Zähnen. Jetzt warst du es, die ihn liebte, er hüpfte auf dir herum wie ein Hobelspan in einem Wasserfall, ja, wie ein Lotosblatt wurde er von Katarakt zu Katarakt geschleudert. Du lachtest glucksend, und dein Gelächter ging in Schreie über, in heisere und in durchdringende Schreie. Du krümmtest dich wie in unerträglichen Krämpfen, und der Krampf wurde von dem milden, üppigen Regen aufgelöst. Aber er kam immer wieder, nie und nimmer wolltest du innehalten!
    Die Augen standen ihr aus dem Kopf, blutunterlaufen und verdreht, sie schielte vor Seligkeit, als der letzte, unerträgliche Orgasmus sich mit einem stechenden, langen Zittern ankündigte, als sei sie über ein Waschbrett geschleift worden.
    »Noch weiter rein! Weiter rein!« schrie sie mit ihren letzten Kräften. »Tiefer! Tiefer! T-i-e-f-e-r-!«
    Ein Wimmern, das sich zum Schrei steigerte, und sie wurde mit solcher Kraft rückwärts gegen ihn geschleudert, daß er die Stellung nicht halten konnte, sondern auf den Boden taumelte. Dort saß er dann einsam auf den Steinfliesen mit seinem glänzend blanken Ständer, nach nur halb vollendetem Werk. Sie aber brach auf dem Bett zusammen, sank in die Vertiefung der Matratze und blieb japsend dort liegen, als gäbe es im ganzen Weltraum nicht Luft genug für sie.
    Es folgte ein langes Schweigen. Sylfidias Atem wurde ruhiger, sie hob den Kopf und sah sich mit matten, schuldbewußten Augen um. Ihre Wangen waren naß von Tränen, in denen das klare Licht vom Fenster glitzerte. Sie streckte die Zunge vor und leckte sich langsam eine Träne ab.
    »Es ist Ihnen wohl auch dieses Mal nicht gekommen?«
    »Nein, es ging nicht besser als beim vorigen Mal.«
    »Ach, welch ein Jammer! Mir ist es hundertmal gekommen!«
    Sie lächelte, das Lächeln ging in ein Gähnen über, sie streckte die Arme über den Kopf, und ihre Brüste traten so stolz und glänzend hervor wie zwei Batterien. Der Pfarrer starrte sie wie verhext an, als wolle er sie ihr abreißen und sie verschlingen, seine Finger krümmten sich unwillkürlich. Doch er bezwang sich, noch einmal konnte er sie unmöglich hernehmen.
    Soll ich ihn mir von ihr ablutschen lassen? erwog er und sah auf seinen unbezwinglichen Ständer hinab. Wie dumm du aussiehst! Kriegst du denn nie genug?
    »Aber das ist ja entsetzlich, was sollen wir bloß machen? – Jetzt weiß ich es, ich hole Mutter Maria! Der Herr Pfarrer können sich wieder hinlegen, ich sage, Hochwürden seien krank.«
    Sie schlüpfte in ihr Kleid und sprang aus dem Zimmer. Seufzend schickte sich der Pfarrer an, das ramponierte Bett zu machen, dann legte er sich mit besorgter Miene hin.
    Vielleicht bin – ich wirklich krank, dachte er.
    Er fühlte sich tatsächlich nicht wohl. Er holte sein Gebetbuch mit dem schwarzen Einband und goldenem Kreuz hervor und legte es über die lästige Wölbung der Bettdecke.
    Und siehe, kaum hatte er das getan, da kam der Küster herein – ohne anzuklopfen, beschwipst wie gewöhnlich und rülpsend – , um sich die Lieder zur Vesper geben zu lassen.
    »124, 308 und 376«, improvisierte der Pfarrer.
    »Ist dem Herrn Pfarrer nicht wohl? Ich sehe, der Herr Pfarrer liegen im Bett?«
    »Mir ist nicht ganz wohl.«
    »Ja, dann wird jedenfalls nichts aus all dem Kram, dann läute ich nicht zur Vesper. Denn sehn Sie, ich hab’ unseren lieben Herrn Pfarrer so schrecklich gern. Ist’s was mit dem Magen?«
    »Ja, so in der Gegend.«
    »Wenn es so bestellt ist, dann sollten sich der Herr Pfarrer aber wirklich einen kleinen genehmigen. Das hilft, so wahr ich hier stehe. Aber ich zieh’ an keinem Glockenstrang, bevor unser lieber Pfarrer wieder auf den Beinen ist, das schwöre ich. Und wenn die Leute kommen und in die Kirche wollen, dann hebe ich nur die Hand.
    Und dann frage ich, wo sie hinwollen. ›Wir wollen zur Vesper‹, antworten sie sicher. ›Nein, daraus wird nichts‹, sage ich dann, ›nicht, solange unser geliebter Herr Pfarrer Magenschmerzen hat.‹ – Sagen Sie, hat unsere kleine Sylfidia Ihnen gestern nicht eine

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