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Anthrax

Anthrax

Titel: Anthrax Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Cook
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lautes Gelächter aus; sie saßen bei geöffneten Kipptoren in der Oktobersonne auf dem Bürgersteig und spielten Karten.
    »Hat er seinen Namen oder eine Telefonnummer hinterlassen?« fragte Curt.
    »Nein«, erwiderte Bob. »Er hat nur gesagt, daß Sie ihn anrufen sollen. Ich dachte, Sie wüßten, wer der Mann ist.«
    »Ich habe nicht den geringsten Schimmer«, log Curt. »Vielleicht kommt er ja noch mal vorbei«, lautete Bobs Kommentar.
    Curt bedeutete Steve, ihm zu folgen. Sie stiegen die Treppen zu den Aufenthaltsräumen hinauf. Curt öffnete die Toilettentür und vergewisserte sich, daß niemand in einer der Toiletten oder der Dusche war.
    »Das gefällt mir überhaupt nicht«, zischte er; er mußte sich zwingen, seine Stimme zu mäßigen. »Warum, zum Teufel, läßt er sich hier blicken?«
    »Ich hab’ dir doch gesagt, daß der Kerl nicht ganz dicht ist«, entgegnete Steve.
    Curt lief auf und ab wie ein Löwe in seinem Käfig. Seinen leicht vorstehenden Kiefer hielt er krampfhaft zusammengepreßt. Er konnte es einfach nicht fassen, daß Yuri so eine Dummheit begangen hatte.
    »Hoffentlich entpuppt er sich nicht als tickende Zeitbombe!« gab Steve zu bedenken. »Ich glaube, wir sollten mal ein ernsthaftes Gespräch mit ihm fuhren. Bei der Gelegenheit kann er uns auch gleich den Beweis liefern, daß er uns nicht verschaukelt.«
    Curt nickte im Gehen und blieb stehen. »Okay. Nach der Arbeit fähren wir bei ihm zu Hause in Brighton Beach vorbei und nehmen ihn uns zur Brust. Erst verklickern wir ihm, wie wichtig unsere Sicherheitsvorkehrungen sind, und dann gucken wir uns mal sein Labor an. Sozusagen um zu kontrollieren, ob er auch wirklich tut, was er zu tun vorgibt.«
    »Kennst du seine Adresse?« fragte Steve. »Oceanview Lane Nummer fünfzehn«, meldete Curt.

Kapitel 4
    Montag, 18. Oktober, 12.30 Uhr
    »Klopf, klopf«, rief eine Stimme. Jack und Chet sahen von ihrer Arbeit auf. In der Tür stand Agnes Finn, die Leiterin des MikrobiologieLabors. »Ich habe irgendwie ein Deja-vu-Erlebnis«, stellte Agnes fest. »Leider eins von der Sorte, die ich weniger mag.« Über ihr normalerweise eher ernstes Gesicht huschte ein vorsichtiges Lächeln. Jack staunte nicht schlecht; soviel Humor hatte Agnes noch nie an den Tag gelegt. Sie hielt einen Zettel in der Hand.
    Jack wußte sofort, worauf Agnes anspielte. Drei Jahre zuvor, als sie bei einem mysteriösen Infektionsfall Pest diagnostizierte, hatte sie ebenfalls Wert darauf gelegt, die schockierenden Ergebnisse persönlich zu überbringen. »Erzählen Sie nichts von Anthrax«, sagte Jack. Agnes schob ihre mit extrem dicken Gläsern versehene Brille ein Stück höher und reichte Jack den Zettel mit dem Ergebnis des direkten Immunfluoreszenztests, den sie an einem der Mediastinal-Lymphknoten vorgenommen hatte. Auf dem Papier stand in Großbuchstaben: ANTHRAX POSITIV. »Das ist ja unglaublich!« schnaubte Jack. Er reichte den Zettel an Chet weiter, der das Ergebnis genauso ungläubig bestaunte.
    »Wahrscheinlich wollten Sie das Ergebnis so schnell wie möglich haben«, vermutete Agnes.
    »Auf jeden Fall«, entgegnete Jack verstört. Seine Augen waren glasig, sein Hirn arbeitete bereits auf Hochtouren. »Wie sicher ist der Test?« fragte Chet. »Etwa hundert Prozent«, erwiderte Agnes. »Er ist sehr spezifisch, und die Reagenzien sind nicht alt. Nach all den exotischen Infektionskrankheiten, die Jack vor ein paar Jahren diagnostiziert hat und die damals so einen Wirbel produzierten, habe ich dafür gesorgt, daß wir auf nahezu alle Tests vorbereitet und auf dem neuesten Stand sind. Um die Diagnose endgültig bestätigen zu können, haben wir natürlich auch noch Kulturen angelegt.«
    »Milzbrand beziehungsweise Anthrax verbreitet sich durch Sporen«, äußerte Jack, als ob er gerade aus einer Trance erwachte. »Gibt es Tests für die Sporen, oder müssen Sie sie erst keimen lassen und dann auf die Bakterie testen?«
    »Es gibt die sogenannte Polymerasekettenreaktion oder kurz PCR-Analytik, mit der man auf Sporen testen kann«, erklärte Agnes. »Im MikrobiologieLabor können wir diesen Test nicht durchführen, aber Ted Lynch vom DNA-Labor wird Ihnen sicher weiterhelfen. Haben Sie irgend etwas, das Sie auf Sporen testen wollen?«
    »Noch nicht«, sagte Jack nachdenklich. »O je«, stöhnte Chet. »Der Ton gefällt mir gar nicht. Du hast doch nicht etwa vor, einen Ausflug an die Front zu machen?«
    »Ich weiß es noch nicht«, gestand Jack. Er war ziemlich benommen. Ein Fall

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