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Anthrax

Anthrax

Titel: Anthrax Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Cook
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Musikbox saß ein Mann allein an einem kleinen Tisch und futterte die Maschine mit Quarters.
    Curt und seine Kumpels drängten sich um die Theke, bestellten Bier und tauschten Geschichten aus, die sich um ihre gerade absolvierte Grundausbildung drehten. Dabei lachten sie herzhaft. Curt fühlte sich rundum wohl. Er hatte zum ersten Mal im Leben das Gefühl dazuzugehören. Während der Ausbildung hatte er sich hervorgetan und war sogar zum Mannschaftsführer gewählt worden. Als er die dumpfe, monotone Musik irgendwann leid war, schlenderte er zur Musikbox. Er hatte bereits einige Biere getrunken und fühlte sich heiter und beschwipst. Während er die Songauswahl studierte, kramte er eine Handvoll Quarters hervor.
    »Gefällt dir die Musik nicht?« fragte der Mann an dem kleinen Tisch.
    Curt musterte den Fremden. Er war mittelgroß und hatte kurzgeschnittenes Haar. Seine scharfen Gesichtszüge wurden durch schmale Lippen und strahlend weiße Zähne unterstrichen. Er war glatt rasiert und trug ein T-Shirt und gebügelte Jeans. Auf seinem rechten Oberarm war eine kleine amerikanische Flagge eintätowiert. Doch das Markanteste an ihm waren seine Augen. Selbst im Halbdunkel der Kneipe hatte er einen so stechenden Blick, daß Curt sich fast in Hypnose versetzt fühlte.
    »Die Musik ist okay«, beschwichtigte Curt und stellte sich in Positur. Er hatte das Gefühl, von dem Unbekannten taxiert zu werden.
    »Du solltest mal auf den Text achten, mein Freund«, empfahl der Mann und nahm einen Schluck von seinem Bier. »Und was würde ich dann hören?« fragte Curt. »Eine Botschaft, die dieses verdammte Land vielleicht noch retten könnte«, erwiderte der Mann.
    Ein allwissendes Lächeln huschte über Curts Miene. Er sah zu seinen Kumpels hinüber und wünschte sich, sie könnten die Worte dieses Mannes hören.
    »Mein Name ist Tim Melcher«, stellte der Mann sich vor und schob Curt mit dem Fuß einen freien Stuhl zu. »Setz dich. Ich gebe ein Bier aus.«
    Curt betrachtete die Bierflasche in seiner Hand. Sie war fast leer.
    »Na los, Soldat«, ermutigte Tim ihn. »Setz dich auf deine vier Buchstaben, und mach es dir bequem!«
    »Ich bin ein Marine«, stellte Curt klar. »Das ist doch einerlei«, entgegnete Tim. »Ich war beim Heer. Erste Kavalleriedivision. Bin zweimal in Vietnam gewesen.« Curt nickte. Bei dem Wort Vietnam wurden ihm die Knie weich. Vietnam bedeutete richtiger Krieg, während er mit einen Freunden in der Ausbildung ja nur Krieg gespielt hatte. Außerdem mußte er an seinen acht Jahre älteren Bruder Pete denken, den Fußballstar aus Bensonhurst. Er hatte das Pech gehabt, eingezogen zu werden. Ein Jahr vor Kriegsende war er in Vietnam gefallen.
    Curt zog den Stuhl heran und setzte sich. Dann lehnte er sich lässig zurück und leerte sein Bier. »Was trinkst du?« fragte Tim. »Das gleiche?« Curt nickte.
    »Harry!« rief Tim nach dem Kellner. »Bringst du uns noch zwei Budweiser?«
    »Wie heißt du?«
    »Curt Rogers.«
    »Ein schöner Vorname«, stellte Tim fest. »Er paßt zu dir.« Curt zuckte mit den Schultern. Er wußte nicht so recht, was er von dem Unbekannten halten sollte; vor allem irritierte ihn sein stechender Blick.
    Mit dem frischen Bier vor sich, entspannte er sich allmählich.
    »Ich bin froh, daß ich dich kennengelernt habe«, fuhr Tim fort. »Weißt du, warum?« Curt schüttelte den Kopf.
    »Ich bin dabei, eine Gruppe zu gründen, und ich glaube, du und ein paar von deinen Kameraden sollten meiner Gruppe beitreten.«
    »Was für eine Gruppe?« fragte Curt skeptisch. »Eine Grenzbrigade«, erläuterte Tim. »Und zwar eine bewaffnete. Die reguläre Grenzpatrouille, die unser Land eigentlich vor illegalen Ausländern schützen sollte, arbeitet vollkommen dilettantisch. Von hier bis zur mexikanischen Grenze sind es gerade mal zehn Meilen. Aber leider ist diese gottverdammte Grenze ein einziges gigantisches Sieb!«
    »Ach ja?« bemerkte Curt. Er hatte sich noch nicht besonders viele Gedanken über die Grenze gemacht; dafür war er viel zu sehr mit seiner anstrengenden Bodyausbildung beschäftigt gewesen. »Ach ja«, äffte Tim Curts sinnigen Kommentar nach. »Glaub mir – die Situation ist ernst. Es wird nicht mehr lange dauern, dann befinden du und ich und der Rest unserer arischen Brüder und Schwestern uns hier in der Minderheit.«
    »Darüber habe ich noch nie nachgedacht«, gestand Curt. Das Wort ›arisch‹ hörte er zum ersten Mal im Leben, und er wußte nur vage, was es bedeutete.
    »Dann

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