Anthrax
solltest du langsam aufwachen«, empfahl Tim. »Dieses Land steht am Rande des Ruins. Bald übernehmen Nigger, Scheißlatinos, Schlitzaugen und Schwuchteln bei uns die Macht. Es liegt einzig und allein in der Hand von Leuten wie dir und mir, dafür zu sorgen, daß unsere gottesfürchtige, eigenständige Kultur überlebt, in der Menschen für ihren Lebensunterhalt arbeiten und die verdammten Schwuchteln hinter verschlossenen Türen zu bleiben haben. Soll ich dir noch etwas sagen? Diese fremden Rassen strömen nicht nur zu uns rein wie Wasser durch ein Flußbett, sie vermehren sich zudem auch noch wie die Fliegen. Das ist ein Riesenproblem! Wir können nicht einfach auf unseren Ärschen sitzenbleiben und abwarten! Wenn wir das tun, sind wir selber schuld.«
»Wie soll die Grenzbrigade denn bewaffnet werden?« fragte Curt. »Falls du die verrückte Idee haben solltest, daß Leute wie ich dir Knarren beschaffen sollen – vergiß es! Wir können keine Waffen nach draußen schmuggeln.«
»Waffen sind kein Problem«, winkte Tim ab. »Ich habe in meinem Keller ein riesiges Arsenal, unter anderem vollautomatische Maschinengewehre, Maschinenpistolen, Sturmgewehre und Glocks. Es gibt sogar Uniformen, weil ich schon zehn Jungs von den Marines zu meiner Brigade bekehrt habe. Wir waren bereits auf Patrouille.«
»Habt ihr illegale Einwanderer entdeckt?« fragte Curt, von Ehrfurcht ergriffen. Die Beschreibung des Waffenarsenals hatte ihn so beeindruckt, daß er mit einem Mal voller Bewunderung für den Mann war.
»Na klar!« entgegnete Tim. »Wir haben beinahe ein Dutzend von ihnen abgefangen.«
»Und was macht ihr mit ihnen, wenn ihr sie aufgegriffen habt? Übergebt ihr sie der offiziellen Grenzpatrouille?«
Tim lachte verächtlich. »Wenn wir das täten, wären sie in der nächsten Nacht wieder da. Die Vorgehensweise der offiziellen Grenzpatrouille sieht so aus, daß sie den Illegalen einmal auf die Finger klopft, sie ausschimpft und dann wieder laufenläßt.«
»Und was macht ihr mit ihnen?« hakte Curt nach, obwohl er die Antwort schon ahnte.
Tim beugte sich nach vorn und flüsterte: »Wir knallen sie ab und verbrennen sie.« Dann rieb er sich die Hände, als wollte er Schmutz abwischen. »So ist die Sache ein für allemal erledigt. Jedenfalls riskieren sie es bestimmt kein zweites Mal.« Curt mußte schlucken. Seine Kehle war mit einem Mal ganz trocken. Die Vorstellung, illegale Einwanderer zu erschießen, empfand er als spannend und unheimlich zugleich. »Ich habe ein paar Zeitschriften dabei«, fuhr Tim fort. »Wenn du Interesse hast, würde ich dir gern ein paar mitgeben. Du kannst sie dann an Leute verteilen, die so sind wie wir. Verstehst du, was ich mit Leuten meine, die so sind wie wir?«
Natürlich verstand Curt ihn. »Was für Zeitschriften sind das?«
»Die, die ich heute dabei habe, heißt Blut und Ehre«, entgegnete Tim. »Ich habe noch mehr, aber diese ist besonders gut. Sie kommt zwar aus England, aber darin werden genau die Themen angesprochen wie die unsrigen. Westeuropa hat die gleichen Probleme wie wir. Ich habe auch einen Roman dabei. Liest du gerne?«
»Eigentlich nicht«, gestand Curt. »Außer Waffenzeitschriften und so etwas.«
»Vielleicht verwandelt dich dieses Buch ja in eine Leseratte«, entgegnete Tim. »Lesen ist wichtig.« Er beugte sich vor, öffnete seine Aktentasche und kramte ein dickes Taschenbuch hervor. »Es heißt The Turner Diaries.« Mit diesen Worten reichte er Curt das Buch.
Curt nahm es skeptisch entgegen. Seit der High School hatte er nur einen einzigen Roman gelesen: eine Pornogeschichte über ein College-Mädchen namens Barbara aus Dallas. Er öffnete die Turner Diaries und überflog ein paar Zeilen. Damals wußte er noch nicht, daß es sein Lieblingsbuch werden sollte.
Am Ende nahm Curt sechs Exemplare der Zeitschrift Blut und Ehre und die Turner Diaries mit. Er las beides und machte sich nach der Lektüre immer mehr Gedanken über die Themen, über die Tim mit ihm geredet hatte. Außerdem reichte er den Lesestoff an Leute weiter, die nach Tims Auffassung geeignet waren. Es dauerte nicht lange, und er hatte einen Kader von gleichgesinnten Marines um sich geschart, die es sich angewöhnten, gemeinsam zu essen. Curt freundete sich immer dicker mit Tim Melcher an. Er verbrachte einen Großteil seiner Freizeit mit dem Mann und half ihm beim Aufbau der Grenzbrigade, der er auch selber beitrat. Etliche von Curt rekrutierte Marines traten ebenfalls bei. Als Curt
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