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Anthrax

Anthrax

Titel: Anthrax Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Cook
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vorstellen. Wie es wohl wäre, wenn plötzlich aus heiterem Himmel eine Gruppe von Männern aus der Dunkelheit hervortrat? Instinktiv griff er an sein Halfter, in dem eine Glock Automatik steckte, und öffnete es. Nötigenfalls wollte er unter keinen Umständen erst lange herumfummeln müssen.
    »Ich weiß, was du denkst«, sagte Tim. »Komm, ich zeige dir etwas.«
    Tim öffnete ein Leinenfutteral, das er neben sich auf den Boden gestellt hatte, und entnahm ihm eine Waffe. Sogar in der Dunkelheit erkannte Curt, daß es sich um ein Gewehr handelte, das er noch nie in Tims Händen gesehen hatte. »Das ist mein Lieblingsgewehr«, erklärte Tim voller Stolz. »Ich setze es nur bei richtigen Operationen ein, so wie heute.«
    Er hielt Curt die Waffe hin. Curt nahm sie entgegen und hielt sie sich dicht vors Gesicht. Obwohl er ein solches Gewehr noch nie in der Hand gehalten hatte, wußte er sofort, was es war: ein für die Zwecke der Marines modifiziertes Reming-ton-308-Scharfschützengewehr. »Wo zum Teufel, hast du das denn her?« fragte er ehrfürchtig. »In Survival-Magazinen wie dem Söldner kannst du so ziemlich alles kaufen, was dein Herz begehrt. Du mußt dir nur die Anzeigen im hinteren Teil ansehen.«
    »Aber das ist ein Gewehr von den Marines«, entgegnete Curt. »Wie, um alles in der Welt, kommt man denn an so ein Schmuckstück heran?«
    »Woher soll ich das wissen?« fragte Tim zurück. »Ich schätze, daß es irgendwann jemand gestohlen oder gegen etwas anderes eingetauscht hat. Beim Militär findet ein reger Tauschhandel statt, das wirst du noch mitbekommen.«
    »Diese Gewehre werden in Quantico speziell für die Zwecke der Marines umgearbeitet«, erklärte Curt und strich liebevoll mit der Hand über den Schaft. »Ebenso wie auch ein paar andere militärische Gewehre.«
    »Ja, ich weiß«, bestätigte Tim. »Es hat einen frei schwingenden Kugellauf und ein Glasfaser-Magazin. Und den Abzug muß man nur noch leicht anticken, der Widerstand ist auf ein Pfund reduziert.«
    »Es ist einmalig«, staunte Curt. So ein Gewehr zu besitzen war sein größter Traum. Er liebte Waffen jeder Art, vor allem aber hatten es ihm High-Tech-Gewehre angetan. »Das beste ist das Sehfeld«, erläuterte Tim. »Achte mal auf den riesigen Radius. Es hat einen integrierten Restlichtverstärker. Sieh mal durch!«
    Curt brachte das Gewehr vorsichtig auf seiner Schulter in Position und spähte durch das Zielfernrohr. Die schwarze Nacht verwandelte sich wie durch ein Wunder in ein nebelhaftes grünes Leuchtfeld. Selbst auf eine Entfernung von mehreren hundert Metern konnte er noch deutlich die Umrisse der kargen Landschaft ausmachen. Plötzlich erspähte er aus dem Augenwinkel eine Bewegung, er schwenkte das Gewehr ein wenig nach links. In der Mitte des Sichtfelds sah er zwei sich ihren Weg durch die Dunkelheit bahnende Männer. Sie kamen schräg auf ihn zugelaufen.
    »Ach, du heilige Scheiße!« schrie er. »Ich hab’ zwei Mexikaner im Visier. Das gibt’s doch gar nicht!«
    »Laß sie nicht aus den Augen!« rief Tim aufgeregt. »Sonst hast du sie gleich verloren. Was haben sie an? Doch nicht etwa Uniformen?«
    »Zum Teufel – nein!« erwiderte Curt. »Ich glaube, sie tragen karierte Hemden, Jeans und Cowboyhüte. Außerdem haben sie altmodische Vinyl-Koffer oder so etwas Ähnliches in den Händen.«
    »Gratulation, Soldat!« rief Tim. »Du hast ein Truthahn-Paar erbeutet. Am besten feuerst du mindestens zweimal ab, damit du auch beide erwischst. Es sei denn, du erwischst sie in einer Linie und schaffst es, sie mit einem Schuß umzupusten.« Er kicherte in sich hinein.
    »Du willst wirklich, daß ich auf sie schieße?« fragte Curt nervös. Er hatte es bisher peinlich vermieden, an diesen Augenblick zu denken; immerhin stellten die beiden Männer im Fadenkreuz seines Gewehrs keinerlei unmittelbare Gefahr für ihn dar. In einer Kampfsituation hätte er ohne jeden Zweifel reflexartig reagiert und abgedrückt, aber er befand sich in keiner Kampfsituation. Er hatte eher das Gefühl, zwei Unbewaffnete, die er nicht einmal kannte, heimtückisch aus dem Hinterhalt zu ermorden. Er spürte, daß er zitterte. Im Fadenkreuz sah er die beiden Männer hin-und herspringen. »Du kannst auch zu ihnen rüberlaufen und mit ihnen herumdiskutieren«, erwiderte Tim sarkastisch. »Mein Gott, natürlich will ich, daß du sie abknallst. Das ist verdammt noch mal dein Recht! Schließlich hast du sie als erster gesehen.« Curt spürte, wie er in Schweiß

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