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Anthropofiction

Anthropofiction

Titel: Anthropofiction Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leon E.Stover und Harry Harrison
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waren die beziehungsreichen Ähnlichkeiten zwischen uns, dem Schimpansen und dem Gorilla, die unsere Vettern genannt werden könnten, zu erklären? Der Tatsache nach zu urteilen, daß die Blut-Proteine des Gorillas den unseren am meisten ähneln, muß er unser nächster Verwandter sein. Earnest A. Hooton, ebenso zornig und misanthropisch wie H. L. Mencken es war, wirft einen kritischen Blick auf unseren Körperbau aus der Sicht unseres Blutsverwandten, dem Gorilla. In »Apologie der menschlichen Physis« sind weder Hooten noch der Gorilla froh über das, was sie sehen.
    Natürlich können Gorillas ihren Groll über den Menschen unmöglich aussprechen; ihnen fehlt die Fähigkeit für diese Art abstrakten Denkens. Aber wenn der Mensch und der Gorilla Blutsbrüder sind, lediglich durch fünf- bis fünfunddreißig Millionen Jahre der Evolution voneinander getrennt – in der Geschichte unseres Planeten in jedem Fall nur ein Augenblick –, ist es dann nicht berechtigt anzunehmen, daß diese Lü cke irgendwie geschlossen werden könnte? »Der Abtrünnige« spielt in einer Gorilla-Gemeinde, in der eine genetische Mutation aufgetreten ist, und Lester del Rey wie Earnest A. Hooton gestatten unserem haarigen Verwandten, seinem haarlosen Vetter einen Spiegel vorzuhalten.

 
Earnest A. Hooton
Apologie der menschlichen Physis
 
Seine Nacktheit
     
    Wenn Sie achtbare anthropoide Affen wären, die zum ersten Mal ein Menschenexemplar flüchtig zu sehen bekämen, fühlten Sie sich durch den Anblick seiner obszönen Nacktheit in ihrem Anstand verletzt. In der Tat ist sie sogar für den Menschen selbst ein beinahe unerträglicher Anblick, es sei denn, er ist ein Wilder ohne Kultur oder ein Nudist ohne Feingefühl. Denn hier haben wir den abnormen Fall unter den Säugetieren, dem die gewöhnliche Bedeckung mit Fell oder Haar fehlt, der nur Büschel davon aufweist, welche an unpassenden Stellen widerlich hervorsprießen. Welche sonderbare Haarkrankheit hat dieses Tier befallen, die seinen Körper vom Haarkleid entblößte, das die zarte Haut gegen Schürfungen und Quetschungen schützt, die lebenswichtigen Organe isoliert und allzu schnellen Wärmeverlust oder ein Austrocknen der Gewebe durch die aktinischen Sonnenstrahlen verhütet? Warum hat der Mensch reichlich Haar nur an den Stellen zurückbehalten, wo es relativ unnötig ist – wie zum Beispiel am Hirnkasten, der schon ausreichend durch eine dicke Knochenschale geschützt ist, und im Gesicht, wo Barthaare bloß beim Essen stören? Um seine leibliche Nacktheit zu bedecken, war der Mensch gezwungen, glücklichere Tiere zu erschlagen, damit er sich selbst in ihre Felle kleiden oder Stoffe aus ihrem geschorenen Haar weben konnte, oder auch dazu, aus Pflanzenfasern unbequeme, unhygienische und meist lächerliche Kleidung zu machen. Andererseits war der Mensch, um das überflüssige und sich verwirrende Haar an Gesicht und Kopf loszuwerden, gezwungen, viele Apparate zum Entfernen, Schneiden und Rasieren zu erfinden. Der erwachsene männliche Weiße hat einige Jahrtausende lang unglücklich experimentiert; von einem Stück Feuerstein bis zu einem elektrischen Rasenmäher hat er alles ausprobiert, um sein Gesicht von der struppigen Verlegenheit zu säubern, ohne sich dabei abzuhäuten. Jeden Morgen opfert er sich zehn Minuten lang auf dem Altar des Evolutionsleerlaufs, bis er im Alter von 3 mal 20 plus 10 den vollen Tribut von etwa 3047 Leidensstunden gezahlt hat – eine, wenn auch selbstauferlegte, physische Tortur; als Kunde eines Friseurs eine physische und geistige. Und in dieser erschütternden Gesamtsumme ist das Haarschneiden nicht einmal inbegriffen. Wahrscheinlich sind die meisten modernen Theorien zur Erklärung der Launen des menschlichen Haarwuchses von Wissenschaftlern während ihrer morgendlichen Rasur entwickelt worden. Summarisch übergehen können wir die naive Annah me, daß Teile des Körpers durch die Reibung der Kleidung von Haar entblößt worden sind. Das geringste Ausmaß von Körperhaarwuchs findet sich einerseits bei Negerstämmen, die seit vermutlich mindestens 30000 Jahren nackt gingen, und andererseits bei Mongolenstämmen, die sich für den längsten Teil des Winters einnähten. Den Ursprung der Vermutung, die menschliche Haarlosigkeit sei in den Tropen entstanden, um den Menschen in die Lage zu versetzen, sich von den äußeren Parasiten zu befreien, die man gewöhnlich Läuse nennt, rufe ich nicht in die Erinnerung zurück. Es muß nur angemerkt werden,

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