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Anthropofiction

Anthropofiction

Titel: Anthropofiction Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leon E.Stover und Harry Harrison
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daß, falls dies der Fall war, das Vorhaben der Evolution einzigartig erfolglos blieb.
     
Sein Körperbau und seine Haltung
     
    Der zweite Aspekt des Menschen, der den ihn anstar renden Anthropoiden abstoßen würde, ist die monströ se Verlängerung seiner Beine, seine deformierten Füße mit den mißgestalteten und nutzlosen Zehen, seine schwachen und verkürzten Arme und seine außergewöhnliche Haltung und Gangart. Wenn wir mit der Verbindung zwischen den unteren Gliedmaßen und dem Rumpf einmal beginnen und unfeine Details übergehen, würde ein prüfender Anthropoide ungünstig über das unmäßige Hervorstehen des menschlichen Hinterteils urteilen. Er würde die hintere Erhebung des Menschen für albern, bizarr und rokoko befinden. Der hastig zu den Schenkeln gesenkte Blick des Anthropoiden wäre des weiteren beleidigt durch monströse Muskelwülste, knubbelige Kniescheiben, rasiermesserscharfe Schienbeine, vorne ungenügend bedeckt und hinten übermäßig gepolstert, wie Hämmer vorspringende Fersen, bucklige Mittelfuße, die in rudimentäre Zehen auslaufen – einen dicken spatelartigen großen Zeh ohne Greifkraft, und die anderen Zehen, die immer kleiner werden bis zum kleinsten Zeh, einer Art äußeren Wurmfortsatzes.
    Indem er diese verstümmelten Platten flach auf den Boden pflanzt, bewegt sich der Mensch auf seinen grotesken Hinterbeinen fort, streckt seinen Brustkorb, seinen Bauch und jene Organe vor, die bei Vierbeinern bescheiden unter einer verhüllenden Körpermasse hängen. Diese grob und unelegante Beschreibung könnte den gebildetsten meiner Leser schwerlich so schmerzlich schockieren, wie die Realität einen anthropoiden Affen. Wir wollen uns endlich einmal bemühen, uns so zu sehen, wie uns andere Primaten sehen.

 
Lester del Rey
Der Abtrünnige
     
    Harvey Lane hockte dicht hinter dem Eingang der Blätterhütte des Häuptlings; seine Aufmerksamkeit richtete sich einerseits auf die mühsamen Versuche des Häuptlings, einen Knopf anzunähen, der zu Lanes einzigem Paar Shorts gehörte, andererseits auf das Leben im Dorf selbst. Äußerlich unterschied es sich wenig von dem anderer innerafrikanischer Gemeinwesen, obgleich die Sauberkeit und die Abwesenheit des üblichen konfusen Palavers merkwürdig waren, ebenso wie das Fehlen im Wege liegender, kläffender Köter. Aber für jeden anderen wären die großen Weibchen, die mit ihrer Gartenarbeit oder der Herstellung, dem vorhandenen Material entsprechend, primitiver Werkzeuge beschäftigt waren, die spielenden Jungen und die massigen Wachtposten, die in den unteren Zweigen herumhockten, entschieden anomal gewesen.
    Lane war daran gewöhnt. In acht Jahren kann sich ein Mensch an alles gewöhnen, sogar an den Anblick einiger hundert Gorillas, die sich mit Arbeiten beschäftigen, die normalerweise Menschen vorbehalten sind. Er kannte jeden der haarigen muskulösen Affen hier draußen so gut, daß er in ihren Gesichtern nicht mehr häßliche Fratzen sah, sondern die individuellen Züge von Freunden und Schülern. Er lehnte sich zurück und streifte dabei eine muskulöse Schulter, da einer der Bullen in der Hütte mit einem Fächer hin und her wedelte, um die Fliegen von seiner unbehaarten Haut fernzuhalten, bis der Häuptling die Näharbeit beendet hatte, und er seine zerlumpten Shorts wieder anziehen konnte. Ajub, der Häuptling, hatte nachgedacht; jetzt nahm er die Unterhaltung mit dumpfer und langsamer Stimme wieder auf, wobei er die Konsonanten manchmal verdrehte; aber sein Englisch, gegen das sie ihre eigene primitive, wenig ausdrucksfähige Sprache so glücklich eingetauscht hatten, war nicht schlechter als der Slang, der in manchen Großstadtvierteln gesprochen wird. »Es war, glaube ich, vor etwa fünfzig Jahren, als wir uns entschlossen, hierherzukommen und ein Dorf weit weg von allen menschlichen Stämmen zu errichten; vorher hatten wir ungefähr hundert Jahre lang versucht, von ihnen zu lernen, aber alles, was sie uns zeigten, waren Haß, Furcht und der Wunsch, uns zu töten und aufzufressen. So gaben wir es als hoffnungslos auf; je mehr wir uns bemühten, desto mehr Angst bekamen sie vor uns. Und der eine weiße Mann, den wir getroffen haben, bevor du kamst, war nicht gerade freundlich; er hatte einige aus unserem Stamm getötet, was uns zwang, ihn und seine Gruppe zu beseitigen. Darüber hinaus geben unser Gedächtnis und unsere dürftige Sprache keinen Anhaltspunkt. Sind diese Mutationen wirklich häufig, Lane?«
    »Ja, tatsächlich,

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