Antiheld - Thriller (German Edition)
zum überlegen, um zu wissen, um wessen Hand es sich hierbei handelte.
»Verschwinde, du Dreckstück! Lass uns endlich in Frieden!«
Der Hand folgte der Arm. Rot und glänzend schimmerte er im matten Licht. Das gleiche Spiel begann mit dem linken Arm. Bei de traten gekrümmt aus Claires Rumpf hervor. Es sah aus wie die Beine einer Spinne. Erst danach folgte der gebeugte Rücken, de ren Wirbelsäule deutlich unter dem gammelnden Fleisch hin durch stach. Den Abschluss des Ganzen bildete der Kopf. Zafira riss ihn mit einer flinken Bewegung empor, sodass das lange Haar, mit einigen Blutspritzern versehrt, durch die Luft geschleudert wurde, wo es schwer auf dem Rückgrat haften blieb.
Die Kreatur strich sich den Blutfilm von den Lidern, ehe es die Augen öffnete. Blinzelnd suchte es die von Claire, die immer noch regungslos in den Nachthimmel blickten. Zafira näherte ihr Ge sicht dem ihres Opfers. Besah es wie eine stolze Mutter, die ihr Kind taxierte.
Blut tropfte von ihrer Nasenspitze, hinab auf Claire. Dann begann die Kreatur zu sprechen. Allerdings nicht in der Landessprache, die alle kannten. Sie verwendete unbekannte Worte, die sie leise hinaus fauchte.
Zafira wusste, die Frau unter ihr konnte sie genau verstehen. In der Tat bildetet sich eine Träne in Claires einem Augenwinkel, welche langsam hinab floss.
Zafira entblößte nun ihr Gebiss. Noch weiter, sodass man bis hinten in ihre Mundwinkel sehen konnte. Grinsend zeigte sie die kläglichen Überreste des kleinen Menschen, der dort in Claire heranwachsen sollte.
Und auch Claire sprach etwas aus, dass nur Zafira und sie ver stehen konnten. Ein einziges Wort, das für sie noch vor ein paar Wochen unglaublich erschien.
» Baby .«
»Was hast du gesagt?« Irritiert musterte er die Frau in seinen Armen. »Claire, du lebst!?«
Zafira missfiel es, dass dieser Grobian sich einmischen musste. Wütend wandte sie ihre Augen in seine Richtung, bereit ihm eine Warnung auszusprechen, doch hinderte sie die Entschlossenheit, die er ausstrahlte, daran.
Na, schön! Sie sollte Kellers Beispiel folgen und lieber das Weite suchen. Es würde sich mit Sicherheit noch eine passende Gelegen heit ergeben, um diesen Kerl aus dem Weg zu räumen.
Dann hätte sie auch alle Zeit der Welt mit ihm.
Zafira sprang kreischend aus dem Körper hinaus. In einem Bogen tauchte sie in eine Pfütze ein, die nicht unweit von ihnen entfernt lag. Erst als das Wasser darin ruhiger wurde, begann Jack aufzuatmen.
»Du lebst!« Jack presste sie eng an sich. Er malmte die Lippen aufeinander, um einen weiteren Heulkrampf zu unterdrücken. »Ich wusste, dass dich niemand klein bekommt.«
Claire verstand Jack nur vage. Ihr schwanden allmählich die Sinne. Außerdem konnte sie sich in diesem Moment nur auf eines konzentrieren.
Ihre Finger glitten zu der aufgebrochenen Bauchdecke, begannen darin einzutauchen und zu wühlen. Nichts fühlte sich ver gleichsweise wie ein zweites Leben in ihr an. Nun war sie es, die zu weinen begann.
»Warum?« Ihre Lippen – ein mittlerweile schmaler Strich – zit terten. »Warum haben sie das getan, Jack!?«
Jack stieg mit ein. Eine Pranke vergrub er in ihrer Mähne, wäh rend die andere über ihre Wange fuhr.
»Weil sie böse sind. Darum.«
Es bedurfte keinerlei langer Erklärungen. Jemand, der so etwas vollbringen konnte – Leben rauben – musste einfach böse sein.
Claires Sicht erfasste die noch warmen Organe, die mit Sicherheit von ihr stammten. Dicht daneben stand ein Paar Männerbeine.
Christians Ausdruck ließ keine deutliche Emotion erkennen. Dieser Mann stellte für sie ein einziges Mysterium dar. Es gab noch so viele ungeklärter Fragen über seine Person. Claire be zweifelte jedoch, dass diese noch alle geklärt werden würden.
Allerdings, einen Verdacht hegte sie bereits seit geraumer Zeit.
»Jack.« Claires blutige Hand erreichte die seine. Sie drückte sein Gelenk so fest sie konnte. Den Blick ließ sie dabei auf Christian bestehen.
Schniefend sah er sie an. »Was, mein Liebling!?«
Claires Pupillen wurden schmaler, um sich gleich drauf wieder zu weiten.
»Ich höre das Klopfen.«
»Schon wieder!?« Jack riss seinen Schädel umher, konnte aber niemanden erkennen. »Sie sind doch verschwunden, weshalb soll ten sie wieder-«
»Jack.«
Claires Stimme klang durchdringend. Noch immer sah sie auf Christian, der sie missbilligend musterte. Jack tat es ihr gleich.
Jetzt wusste er auch, was er ihr zu sagen versuchte.
»Nein.« Kopfschüttelnd
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