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Antiheld - Thriller (German Edition)

Antiheld - Thriller (German Edition)

Titel: Antiheld - Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stacie McQueen
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Blondine, deren Nachbarplatz soeben frei wurde. Das lange Haar war zu ei nem Pferdeschwanz zurück gebunden. Um ihrem Hals lag ein Schal mit Hahnentrittmuster. Elegant. Ganz nach seinem Ge schmack.
    Zu seinem Übel bemerkte bereits ein anderer Kerl die Frau. Neugierig ließ er seinen Blick über ihre Person schweifen.
    Sorry, mein Kleiner! Ich habe sie zuerst gesehen. Du kannst dir was anders für einen schnell Fick suchen.
    Während der Trottel weiter sein unsicheres Lächeln zur Schau stellte, ging er bereits den Gang entlang. Der Trottel bemerkte es, wirkte jetzt sichtlich überfordert und räumte schließlich freiwillig das Feld.
    Guter Junge!
    Mit einem zufriedenen Lächeln auf den Lippen, ließ er sich neben der Blondine nieder. Unbemerkt sah er zu ihr rüber. Er erblickte die langen, dichten Wimpern, die schmale Nase, die vollen Lippen, das kleine runde Kinn. Bei dem Anblick wurde sein Lä cheln sichtlich breiter. Er ahnte bereits, dass sie hübsch sein wür de, doch das versetzte ihn wahrlich noch mehr in Erstaunen.
    Dass er auf eine Bekannte treffen würde.
    Weiter starrte sie aus dem Fenster, ohne ihn zu registrieren. Ihr Blick wirkte müde, fast schon gelangweilt. Dann jedoch schien sie wacher, aufmerksamer. Sie war bereits im Begriff ihren Blick um zuwenden, als er sie davon abhielt.
    »Nicht hersehen!«
     
    *
     
    Claires Blick erfasste Hochhäuser, kostspielige Boutiquen, reiche Damen, die ihren Schmuck spazieren trugen und Männer, die Aktentaschen, Handys und Kaffeebecher gleichzeitig balancier ten. Kurz danach zeigte sich auch schon die Schattenseite der Stadt.
    Zerdrückte Pappkartons, die als Schlafplatz für heimatlose Seelen dienten. Es war mittlerweile Mitte Oktober und man sah den Obdachlosen an, wie sehr sie mit der Kälte zu kämpfen hatten. Eine Frau zog ihrem Kind eine Mütze auf den Kopf, während ein alter Bärtiger weiter zerknülltes Zeitungspapier ins Feuer warf, das aus einer umfunktionierten Mülltonne empor stieg.
    Claires Augen starrten weiter auf das Geschehen, weswegen sie nicht bemerkte, wie sich jemand neben sie auf dem Platz nieder ließ. Dafür bemerkte sie etwas anderes. Etwas, das ihr eine unde finierbare Gänsehaut bescherte. Ihr Versuch, den Kopf in die Richtung der Person zu wenden, wurde schlagartig unterbunden.
    »Nicht hersehen!«
    Sie ließ hörbar ihren Atem entweichen. Unverkennbar die Stim me eines Mannes. Milder Bariton, ohne erkennbaren Akzent. Beim Dinner mit Kerzenschein hätte ihr diese Stimme wahr scheinlich einen wohligen Schauer verabreicht. Jetzt aber, hier in der Straßenbahn, fühlte Claire nur eins.
    Furcht. Und das obwohl sie von unzähligen Menschen umringt war.
    »Wir beide kennen uns nicht«, fuhr die Stimme weiter fort, wobei sie ihre ruhige Tonlage nicht ablegte. »Und wir werden uns auch nie kennenlernen. Aus diesem Grund sollten wir auch keinen Blickkontakt aufnehmen.«
    Es klang plausibel und doch verstand sie kein einziges Wort von dem, was ihr der Fremde ins Ohr wisperte.
    »Wovon sprechen Sie?« Claire folgte seiner Anweisung. Sie starrte ungehindert aus dem Fenster des Waggons.
    »Wir beide werden an der übernächsten Station aussteigen.«
    »Was!?« Irritiert warf sie den Kopf von einer auf die andere Seite. Einerseits um ihre Ratlosigkeit zu demonstrieren, andererseits, um erneut dieses penetrante Klopfen abzuschütteln.
    Das Klopfen.
    Was hatte Christian gesagt? Es trat auf, bei Menschen, die so waren wie sie.
    Menschen, die ihre Macht nutzten, um anderen Menschen Schaden zuzufügen.
    »Ich wiederhole«, sagte die Stimme, wobei sie immer noch voll kommen gelassen klang. »Wir steigen an der nächsten Station aus.«
    »Niemals!« Sprach da Mut oder einfach pure Dummheit aus ihr hinaus!? Immerhin erahnte sie bereits, was ihnen allen blühte, sollte sie seinen Wünschen nicht Folge leisten.
    »Gleich sind wir da, mein Liebling!«, erreichten Claire durch das dumpfe Klopfen und ihrem beschleunigten Herzschlag die Worte einer Mutter, die gerade mit ihrer Tochter sprach.
    »Dir bleibt keine andere Wahl«, meinte die Stimme spöttisch. »Immerhin ist es ohnehin die letzte Haltestelle, an der die Bahn hält. Dort steigt jeder aus.«
    Das Mädchen begann zu lachen.
    »Außerdem wäre es doch schade, um die vielen Menschen, oder?«
    Sie schloss die Augen, presste die Lippen aufeinander und nickte.
    »Einverstanden.«
    Die nächste Zeit überbrückten beide mit Schweigen.
    Die Bahn wurde zunehmend langsamer, begann zu stocken, bis sie

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