Antiheld - Thriller (German Edition)
widerliche Kichern, deren wahre Bedeutung nur er deuten konnte.
Er begann Claires Wange zu tätscheln. Erst leicht, dann fester. Bis die Handlung schließlich in eine Ohrfeige überging. Ihr blieb vor Erstaunen die Luft weg. Die aufgerissenen Augen starrten derweil zur Seite.
»Ich wüsste zu gern, was deine Fähigkeiten sind. Was für Kräfte besitzt du wohl!?«
Der nächste Schlag traf die andere Wange.
»Na, was ist? Muss ich dich erst noch ein bisschen quälen, bis du mir eine Antwort gibst?«
Selbst wenn sie ihm geantwortet hätte, er mochte es, sie zu schlagen. Claire ihre aussichtslose Lage zu demonstrieren. Wahr scheinlich empfand er dies als pure Lust.
Oder aber er wusste, was ihre besondere Fähigkeit war. Er wusste es und wollte sie einfach so lange schlagen, bis sie in Wut verfiel. Doch trotz allem, versuchte Claire ihre Emotionen zu un terdrücken. Sie hasste es, sich in dieses Biest zu verwandeln, das sie gar nicht war. Dass einfach ihren Körper und ihren Verstand in Besitz nahm.
Der nächste Schlag traf sie gegen ihre Brüste. Nicht ganz so schmerzhaft, wurde schließlich die Intensität durch den Mantel gedämpft.
Claire suchte nach Augen, die das Geschehen womöglich ver folgten, doch fand sie um sich herum nichts als Nebel. Auch hörte sie niemanden mehr. Wahrscheinlich war sie mit ihm völlig al lein.
Ein Luftzug strich über ihr Gesicht hinweg. Tränen begannen sich in ihren Augen zu sammeln. Gleich würde sie weinen und das nicht wegen der Kälte. Es war die Angst, die sie so in Aufruhr versetzte.
Dann rollte eine kleine Träne ihr die Schläfe hinab, versiegte dabei in Claires Haar. Sie sah, wie sein Lächeln breiter wurde.
»Selbst wenn du weinst, bist du noch wunderschön. Oder viel leicht gerade dann.«
Der Versuch, die nächste Träne mit dem Finger abzufangen, schlug fehl. Claires Hand schnellte empor, wobei sie diese ihres Peinigers umfasste. Ihren Finger lagen wie ein zugezogener Schraubstock um seinen Arm. Sein monotoner Gesichtsausdruck wich abermals zu dem bekannten Grinsen.
»Wir scheinen etwas wütend zu sein.« Seine Zunge fuhr die makellosen Zähne entlang. »Dann wird es jetzt endlich inter essant.«
Claire sperrte ihr verzerrtes Maul auf. Speichel sprühte ihm entgegen, was ihn jedoch wenig zu interessieren schien. Unbe kümmert besah er weiter das wilde Biest unter ihm. Derweil gab sie unverständliche Laute von sich, die mehr und mehr in ein Brüllen übergingen.
Claire warf ihn beinahe schon mit Leichtigkeit zu Boden, sodass sie nun auf ihm saß. Schnaufend lag ihr Blick auf seiner Kehle. Da er selbst keinen Schal trug und einen Pullover mit Ausschnitt, lag dieser in verlockender Reichweite.
Sie wollte einfach nur verschwinden, ohne jemanden zu verlet zen. Die Bestie aber gierte nach Fleisch und Blut.
Ihre Nüstern pulsierten, als sie seinen Geruch aufnahm. Das Af tershave vermochte den bleiernen Geruch seines Blutes nicht zu überdecken. Im Gegenteil, war es gerade diese Komposition der beiden Aromen, die sie erst richtig in Zerstörungslaune brachten.
»Eigentlich bevorzuge ich es, oben zu liegen«, erklärte ihr Gegner. Er ignorierte die Tatsache, dass sie im Begriff war, ihm die Kehle zu zerreißen. Speichelfäden liefen ihr Kinn hinab, wobei sie auf seinen Hals tropften. Das Grinsen aber blieb weiterhin bestehen.
»Eben hast du mir weitaus besser gefallen. Aber kann man leider nicht alles haben.«
Claires Knurren ebbte von mal zu mal mehr ab, wobei sie merkte, wie seine Handgelenke, die sie stetig umschlossen hielt, kälter wurden.
Kälter, weicher und zudem begannen sie zu verblassen.
Der Verstand der Bestie war bei weitem nicht so ausgereift, wie der von Claire, weswegen sie auch nicht erkannte, was hier über haupt geschah.
Bis ihre Hände nichts mehr umfassten und ihre blanken Fäuste auf dem Asphalt aufkamen.
Und sein Tritt sie im Rücken traf.
Kreischend warf das Monster den Kopf in den Nacken. Es ver suchte zu entkommen, doch war sein Angreifer unerbittlich. Im mer stärker übte er mit Hilfe seines Schuhs Druck auf ihre Wir belsäule aus. Der daraus resultierende Schmerz kroch ihr den Nacken hinauf. Je qualvoller es wurde, desto mehr verschwand die Bestie in den Hintergrund. Mit dieser verlor auch Claire zu nehmend ihre Kraft. Weiße Punkte explodierten vor ihrem inne ren Auge, während sie vergebens versuchte, ihren Angreifer los zu werden. Claire selbst konnte sich bloß ausmalen, welch lächer liches Bild sie wohl abgeben
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