Antiheld - Thriller (German Edition)
gerne würde sie nun auch in Jacks schüt zenden Armen liegen. Weit weg von diesem Ort. Weg von diesem Kerl.
»Wie heißt du überhaupt?«, fragte er, wobei der Abstand zwi schen ihnen sichtlich geringer wurde.
Claire schwieg. Darauf bedacht, ihre Emotionen zu unterdrücken und gleichzeitig ihrem Gegenüber nicht zu nahe zu kommen, betete sie zu Gott, dass er sie heil herausholen möge.
»Sag es mir einfach. Ich finde es ohnehin spätestens durch die Medien heraus.«
Durch die Medien? Er wollte sie doch wohl nicht …
Und dann fügte sich das letzte Teil des Puzzles zusammen. Claire wusste, wer da vor ihr stand. Der Nebel hatte es ihr verraten.
»Sie sind dieser Frauenmörder von dem die ganze Zeit berichtet wird.« Ihre Stimme reichte bloß zu einem Flüstern aus. Sie be gann zu zittern und das nicht nur wegen der Kälte.
»Schön und intelligent. Das wird wahrlich immer besser.«
Erst jetzt bemerkte Claire, dass die vielen Menschen, die sie bis eben noch umringt hatten, verschwunden waren. Entweder wur den sie vom Dickicht des Nebels verschluckt oder Gott meinte es doch nicht so gut mit ihr. Allen in allem sah ihre Lage mehr als aussichtslos aus.
Hilflos musste sie mitansehen, wie ihr der Nebelfänger immer näher kam. Unkontrolliert fiel ihr Blick auf seine Hände, die in schwarzen Lederhandschuhen steckten. Die Hände, die bereits so viele Frauen umgebracht hatten. Was mussten sie wohl für Qua len ausstehen, in den letzten Momenten ihres Lebens?
Zwar bemühte sich Claire um Haltung, doch konnte sie die aufkommenden Tränen nicht länger unterdrücken. Die Gestalt des Nebelfängers war nur noch als unförmiges Gebilde auszumachen. Die Konturen und Farben seiner Gestalt verschwammen ineinander, um sich sogleich wieder auseinander zu ziehen. Schultern, Arme und Beine verloren an Substanz, mischten sich mit dem Nebel. Vereinten sich mit diesem.
Entsetzt schnappte Claire nach Luft. Was geschah hier!? Eben noch stand sie ihm gegenüber, doch von einer auf die nächste Se kunde war er einfach verschwunden.
Als ob er sich in Luft aufgelöst hätte.
Das Klopfen wurde indes schwacher, doch mit einem mal schmetterte es in Claires Gehör wider. Sie spürte seine Präsenz. Genau hinter ihrem Rücken.
Ihr blieb nicht einmal die Gelegenheit, sich umzudrehen, denn da materialisierte der Nebel sich sogleich wieder zu dem festen Körper des Nebelfängers. Claires entsetzter Laut verschluckte die Lederhand, wobei der andere Arm ihre Taille umfasste. Sie wurde gegen seinen Oberkörper gepresst, während ihr sein heißer Atem ans Ohr schlug.
»Zeit, ein bisschen Spaß miteinander zu haben.«
12
Claire war einem Mann, ausgenommen Jack, noch nie so nah gewesen. Sie konnte seinen maskulinen Duft riechen, spürte sein Glied in ihrem Rücken. Panisch versuchte sie nach der Hand zu greifen, die ihren Mund umschlossen hielt. Claire griff ins Leere.
»Du besitzt eine klare und weiche Stimme. Ich frage mich, wie sich diese wohl anhört, wenn du schreist.«
Die Hand drückte ihr Gesicht nieder, in Richtung Boden. Er wies eine überraschende Kraft auf, sodass Claire ohne Hindernisse mit dem Rücken aufschlug. Der Schmerz setzte sich in ihrer Wir belsäule fest, bis er ihre Beine hinunter schoss. Ihr daraus resultie render Schrei verschluckte seine Handfläche.
»Leider kann ich dich nicht schreien lassen. Nicht hier.« Er ki cherte leise, wobei er über ihren Körper hinweg stieg. Sein Ge wicht drückte sich auf ihren Körper, nahm ihr kurzzeitig die Luft zum Atmen. Die blauen Augen starrten hilflos in die des Mannes. Silberne Augen. Wann durfte Claire jemals in solch schöne und gleichzeitig abgrundtief böse Augen blicken!?
Die freie Lederhand begann ihren Schal zu lösen, bis ihr Hals frei lag. Sein Daumen fuhr über diesen, hinauf zum Kinn. Die andere Hand begann sich langsam zu lösen. Claires schmerzende Lippen dankten es ihr.
»Nicht schreien!«, zischte er, wobei der Daumen nun auf ihrer Unterlippe lag. »Oder ich müsste dich bereits jetzt töten und das wäre doch wirklich schade.«
Hierfür kam ihr gar nicht erst der Gedanke. Vielmehr huschte ihr Blick umher, auf der Suche nach einem Passanten, der sie retten mochte. Allerdings war der Nebel so dicht, dass es schwer war, überhaupt etwas von der Umgebung zu erkennen.
»Braves Mädchen.« Die Hand lag nun auf ihrer, von der Kälte, geröteten Wange. »Du wirst mir mit Sicherheit noch eine Menge Freude bereiten.« Erneut empfing sie dieses
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