Antiheld - Thriller (German Edition)
Haus, um in Richtung Garten zu gelangen, wo die Geräuschquelle saß. Doch kaum, als er das Gartentor erreicht hatte, verstummte das Klopfen mit einem Schlag. Irritiert blieb Chad stehen. Horchte dabei in die Dunkelheit hinein. Stille.
Sollte es bereits vorüber sein!? Seltsam.
Gemächlich machte Chad kehrt, ließ seinen Blick hierbei aber auf den Garten gerichtet, von dem er ohnehin nicht wirklich viel wahrnahm. Einzig die Silhouetten der Bäume, deren Äste knar rend im Wind wiegten, waren zu erkennen.
Er wollte bereits wieder ins Haus gehen, um seinen verloren gegangenen Schlaf nachzuholen, als ihn ein schlimmer Verdacht ereilte. Er sah nämlich, wie von einem der Äste etwas hinab hing, das im Takt des Windes hin und her pendelte.
Chad schmälerte seine Augen. Es sah aus wie …
Wie ein Gehängter!?
Fluchtartig sprang er über das niedrige Tor, hechtete den Rasen entlang, wobei er beinahe über eines von den Spielzeugen seines Rottweilers Killer gestolpert wäre. Ein Gummiknochen gab ein quietschendes Geräusch von sich, als Chad der nächste unheil bringende Gedanke ereilte.
Killer!
Chad rannte weiter, hielt den Lichtkegel der Lampe jedoch auf den Boden gerichtet. Einerseits aus Angst, erneut über etwas zu stolpern, andererseits, nicht das Bild sehen zu müssen, dass ihn mit aller Wahrscheinlichkeit erwartete.
Er blieb stehen. Keuchend besah er wie die leblose Gestalt an einem Seil hing, das über einen Ast gespannt war. Ihm brannten bereits die Augen vor Kälte und Tränen.
Sachte fuhr der Kegel hoch. Den Baumstamm entlang, hinauf, bis sie die braunen Hinterpfoten Killers erreichten.
Chad Kingsley ließ die Lampe geräuschlos ins Gras fallen, bis auch er kniend auf diesem aufkam.
Erst dann schrie er seinen Schmerz in die Nachtluft hinein.
11
»Ich hasse dieses Arschloch!« Roxy trat mit dem Fuß gegen eine Hausmauer, deren Putz abbröckelte. »Du hättest ihn einfach kalt machen sollen. Scheiß auf die Schüler!«
Christian verstand Roxys Empörung, doch war es nun mal nicht so einfach , wie sie es sich vorstellte. Der Kerl hatte weitaus mehr auf dem Kasten, als sie alle zusammen. Nur behielt er dies lieber für sich selbst.
»Wir haben uns geschworen, nie Zivilisten mit rein zu ziehen. Hast du das etwa schon vergessen!?«
Christians eiserner Blick ließ das Mädchen kurzzeitig verstum men. Dann aber öffnete sie erneut den Mund, was Christian mit erhobenem Finger unterband.
»Kein Ton mehr! Ich bin bereits genug genervt. Außerdem können wir von Glück sprechen, dass wirklich niemandem etwas passiert ist.«
Der Nebelfänger hätte mit Leichtigkeit sämtliche Anwesenden ausschalten können, doch unterließ er es bloß aus einem Grund.
Er wollte das Spiel weiter spielen.
Er konnte es unmöglich riskieren, entdeckt zu werden, denn dann würde dies womöglich das vorzeitige Ende seines Vergnügens bereiten.
»Hoffentlich geht er heute nicht erneut auf Brautschau.« Jeff wie Roxy sahen betroffen gen Boden. »Ich ertrage es nämlich nicht länger zuzusehen, wie unschuldige Frauen ihr Leben geben müssen, nur damit ein einziger seinen Spaß hat.«
»Es sind mehr, oder?«
Fragend wandte sich Christian Jeff zu. Dieser hockte in dem Ziehwagen, der an dem Fahrrad befestigt war, welches Roxy festhielt.
»Es sind mehr Opfer, als bloß diese zehn.«
»Mittlerweile sind es elf«, erklärte Christian, wobei ihm ein Stich durch die Leiste fuhr. Er fühlte sich wie ein Versager. »Aber ja, ich glaube auch, dass es weitaus mehr sind. Womöglich auch aus anderen Städten oder gar anderen Ländern. Ich traue diesem Mistkerl alles zu.«
»Was bringt ihm dies alles überhaupt?« Es war Roxy, die diese Frage stellte. »Immerhin bringt er sie ja bloß um. Ein ziemlich un nötiger Zeitvertreib, findet ihr nicht?«
»Nein.« Christian hatte beide Hände in den Taschen seines Mantels vergraben, um sich vor der Herbstluft zu schützen. »Er tötet sie nicht einfach. Er jagt sie. Währenddessen weidet er sich an ihrer Angst. Beobachtet, wie ihre Gesichtszüge entgleiten, die Tränen die Wangen hinab rollen und sie bitterlich um Gnade fle hen. Es ist nicht der Mord an sich, was ihn so erregt. Es ist die Jagd.«
»Wow.« Mehr brachte sie nicht heraus. Man sah ihr nun auch die Betroffenheit an, die die Wut in weite Ferne rücken ließ.
»Ich vertrat einige Mörder, die nach dem gleichen Muster vor ging en. Stolz erzählten sie mir davon.« Die Erinnerung daran, machte
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