Antonias Wille
trösten, verwirrte sie noch mehr. Ihr wurde plötzlich ganz heiÃ.
»Ist halb so schlimm«, murmelte sie.
Er seufzte. »Manchmal könnte man glauben, Mutter wäre eifersüchtig«, sagte er und sprach dabei unbewusst Rosannas eigene Worte aus. Verlegen drehte er am Knopf seines Hemdes. Sein Blick fiel auf die Kleidungsstücke auf dem Boden. »Dabei ⦠Also, seit du da bist, ist alles anders geworden. Irgendwie schöner! Das wollte ich dir schon lange einmal sagen.«
Die Tränen, die Rosanna bis jetzt zurückgehalten hatte, drängten nun mit Macht in ihre Augen. Verlegen wollte sie sich abwenden, doch Zacharias hielt sie fest. Sein rechter Daumen zeichnete sanft die Schatten unter ihren Augen nach. Aus dieser Geste sprach so viel Zärtlichkeit, dass Rosanna aufschluchzte.
Im nächsten Moment hatte er seine Arme um sie geschlungen. »Du darfst nicht traurig sein. Bitte, mir zuliebe!«
Nach einer Weile versiegten Rosannas Tränen. Unter dem Kopfkissen kramte sie ein Taschentuch hervor und putzte sich geräuschvoll die Nase. Was, wenn Franziska sie beide hier antraf? Unruhig rutschte sie auf ihrem Strohsack nach hinten.
Zacharias dachte offenbar, sie wolle ihm Platz machen, und rückte näher.
»Du bist anders als alle Menschen, die ich kenne. Du hast eine Gabe, andere glücklich zu machen. Doch, so ist es!«, bekräftigte er, als Rosanna widersprechen wollte. »Sogar Anton! Seit du ihm gesagt hast, seine Würste würden bestimmt bei jeder Prämierung den ersten Preis gewinnen, platzt er vor Stolz und ist ganz wild darauf herauszufinden, ob es irgendwo eine Art Wettbewerb für Metzger gibt. Da hast du etwas angerichtet!« Zacharias lachte. In seinen Augen funkelten kleine Sterne.
»Warum sollâs so etwas nicht geben?«, erwiderte Rosanna.»Kühe und Pferde werden doch auch einem Preisrichter vorgeführt und prämiert. Und wenn es solch einen Wettbewerb nicht gibt, dann müsste man ihn erfinden! Bestimmt würden viele Metzger daran teilnehmen wollen. Und Anton wäre der Beste!«
Seltsam, schoss es ihr durch den Sinn, da saà Zacharias neben ihr auf dem Bett, und sie unterhielten sich über Würste und seinen unbeholfenen Bruder! Unwillkürlich musste sie kichern und biss sich von innen auf die Wange. Gleichzeitig spürte sie, wie leicht ihr auf einmal ums Herz wurde.
Zacharias schaute sie mit glänzenden Augen an. »Oder denk nur an die Sache mit Margret! Sie verkauft dank deiner Fürsprache jetzt richtig viele Spanschachteln.« Seine Bewunderung war offensichtlich.
»Wenn du nicht aufhörst, mich zu loben, werde ich noch rot!«, sagte Rosanna und spürte schon, wie ihr die Hitze in die Wangen stieg. Dennoch waren seine Komplimente nach dem heutigen Abend wie Balsam auf ihrer Seele.
»Und die Gäste sind auch ganz vernarrt in dich!«, fuhr Zacharias fort, ohne sich um ihren Einwand zu kümmern. »Wenn ich sehe, mit welchen Blicken dich manche durch die Wirtschaft verfolgen, würde ich am liebsten hingehen und sie zurechtweisen!«, sagte er eine Spur zu heftig.
Sofort hob Rosanna einen Zeigefinger an den Mund. »Nicht so laut!« Doch ihr Herz fühlte sich inzwischen federleicht an. War Zacharias etwa eifersüchtig?
Er verzog den Mund. »Du weiÃt schon, was ich meine. Es ist ja gut, dass die Leute dich mögen â das bringt Geld in die Kasse. Vielleicht ist es das, was Mutter manchmal so feindselig sein lässt: dass du mit den Gästen so gut umgehen kannst.«
»Blödsinn!«, erwiderte Rosanna, obwohl ihr dieser Gedanke auch schon gekommen war.
»Mutter ist eine gute Seele, ganz bestimmt, aber â¦Â« Zacharias stieà laut die Luft aus. »Was ihr Benehmen anderen Leuten gegenüber angeht, ist sie genau wie der GroÃvater. Und den kennst du ja ⦠Meine GroÃmutter war ganz anders! Alle imDorf mochten sie, und wir Kinder sind sehr gern zu ihr auf den Hof gegangen, weil sie jedes Mal eine Kleinigkeit für uns bereithielt!« Zacharias legte den Kopf schräg und schaute Rosanna kritisch an. »Du hast etwas von ihrer liebenswürdigen Art.«
Zachariasâ Körper strahlte eine solche Hitze aus, dass sich Rosanna am liebsten erhoben und die Dachluke geöffnet hätte. Doch sie wollte den Zauber des Augenblicks nicht zerstören, und so blieb sie an seiner Seite.
»Du sagst, dass die Leute mich
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