Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Antonias Wille

Antonias Wille

Titel: Antonias Wille Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Durst-Benning
Vom Netzwerk:
auf. »Zuerst einmal muss ich dir sagen, wie sehr du mich enttäuscht hast. Wir haben dich aufgenommen wie eine Tochter. Und du? Du hast unser Vertrauen missbraucht. Gerade in dieser schweren Zeit …« Sie blickte ihren Mann an, und einen Moment lang sah es so aus, als würde sie in Tränen ausbrechen. Gustav langte zu ihr hinüber und tätschelte ihren Arm. Er war zwar blass, aber offenbar bei klarem Verstand.
    Bevor Rosanna etwas erwidern konnte, sprach die Wirtin weiter: »Gleichzeitig sehe ich ein, dass die Sache nicht allein dein Fehler war. Es gehören immer zwei dazu …« Sie warf Zacharias einen strafenden Blick zu. »Eine wie du weiß es eben nicht besser. Ich jedoch hätte es besser wissen müssen!« Franziska presste die Lippen zusammen und schüttelte den Kopf, als könne sie immer noch nicht fassen, was geschehen war.
    Rosanna spürte, wie ihr unter dem Blick der »Fuchsen«-Wirtin die Schamesröte in die Wangen stieg. TausendErwiderungen gingen ihr durch den Kopf, doch keine davon wollte über ihre Lippen kommen. Hilfe suchend schaute sie zu Zacharias hinüber, doch der wandte seinen Blick ab.
    Gustav räusperte sich, woraufhin ihn alle erschrocken anschauten. Seine Gegenwart war inzwischen so ungewohnt, dass sie ihn beinahe vergessen hatten.
    Â»Was geschehen ist, ist geschehen und kann nicht mehr rückgängig gemacht werden«, sagte er mit Grabesstimme.
    Franziska lachte freudlos auf. »Leider! Und nun stellt sich die Frage, wie es weitergehen soll. Darüber haben Gustav und ich uns heute einige Gedanken gemacht.« Sie hielt inne und schaute ihren Mann an. Gustav nickte.
    Â»Und?«, krächzte Rosanna. Mehr brachte sie vor Aufregung nicht heraus.
    Â»Es gibt genau zwei Möglichkeiten, und Zacharias sieht das genauso. Erstens …« Der Blick der Wirtin wurde hart. »Du packst sofort deine Sachen und gehst dorthin zurück, wo du hergekommen bist.«
    Rosanna rang nach Luft.
    Â»Zweitens: Du bleibst hier und bekommst das Kind.«
    Rosanna atmete auf. Gott sei Dank! Sie hatte schon gedacht …
    Â»Natürlich wirst du, sobald der Bauch sichtbar wird, nicht mehr die Gäste bedienen können, aber diese Zeit bekommen wir schon herum.«
    Rosanna nickte beklommen. »Ich kann ja stattdessen in der Küche und im Stall helfen«, antwortete sie leise. Warum schaute Zacharias sie noch immer nicht an? Warum tat er so, als habe das alles nichts mit ihm zu tun?
    Franziska winkte ab. »Das wird man sehen. Natürlich darf niemand erfahren, dass du schwanger bist – dummes Gerede im Dorf können wir nicht gebrauchen. Sobald das Kind da ist« – sie stockte kurz, sprach dann aber umso bestimmter weiter –, »wirst du es weggeben.«
    Wie vom Schlag getroffen, zuckte Rosanna zusammen.
    Â»Das Kind weggeben? Unser Kind? Zacharias!« Jedes Wort schrillte in ihren Ohren.
    Franziska sprach weiter, als hätte Rosanna nichts gesagt. »Ein paar Dörfer weiter gibt es eine ältere Frau, die in solchen Fällen hilft und Kinder aufzieht – gegen ein Entgelt natürlich.« Sie verzog verächtlich den Mund. »Aber was das Geld angeht, brauchst du dir keine Gedanken zu machen.«
    Doch Rosanna hatte den Rest schon gar nicht mehr gehört. Ihre Gedanken rasten. In solchen Fällen? In welchem Fall?
    Das konnte Franziska doch nicht ernst meinen …
    Warum sagte Zacharias nichts?
    Ihr Kind sollte einer fremden Frau gegeben werden?
    Rosanna hatte das Gefühl, von dichtem Nebel umgeben zu sein. Ihre Finger umklammerten die Tischkante so fest, dass ihre Knöchel weiß hervortraten.
    Plötzlich spürte sie eine knochige Hand auf ihrem Arm. Franziska war zu ihr herübergerutscht.
    Â»Ich verstehe ja, dass das alles nicht ganz einfach ist. Aber das hast du dir schließlich selbst eingebrockt. Schau, wir wollen dir doch helfen! In Rombach wäre der Teufel los, wenn die Leute wüssten, was du mit dir herumträgst. Dieses Gerede wollen wir dir ersparen!«, sagte die Wirtin eindringlich. Doch sogleich wurde ihre Stimme wieder härter.
    Â»Und für unser Geschäft wäre das auch nicht gut, das ist dir doch wohl klar! Zacharias … Nun, als zukünftiger Wirt kann er dich nicht heiraten. Der Hofengel und eine Magd … Was glaubst du, was die Leute dazu sagen würden? So was ist noch nie gut gegangen! Wenn’s der Anton

Weitere Kostenlose Bücher