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Antonias Wille

Antonias Wille

Titel: Antonias Wille Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Durst-Benning
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müsse doch zugeben, dass das mit dem Kind nicht hätte passieren dürfen. Wir seien doch beide noch so jung!
    Vor Aufregung bekam er rote Flecken im Gesicht.
    Â»Ich hab mir das auch nicht ausgesucht! Ich habe dir vertraut, als du sagtest, es würde nichts passieren. Du wolltest doch aufpassen! Und jetzt, wo ich schwanger bin, da …« Mir fehlten die Worte, um das Durcheinander an Gefühlen auszudrücken, das in mir herrschte. So sagte ich nur leise: »Wie kannst du von mir verlangen, dass ich mein eigenes Kind weggebe?«
    Zacharias sagte, dass es dazu ja vielleicht gar nicht kommen müsse. Aber ich solle wenigstens über den Vorschlag seiner Mutter nachdenken. Er würde im Gegenzug alles versuchen, seine Eltern noch umzustimmen.
    Als er mich in den Arm nahm und mich mit seinen vor Tränen glitzernden Augen anschaute, da hätte ich gern alles geglaubt. Gleichzeitig beherrschte mich ein beunruhigendes Gefühl. Heute weiß ich: Ich traute ihm nicht.
    Â»Vielleicht findet sich ja wirklich noch eine andere Lösung«, murmelte ich dennoch vage und dachte an meine heimlichen Sprünge im Stall. Dann ließ ich mir das Versprechen abnehmen, Schweigen über alles zu bewahren und vernünftig zu sein – was auch immer das bedeutete. Zacharias’ Erleichterung war nicht zu übersehen.
    Vernünftig zu sein – ich hab’s wirklich versucht …
    Als Rosanna die letzten Schritte auf den Moritzhof zuging, hatte sie das Gefühl, als habe sie dies alles schon einmal erlebt: den Nebel, das feuchtkalte Novembergrau. Vor genau einem Jahr um diese Zeit war sie zum ersten Mal hier hinaufmarschiert. Doch wie vergleichsweise unbeschwert war sie damals gewesen! Jetzt waren ihre Schritte schwer wie die eines alten Weibes. An ihren Schuhsohlen blieben abgestorbene, nasse Blätter kleben.
    Karl Moritz saß in der Küche. Zwischen seinen Beinen stand ein quaderförmiger Stein, den er mit einem Meißel bearbeitete. Ohne von seiner Arbeit aufzuschauen, nuschelte er einige Worte zur Begrüßung, denn in seinem Mundwinkel steckte eine Pfeife.
    Rosanna nickte stumm zurück. Dann setzte sie den Rucksack mit der Wurst und dem Brot auf dem Tisch ab und holte sofort das Putzzeug aus dem Schrank. In der nächsten Stunde war sie mit der Schlafkammer des alten Mannes beschäftigt. Sie schleppte das Stroh seines Schlaflagers hinter das Haus auf den Mist und holte frisches Stroh aus dem Stall. Schon mehrmals hatte sie sich gefragt, warum dort solch eine stattliche Anzahl Strohballen lagerte, obwohl Moritz doch gar keine Tiere hielt. Sie kam selten in den Stall, glaubte aber seltsamerweise stets den Geruch von Schafen und Ziegen in der Nase zu haben. Nachdem Rosanna den Strohsack frisch gestopft hatte, nahm siesauberes Leinen aus dem Schrank und bezog damit das Bett neu. Sie erinnerte sich daran, in einem der Schränke einen Stapel bunter Wolldecken gesehen zu haben. Sie holte eine davon und legte sie über Karls Bett. Bestimmt würde er sie in den kommenden kalten Nächten gut gebrauchen können.
    Das Arbeiten tat ihr gut, und eine Zeit lang gelang es ihr, die schwarze Wolke in ihren Gedanken, die zu ihrem ständigen Begleiter geworden war, zu verdrängen.
    Es war nicht ungewöhnlich, dass sie bei ihren Besuchen auf dem Moritzhof stundenlang ihrer Arbeit nachging, während sich Karl mit seinen Dingen beschäftigte. Dabei schätzte Rosanna die Gespräche mit dem alten Mann inzwischen sehr. Sein bissiger Humor, seine ungewöhnliche Art, Dinge und Menschen zu betrachten, und auch seine Vorliebe für den Dorftratsch, obwohl er selbst nie nach Rombach ging – all das hatte Rosanna lieb gewonnen. Meist unterhielten sie sich bei einem Teller Suppe, kurz bevor sich Rosanna wieder auf den Heimweg machte.
    Heute zog sie jedoch ihre Tätigkeiten außerhalb der Küche absichtlich in die Länge. Ihr war nicht nach reden zumute, und so war es schon Mittag, als sie endlich hinunter in die Küche ging.
    Moritz hatte sein Werkzeug aus der Hand gelegt und betrachtete gerade zufrieden seine Arbeit.
    Â»Wenn es nicht zu regnen beginnt, kann ich den Grenzstein heute Nachmittag noch setzen. Der ist für ein ganz besonders schönes Stück Land bestimmt! So bald wie möglich werde ich dem Boden das zurückgeben, was ihm einst genommen wurde: junge, starke Tannen und Fichten! Wieder ein Fleckchen Erde aus den Fängen der

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