Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Antonias Wille

Antonias Wille

Titel: Antonias Wille Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Durst-Benning
Vom Netzwerk:
denen liegt etwas an mir. Ich hab gedacht, die Breuers wären eine Art Familie für mich. Aber … Ach, ich war so dumm! Eine dumme Magd!«, setzte sie bitter hinzu.
    Â»Zacharias hat kein Rückgrat!«, fauchte Karl Moritz unvermittelt. »Und du nimmst ihn noch in Schutz!« Seine Augen loderten vor Zorn. »Ich sage dir, mein Kind, es ist völlig gleich, ob einer erst zwanzig oder achtzig ist! Entweder er hat Mumm in den Knochen oder nicht! Wer das in jungen Jahren nicht hat, der hat es nie!« Vor lauter Empörung verschluckte er sich und musste husten. Mit hochrotem Gesicht presste er keuchend hervor: »Erst bringt der Lump dich in andere Umstände, und nun will er dich nicht heiraten! Einer Mutter wollen sie das Kind nehmen? Pfui Teufel, da hört doch alles auf!« Seine Faust donnerte auf den Tisch.
    Rosanna zuckte zusammen.
    Mit ungewohnter Behändigkeit stand Moritz auf und griff nach seiner Jacke, die an einem Haken hinter der Tür hing. »Die werden mich jetzt kennen lernen!«
    Â»Halt, wo wollen Sie hin?« Rosanna sprang auf. So gut es auch getan hatte, sich alles von der Seele zu reden – angesichts Moritz’ Wutanfall bereute sie augenblicklich ihre Offenheit.
    Â»Da fragst du noch?« Sein Grollen erfüllte den ganzen Raum. »Runter ins Dorf geh ich! Der Bande werde ich die Meinung sagen, glaub mir!«
    Um Gottes willen! Mit einem Satz warf sich Rosanna vor die Tür. »Nein, bitte nicht! Tun Sie mir das nicht an!«, flehte sie. Dann holte sie tief Luft. »Wenn Zacharias mich nicht will, dann will ich ihn auch nicht!« Überrascht registrierte sie den festen Klang ihrer Stimme.
    Moritz machte einen Schritt zurück. »Was soll denn das? Gerade hast du mir noch die Ohren voll geheult, wie sehr du ihn liebst.«
    Â»Muss das eine denn etwas mit dem anderen zu tun haben?« Rosanna seufzte. »Man kann einen Menschen doch nicht zur Liebe zwingen, oder? Aber dieses Kind in meinem Bauch liebeich. Es gehört zu mir wie meine Arme und meine Beine. Und genauso wenig, wie ich mir einen Arm abhacken ließe, genauso wenig werde ich das Kind weggeben! Deshalb gehe ich fort. Vielleicht blutet mir das Herz nicht mehr so sehr, wenn ich Zacharias nicht mehr regelmäßig sehe. Und er ist dann auch all seine Sorgen los!«, fügte sie am Ende mit harter Stimme hinzu. Danach fühlte sie sich ein wenig besser. Endlich hatte sie den Gedanken, der schon seit Tagen in ihrem Kopf herumschlich, laut ausgesprochen!
    Â»Und wo willst du in deinem Zustand hin? Wer soll dich aufnehmen? Du weißt doch, wie die Leute sind! Eine Hure werden sie dich schimpfen! Auf deinen dicken Bauch werden sie zeigen. Es wird so sein, als ob du ein Schild um den Hals trägst: In Schande gefallen!«
    Wie ein waidwundes Tier zuckte Rosanna zusammen. Dann aber hob sie trotzig den Kopf. »Von mir aus können sich die Leute das Maul zerreißen! Schlimmer als jetzt kann’s nicht mehr werden. Und ich weiß auch schon, wo ich hingehen kann. Bestimmt nimmt mich die Margret bei sich auf. Manchmal hat man etwas davon, wenn man Leuten einen Gefallen getan hat …« Rosanna lachte verdrießlich. »Und nach der Geburt … irgendetwas wird mir schon einfallen. Vielleicht ziehe ich doch noch in die Schweiz. Die Webereien dort suchen immer Arbeitskräfte, das hört man jedenfalls in der Wirtschaft von den Reisenden. Irgendwo werde ich schon unterkommen«, sagte sie mit mehr Zuversicht, als sie tatsächlich verspürte.
    Moritz schüttelte missbilligend den Kopf, warf dann aber seine Jacke auf einen Stuhl.
    Erst als er sich wieder niedergelassen hatte, verließ Rosanna ihren Platz an der Tür und setzte sich ihm gegenüber.
    Der alte Mann langte zum Fensterbrett, auf dem die Schnapsflasche stand. Als er zwei Gläser eingeschenkt hatte, schob er eines davon Rosanna zu.
    Â»Trink!« Ohne ihr zuzuprosten, kippte Karl den Inhalt seines Glases in einem Zug hinunter.
    Rosanna nippte zögerlich. Obwohl schon mancher Gast sie auf ein Glas hatte einladen wollen, hatte sie noch nie Alkohol getrunken. Die Flüssigkeit rann warm in ihren Bauch hinab und entzündete dort ein kleines Feuer. Daraufhin trank auch sie das Glas leer. Das nachfolgende Schwindelgefühl war nicht unangenehm.
    Karl Moritz beobachtete sie aus zusammengekniffenen Augen. »Du würdest mich also einfach im Stich lassen, ja? Während du bei

Weitere Kostenlose Bücher