Antrag nach Mitternacht
senkte den Blick, während sie versuchte, nicht in Tränen auszubrechen.
„Francesca“, berichtigte er sich. „Du weißt, welche Hochachtung ich vor dir habe … wie sehr ich hoffe … Ach, zum Teufel! Ich bitte dich, meine Frau zu werden!“
Sie starrte ihn an und fand keine Worte. Alle möglichen entsetzlichen Gedanken waren ihr durch den Kopf gegangen, als sie seinen ernsten Tonfall gehört hatte, doch das wäre ihr niemals in den Sinn gekommen.
Er sah sie an und knurrte wütend. „O verdammt! Ich habe es völlig verdorben.“ Er kniete vor ihr nieder. „Es tut mir leid, Francesca. Bitte …“ Aus der Jackentasche zog er eine kleine Schachtel und hielt sie ihr hin. „Würdest du mir die Ehre erweisen, meine Frau zu werden?“
Dann endlich fand sie die Sprache wieder. „Nein!“ Sie sprang von der Bank auf und schaute ihn voller Entsetzen an. „Sinclair, nein! Ich kann dich nicht heiraten!“
Plötzlich war seine Miene wie versteinert, und er stand auf. „Schon wieder? Du gibst mir schon wieder den Laufpass?“
„Nein, nein, Sinclair. Sei mir bitte nicht böse …“
„Und was bitte erwartest du von mir?“, fuhr er sie an. „Was hatte letzte Nacht zu bedeuten? War das deine Dankbarkeit? Vielen Dank, aber ich wollte nicht bezahlt werden!“
Francesca wich so ruckartig vor ihm zurück, als hätte er ihr eine Ohrfeige gegeben. Ihre Wangen glühten. „Ich habe dich nicht bezahlt. Ich gab mich dir hin, weil …“ Sie unterbrach sich, da sie ihm nicht ihre Liebe gestehen konnte, wenn er sie so anstarrte.
Er zog die Augenbrauen hoch. „Weil? Ich höre.“ Wütend wandte er sich ab. „Mein Gott, was war ich doch ein Idiot!“ Er ging ein paar Schritte, dann drehte er sich zu ihr um. „Was hattest du beabsichtigt? Eine Nacht? Zwei Nächte?“
„Nein, ich … nur keine Heirat.“
„Eine Affäre?“ Er schien noch entrüsteter zu sein. „Willst du sagen, du hast gedacht, wir beide würden uns nur heimlich treffen und unsere Beziehung vor aller Welt verschweigen? Und was sollte ich machen? Eine andere heiraten und dann hinter dem Rücken meiner Frau diese Affäre fortsetzen? Hast du mir so etwas zugetraut? Mache ich auf dich den Eindruck, ein solcher Mann zu sein?“
Tränen erstickten ihre Stimme. „Nein, nicht! Bitte, Sinclair …“
„Lieber Gott! Ich dachte, ich bedeute dir etwas. Ich dachte, nach all diesen Jahren hättest du eingesehen, dass du …“ Er stieß einen Fluch aus, dem ein verbittertes Lachen folgte. „Wie oft kann sich ein Mann für dich zum Narren machen?“, fragte er kopfschüttelnd. „Nun, das war für mich jetzt das letzte Mal, das kann ich dir versichern. Leb wohl, ich werde dich nicht wieder behelligen.“
Vor Entsetzen stand Francesca wie angewurzelt da, dann endlich lief sie ihm hinterher. „Sinclair, warte! Nein!“
Er wirbelte zu ihr herum und warf ihr die kleine Schachtel vor die Füße. „Hier, das kannst du deiner Sammlung einverleiben.“
Danach ging er zum Tor, riss es auf und entschwand nach draußen. Das Tor knallte hinter ihm zu, anschließend machte sich im Garten eine erdrückende Stille breit.
Francesca konnte keinen klaren Gedanken fassen und sich nicht von der Stelle rühren. Sie begann zu zittern, Tränen strömten ihr übers Gesicht. Das durfte nicht wahr sein! Er konnte nicht einfach so aus ihrem Leben stürmen!
Sie sank auf die Knie, da sie mit einem Mal zu schwach war, um sich auf den Beinen zu halten. Trotz des warmen Nachmittags fror sie, und ein Zittern erfasste ihren Körper, das sie nicht zu kontrollieren vermochte. Sie griff nach der kleinen Schachtel, die er ihr vor die Füße geworfen hatte, und öffnete sie. Darin lag ein Ring, ein schlichter eleganter Ring mit einem großen, birnenförmigen gelblichen Diamanten. Der Lilles-Diamant, der Ehering der Duchess of Rochford.
Ihre Finger umschlossen den Ring, während Francesca zu Boden glitt.
„Mylady? Mylady?“ Die Stimme ihres Dienstmädchens ertönte dicht neben ihrem Ohr. „Was ist los? Geht es Ihnen nicht gut?“
Francesca schlug die Augen auf und sah Maisie, die neben ihr kniete und sich über sie beugte, um mit besorgtem Blick ihr Gesicht zu betrachten. Francesca blinzelte ein paar Mal. Wie lange sie dort völlig verzweifelt und kraftlos im Garten gelegen hatte, wusste sie nicht. Benommen setzte sie sich auf und bemerkte, dass sie die kleine Schachtel noch immer in ihrer Hand hielt, die sie gegen ihre Brust gedrückt hatte. „Mir geht es gut, Maisie. Kein Grund zur
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