Antrag nach Mitternacht
Jahren war er nicht nur der Mann gewesen, den sie liebte, sondern auch ein enger Freund. Das Fehlen dieser Freundschaft und seiner Nähe hatte sie nach der Trennung mit am schwersten getroffen, da sie keinem anderen Menschen je so verbunden gewesen war.
Vielleicht konnten sie ja jetzt wieder Freunde werden, überlegte sie, nachdem er sie zu Hause abgesetzt hatte. Sie stand am Fenster des Salons, der zur Straße hin lag, und beobachtete Rochford, wie er zurück auf den hohen Sitz seines Phaetons stieg. Ihr Blick ruhte auf seinen langen, muskulösen Beinen und den kraftvollen Händen, die nach den Zügeln griffen.
Es könnte mehr solche Nachmittage wie diesen geben, mehr Unterhaltungen und mehr ausgelassenes Lachen, jetzt da die Barrieren der Vergangenheit gefallen waren. Sie trug nicht länger den Schmerz seines Verrats mit sich herum, und er … nun, er musste seinen Zorn überwunden haben, wenn er sie aufsuchte und sich bei ihr entschuldigte.
Gemeinsam konnten sie sich der Aufgabe widmen, eine Frau für ihn zu finden, sagte sie sich. Und wenn das vollbracht war, würde auch endlich ihr schlechtes Gewissen verstummen. Sie half ihm, sein Glück zu finden, damit er Frau und Kinder bekam, und sie beide würde weiter ihre Freundschaft verbinden.
Allerdings fragte sie sich, warum sie dann in ihrem Inneren eine solch eigenartige Leere verspürte.
7. KAPITEL
Die folgende Woche brachte für Francesca viel Arbeit mit sich, da sie Harriet bei der Auswahl der Garderobe half und das Fest plante. Sie hatte sich für eine kleine Soiree entschieden. Nichts zu Ausladendes, damit die Gäste sich nicht in der Menge verlieren konnten, und auch nichts zu Elegantes, weil es dann etwas ungezwungener zuging. Die Gästeliste war dabei ein maßgeblicher Faktor.
Sie musste Frauen einladen, die einflussreich genug waren, um Harriets Weg in die Gesellschaft zu ebnen, die sich aber nicht für so wichtig hielten, dass sie an der unverblümten Art des Mädchens Anstoß nehmen könnten.
Das Fest selbst musste natürlich vergnüglich sein und den Gästen noch lange in Erinnerung bleiben, was nicht nur für Harriet, sondern auch für Francescas Ruf als Gastgeberin wichtig war. Andererseits durfte sie es jedoch auch nicht übertreiben, weil sonst die Gefahr bestand, dass Harriet in den Hintergrund gedrängt wurde.
Was Rochford anging, musste sie zumindest keine größeren Vorbereitungen treffen. Sie zweifelte nicht daran, dass alle Eingeladenen erscheinen würden, denn keine heiratsfähige junge Frau würde sich die Gelegenheit nehmen lassen, sich in der Gesellschaft des Dukes aufzuhalten.
Der folgende Tag befreite Francesca von der eigenartigen und etwas beunruhigenden Traurigkeit, die sie am Abend zuvor befallen hatte. Sie war ganz in ihrem Element, als sie das Fest plante, und es machte ihr gleich noch einmal so viel Spaß, weil sie sich keine Gedanken über die anfallenden Kosten machen musste. Es dauerte nicht lange, und sie saß an ihrem Schreibtisch völlig vertieft in ihre Listen und in die Auswahl der Speisen.
Am Nachmittag unterbrach sie ihre Arbeit, um mit Harriet einkaufen zu gehen, einer weiteren Beschäftigung, derer sie nie überdrüssig wurde. Da Sir Alan ihr freie Hand gelassen hatte, konnte sie sich auf die Suche nach Kleidern begeben, ohne auf den Preis schauen zu müssen.
Den Großteil des Nachmittags verbrachten sie bei ihrer bevorzugten Schneiderin. Als sie später von dort wieder aufbrachen, besaß Harriet drei neue Abendgewänder, vier Kleider für den Tag und eine Ausgehtoilette, dazu einen reizenden neuen Mantel mit Pelzbesatz. Als ihr Mademoiselle du Plessis, deren Augen angesichts des umfangreichen Auftrags vor Freude strahlten, dann auch noch vorschlug, sie könne ihr das meeresgrüne Kleid zu einem nochmals herabgesetzten Preis überlassen, da hatte Francesca nicht widerstehen können und das Abendkleid für sich erworben.
Sie hielt sich aber davon ab, einen neuen Hut zu erstehen, auch wenn sie beim Besuch der Modistin einen wundervollen Strohhut mit einem blauen Band entdeckte, das das Dunkelblau ihrer Augen betonte. Ihr Dienstmädchen hatte den Hut vom letzten Jahr mit einem anderen Satinband und ein paar leuchtend roten Kirschen versehen, und das würde für den Sommer genügen. Dennoch konnte sie einfach nicht anders, als einen letzten schmachtenden Blick auf diese Kopfbedeckung zu werfen, als sie das Geschäft verließen.
Für jemand anderes einzukaufen machte fast genauso viel Spaß wie für sich
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