Antrag nach Mitternacht
selbst, und Francesca kümmerte sich mit Eifer darum, auch die restlichen Dinge zu besorgen, die für Harriets erfolgreiche Verwandlung erforderlich waren. Als Nächstes stand ein Besuch beim Schuhmacher an, da Harriet passende elegante Stiefeletten für zwei ihrer Abendkleider sowie ein Paar Halbstiefel benötigte. Anschließend ging es weiter zu Grafton’s, wo sie ein neues Kaschmirtuch kaufen wollten, um das altmodische Schultertuch zu ersetzen, das Harriet von ihrer Großmutter geschenkt bekommen hatte. Außerdem wählten sie Taschentücher, Handschuhe und Accessoires für Harriets Haare aus.
Dabei entdeckte Francesca zu ihrer Freude ein Satinband im gleichen Meeresgrün wie ihr neues Kleid, das ihr Haar schmücken würde. Sie überlegte, ob sie es vielleicht noch mit ein paar falschen Perlen verzieren sollte.
Zum Abschluss kehrten sie für ein Zitroneneis im Gunter’s ein, ehe sie sich erschöpft, aber zufrieden auf den Rückweg zu Francescas Haus machten. Die Kartons von Grafton’s und der Hutmacherin nahmen die freien Sitze in der Kutsche in Anspruch. Schuhe und Kleider würden natürlich erst in ein paar Tagen fertig sein, auch wenn Mademoiselle du Plessis zugesichert hatte, mindestens ein Abendkleid umgehend zu nähen, damit es bis zum Fest in der nächsten Woche auch ganz sicher fertig war.
„Ich hoffe, Ihr Vater wird sich nicht über die Rechnungen aufregen, die ihm in den nächsten Tagen zugehen“, merkte Francesca an, die leichte Sorge verspürte, sie könnte es vielleicht doch ein wenig übertrieben haben. Zwar schien Sir Alan hinsichtlich der Kosten unbesorgt zu sein, jedoch war sie sich nicht sicher, ob ein Gentleman, der das Landleben gewöhnt war, eine Vorstellung davon hatte, wie teuer ihn seine Bemühungen zu stehen kommen würden.
„Oh, nein“, versicherte Harriet. „Er ist überhaupt nicht geizig. Erst recht nicht, was die Ausgaben für meine Saison angeht. Er hat auch nichts darüber gesagt, was meine Großmutter ausgegeben hat, obwohl ich sagen muss, dass die Kleider viel zu teuer waren, wenn ich bedenke, wie sie ausgesehen haben. Sie kamen mir direkt schäbig vor, und als ich auf den Bällen die anderen Mädchen sah, da wusste ich, dass ich recht hatte.“
„Ganz bestimmt ist Ihre Großmutter einen älteren Kleidungsstil gewöhnt.“
Harriet nickte. „Ich will nicht schlecht über sie reden, Mylady, weil sie ein guter Mensch ist. Aber sie wird müde, und sie findet es erschöpfend, einzukaufen und auf Feste zu gehen. Außerdem glaube ich, dass die Schneiderin, die von ihr beauftragt wird, einfach nicht das Talent von Mademoiselle du Plessis besitzt. Dabei verlangt sie viel mehr Geld für ihre Arbeit. Ich konnte Papa ansehen, dass er ein wenig enttäuscht war, auch wenn er das nie sagen würde, weil er ein viel zu gutmütiger Mensch ist.“
„Ich glaube, diesmal wird er zufrieden sein, wenn er Sie in diesen Kleidern zu sehen bekommt.“
„Das wäre gut“, sagte sie lächelnd. „Es wird mir gefallen, wenn ich mich nicht mehr wie ein Mauerblümchen fühlen muss. Halten Sie es für möglich, dass man mich um einen Tanz bitten wird, wenn wir einen Ball besuchen? Werden wir überhaupt einen Ball besuchen?“
„Natürlich, und sogar mehrere Bälle. Diese Saison ist noch einige Wochen lang. Und wenn meine Freunde Sir Lucien und der Duke of Rochford Sie erst einmal um einen Tanz gebeten haben, dann kann ich mir nicht vorstellen, dass Sie danach noch ein Mauerblümchen sein werden.“
„Der Duke!“, rief Harriet, riss die Augen weit auf und wurde bleich. „Sie meinen, er wird mit mir tanzen?“
„Ich werde dafür sorgen, dass er es macht.“
„Oh, nein, Mylady. Mit jemandem wie ihm kann ich unmöglich tanzen. Ganz sicher werde ich stolpern oder ihm auf die Füße treten, und dann werde ich vor Scham im Erdboden versinken.“
„Unsinn. Der Duke ist ein exzellenter Tänzer. Er wird schon dafür sorgen, dass nichts passiert.“
„Um ihn mache ich mir keine Sorgen“, gestand die junge Frau ihr mit ernster Miene. „Aber was ist, wenn ich mich zum Narren mache? Ich habe keine Ahnung, wie man mit einem Duke redet. Ich werde vor Angst am ganzen Leib zittern.“
„Sie werden auf meinem Fest Gelegenheit bekommen, sich mit ihm zu unterhalten, und danach werden Sie ihn gar nicht mehr als so erschreckend wahrnehmen.“
Harriet schien von ihren Worten nicht überzeugt. „Er ist so gut erzogen. Ich habe noch nie einen Mann gesehen, der auch nur halb so elegant wirkte wie der
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