Antrag nach Mitternacht
gut, dann werde ich Ihnen helfen.“
„Ausgezeichnet.“
Aus der entgegengesetzten Richtung näherte sich ihnen ein Landauer, in dem Lady Whittington und ihre Busenfreundin Mrs Wychfield saßen. Da die offene Kutsche neben ihnen zum Stehen kam, konnte Rochford nicht nur höflich nicken und weiterfahren, sondern er musste anhalten und ein paar Worte wechseln. Er verlor lobende Worte über Lady Whittingtons Ball, begann darüber zu reden, wie großartig der gewesen sei und wie sehr sie alle sich dort vergnügt hätten. Danach folgten gegenseitige höfliche Erkundigungen über das Befinden einzelner Familienangehöriger.
Francesca entging nicht der nachdenkliche Blick der beiden Frauen, und sie wusste, binnen kürzester Zeit würde jeder in der Gesellschaft wissen, dass sie mit dem Duke in dessen Phaeton durch den Park gefahren war. Obwohl allen bekannt war, wie lange sie beide miteinander befreundet waren, genügte eine so simple Abweichung von der Routine, um die Gerüchteküche brodeln zu lassen.
Endlich konnten die Pferde wieder in Bewegung gesetzt werden, und der Duke fuhr mit ihrer Unterhaltung an der Stelle fort, wo sie unterbrochen worden waren. „Verraten Sie mir, wie viele Kandidatinnen Sie für mich gefunden haben?“
„Wie? Ach so, ja. Nun, ich habe die Auswahl auf drei junge Frauen beschränkt.“
„So wenige?“ Er warf ihr einen belustigten Blick zu. „Bin ich etwa so unbeliebt?“
Francesca verdrehte die Augen. „Sie wissen ganz genau, dass das Gegenteil der Fall ist. Es gibt Scharen von Frauen, die liebend gern ausgesucht würden, um Ihre Verlobte zu sein. Aber ich wollte etwas wählerischer sein.“
„Und welche Maßstäbe haben Sie angelegt, wenn ich das fragen darf?“
„Natürlich müssen Gesicht und Figur ansprechend sein.“
„Ein Glück, dass Sie daran gedacht haben.“
Sie warf ihm einen vielsagenden Blick zu und fuhr fort: „Sie müssen aus den besten Familien stammen, allerdings bin ich davon ausgegangen, dass ihr Reichtum für Sie keine Rolle spielen dürfte.“
Er nickte. „Wie immer haben Sie auch das richtig beurteilt.“
„Außerdem hielt ich es für angebracht, dass sie intelligent sind, um sich mit Ihnen und Ihren Freunden zu unterhalten, auch wenn ich mir nicht vorstellen kann, dass Sie eine Frau erwarten, die so gebildet ist wie Ihr Gelehrtenkreis. Und sie sollte in der Lage sein, die Gastgeberin bei den Festen und Bällen zu spielen, die eine Duchess veranstalten muss. Sie muss sich mit wichtigen Gästen unterhalten und mit einer großen Dienerschaft umgehen können – genau genommen mit den Dienerschaften von gleich mehreren Häusern. Und dann sind da natürlich noch die anderen Pflichten, die eine Duchess beherrschen muss, zum Beispiel den Umgang mit den Familien Ihrer Mieter und mit den Nachbarn Ihrer diversen Anwesen. Und selbstverständlich müssen diese Frauen Ihnen sympathisch sein.“
„Ich habe mich bereits gefragt, ob Sie das wohl vergessen hatten“, murmelte er.
„Kommen Sie, Rochford. Das ist schließlich der wichtigste Punkt überhaupt. Sie darf weder eitel noch egoistisch sein, auch nicht unfreundlich oder flatterhaft oder häufig krank.“
Der Duke lachte leise. „Allmählich wird mir klar, warum Sie nur so wenige Kandidatinnen finden konnten.“
Francesca stimmte in sein Lachen ein. „Ich weiß, Sie stellen hohe Ansprüche.“
„Ja, das war schon immer so gewesen“, pflichtete er ihr bei.
Es dauerte einen Moment, dann begriff sie erst, was er damit eigentlich gesagt hatte: Sie hatte all seinen hohen Ansprüchen entsprochen. Sie warf ihm einen Seitenblick zu und stellte fest, dass er sie ansah. Prompt fühlte sie, dass sie errötete, da seine Worte sie auf eine angenehme Weise in Verlegenheit gebracht hatten.
Sie räusperte sich und wandte ihren Blick ab, während sie überlegte, was sie sagen sollte.
„Ihre erste Wahl war demzufolge Althea Robart“, sagte er und setzte dem betretenen Schweigen ein Ende. „Ich frage mich, wie Sie auf sie gekommen sind.“
„Sie ist recht attraktiv“, erklärte sie und verteidigte ihre Entscheidung. „Ihr Vater ist der Earl of Bridcombe, und ihre Schwester ist mit Lord Howard verheiratet. Es ist eine gute Familie, und sie weiß zweifellos um die Anforderungen, die an die Duchess of Rochford gestellt werden.“
„Allerdings ist sie ziemlich überheblich“, merkte er an.
„Ich fand, dass so etwas zu einer Duchess passen würde“, erwiderte sie.
„Hmm, mag sein. Aber vielleicht passt
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