Antrag nach Mitternacht
war und an deren Wänden große Porträts hingen, von denen jedes den Duke und die Duchess einer bestimmten Generation mitsamt Kindern und Haustieren zeigte. Elegante Wandleuchter sorgten am Abend für Licht, am Tag flutete die Sonne dank der großen Fenster den Raum mit goldenem Licht. Lange Samtvorhänge in der Farbe von getrocknetem Moos, die kunstvoll über runde Metallstangen geworfen waren, rahmten die Fenster ein.
„Ich habe Lilles House immer geliebt“, sagte Francesca.
Als sie seinen Blick bemerkte, den er ihr zuwarf, fragte sie sich unwillkürlich, ob er wohl auch gerade daran dachte, dass dieses beinahe einmal ihr Zuhause geworden wäre. Der Gedanke erschreckte sie ein wenig, und sie schaute weg, während sie spürte, wie ihre Wangen einmal mehr zu glühen begannen. Was, wenn er jetzt dachte, dass sie nur bedauerte, ein so prachtvolles Haus verloren zu haben?
„Mir bedeutet es auch sehr viel“, erwiderte er, und zu ihrer Erleichterung konnte sie ihm nicht anhören, dass er ihren Worten irgendeine andere als die gemeinte Bedeutung entnommen haben könnte. „Auch wenn das ein oder andere etwas altmodisch ist. Bestimmt wird meine Braut dies oder jenes verändern wollen, um dem Anwesen ihren eigenen Stempel aufzudrücken.
„Oh, nein!“, protestierte sie so heftig, dass sie sich selbst wunderte, wieso dieser Gedanke so unvorstellbar für sie war. „Das will ich doch nicht hoffen. So ist es genau richtig. Ich würde hier überhaupt nichts verändern.“ Aber sie hatte dabei natürlich nicht mitzureden, und genauso natürlich bekam sie schon wieder einen roten Kopf, da ihr nur zu deutlich bewusst war, wie missverständlich sie sich erneut geäußert hatte. Sie schaute kurz zu Rochford, doch der sah in eine andere Richtung und schien ihren Fauxpas nicht bemerkt zu haben.
Er öffnete eine Tür zu ihrer Linken, durch die man in den Ballsaal gelangte, der sich bis zum rückwärtigen Ende des Hauses erstreckte. Drei riesige Kristallleuchter hingen an der Decke, den Boden schmückte der gleiche roséfarbene gemaserte Marmor wie in der Galerie. In regelmäßigen Abständen wurden die Wände von hohen Fenstern mit schweren dunkelroten Vorhängen unterbrochen, und am Ende des Raums befanden sich drei Glastüren, durch die man auf eine Terrasse gelangte.
„Wenn Sie diesen Saal nehmen, wird es ein sehr großer Ball werden müssen“, warnte sie ihn. „Ansonsten wäre das nicht die passende Umgebung. Es wird einige Zeit in Anspruch nehmen, alle notwendigen Vorbereitungen zu treffen.“
„Dann vielleicht ein Fest zum Abschluss der Saison. Möglicherweise verbunden mit der Ankündigung einer Verlobung.“
Wie zuvor wurde Francesca auch jetzt von einer plötzlichen Nervosität befallen. War er sich seiner Wahl tatsächlich so sicher? Dann musste es Lady Mary sein. Angesichts dessen, was er ihr erzählt hatte, kam Caroline Wyatt ebenso wenig infrage wie Althea Robart. Damaris erschien ihr die bessere Wahl, und Lady de Winter war lieblicher. Aber es war Mary Calderwood gewesen, mit der er sich so ausgiebig unterhalten hatte und mit der er in seinem Phaeton ausgefahren war.
Zugegeben, sie selbst war auch schon mit ihm im Hyde Park gewesen, jedoch war das nicht vergleichbar.
„Die Zeit wird doch ausreichen, damit Sie alles planen können, nicht wahr?“, fragte der Duke.
Ihr Herz stockte einen Schlag lang. Sie wusste ja nicht einmal, ob sie in ein paar Wochen überhaupt noch in London war. Wenn Perkins seine Drohung wahrmachte, dann hatte er sie bis dahin längst aus ihrem Haus geworfen. Wie sollte sie sich dann noch um Rochfords Ball kümmern?
Trotzdem zwang sie sich zu einem Lächeln und erwiderte: „Ja, natürlich. Hier muss gar nicht so viel dekoriert werden.“
Sie schlenderten durch den Saal bis zu den Terrassentüren, vor denen sie stehen blieben. Francesca schaute nach draußen und fand, dass es sich für ein Haus mitten in der Stadt um ein sehr großes Grundstück mit einem weitläufigen Garten handelte.
„Möchten Sie für das Fest auch den Garten einbeziehen?“, fragte sie und drehte sich zu ihm um. „Wir könnten zwischen den Bäumen Lichter aufhängen.“
„So wie in den Vauxhall Gardens?“, wollte er wissen.
„Nun … ja, das könnte man sagen. Nur vielleicht nicht so prahlerisch wie dort – und hoffentlich ohne die Dinge, die sich dort abspielen. Aber wir könnten auch Tische und Stühle auf die Terrasse hinaustragen.“ Sie zeigte auf eine Ecke. „Dort, wo es etwas abgeschiedener
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