Antworten auf Fragen
Erkrankungen. Das Mädchen war etwa ein Jahr alt, was mich wunderte, denn normalerweise wirken sich Probleme der Eltern erst bei drei- bis fünfjährigen Kindern aus. Da gerade Herbst war, aktivierten sich wahrscheinlich die unterbewussten Kränkungen bei der Mutter, und beim Kind verstärkte sich das alles. Allerdings hatte die Mutter schon ihr Leben überprüft und an sich gearbeitet, sie hatte meine Bücher gelesen. Doch schließlich konnte ich nicht jeden Patienten mit dem Finger darauf verweisen und sagen: „Hier hast du nicht gründlich gearbeitet, das hast du vergessen.“ Wie konnte ich der Mutter beibringen, dem Kind ohne mein Zutun zu helfen?
„Hören Sie“, sagte ich. „Wie Sie wissen, sind Tuberkulose, Lungenentzündung und Bronchitis Kränkungen. Erinnern Sie sich jetzt an das ganze Leben mit Ihrem Mann, an alle Ihre Kränkungen. An was denken Sie zuerst, was ist die größte Kränkung?“
„Vor der Hochzeit habe ich mich von meinem Mann gekränkt gefühlt.“
„Sie hatten sich die Beziehung anders vorgestellt?“ „Ja.“
„Wurden Ihre Beziehung und Ihre Ideale gedemütigt?“
„Ja.“
„Was fällt Ihnen als Zweites ein?“
„In der Mitte unseres Ehelebens hat mich mein Mann gekränkt und mein Vertrauen zu ihm missbraucht?“
„Waren Sie lange gekränkt?“
„Lange. Schließlich war er im Unrecht.“
„Hier sind alle Ihre Kränkungen vereint“, verwies ich auf das Kind. „Begreifen Sie, dass Ihr Mann damit nichts zu tun hatte, dass das Ihre Reinigung und die Rettung Ihres Kindes war — helfen Sie sich selbst und dem Kind.“
Am nächsten Tag betrachtete ich das Feld des Mädchens. Zuvor waren da eine Trübung und Deformation des Feldes im Bereich der Brust und der Genitalien gewesen. Jetzt war das Feld rein, harmonisch und hell. Ich fragte die Mutter nach dem Befinden des Kindes.
„Das Mädchen hustet nicht mehr, es fühlt sich normal“, antwortete die Frau.
Neulich las ich einen Artikel über ein Interview mit einem großen Geschäftsmann jüdischer Nationalität. Er wurde gefragt: „Warum sind in der ganzen Welt die Großbankiers Juden? Warum haben die russischen Bankiers Russland verlassen und warum sind Juden an den Hebeln der Finanzmacht geblieben?“
Er sagte, dass die russischen Bankiers, wenn sie straucheln würden, nicht wieder aufstehen könnten, während die Juden wiederholt auf die Beine kommen könnten, weil das Leben und die ständige Demütigung sie ertüchtigt hätten.
Das Talent des jüdischen Volkes ist nicht nur damit zu erklären. Immerhin sind bei uns nicht nur die besten Finanziers Juden, sondern auch die besten Musiker und die besten Humoristen. Womit lässt sich also das Talent des jüdischen Volkes noch erklären?
Ein Mensch mit Sinn für Humor verzeiht und vergisst wesentlich leichter und schneller eine Kränkung als ein humorloser Mensch. Doch mit Humor kann man eine Situation nur dann meistern, wenn man von ihr nicht mehr abhängig ist. Die Fähigkeit, eine Situation zu meistern, wird dem verliehen, der seine Abhängigkeit von menschlichen Werten verringert. Um Bankier zu sein, darf man nicht von einem glücklichen Schicksal abhängig sein, muss man die Befähigung haben, von der Situation zu abstrahieren. Und das ist bei ausreichend hoher Ethik möglich. Um ein guter Musiker zu sein und etwas in der Kunst zu erreichen, muss man sich vom Bewusstsein als solchem lösen können, und das ist nur durch Hinwendung zu Gott möglich. Ein Heide betet jede einzelne Gottheit an und ist von ihr abhängig. Ich habe gehört, dass es im Alten Rom drei Millionen heidnische Götter gab. Der eine Mensch betete den Gott an, der das Geld personifizierte, der andere den Gott, der den heimischen Herd personifizierte, der Dritte den Gott, der für Gesundheit verantwortlich war usw.
Die Verehrung heidnischer Gottheiten gestattete es, von einem bestimmten Objekt zu abstrahieren, eine bestimmte Gruppe von Werten zu verallgemeinern und sie in Abhängigkeit von etwas Unsichtbarem, aber Höherem zu bringen. Das Heidentum half den Menschen, sich von der Umwelt zu lösen, die Abhängigkeit von lebenswichtigen Werten zu verringern und zu spüren, dass die Hauptsache nicht das ist, was wir sehen und fühlen, dass die materielle Welt nicht der größte Wert ist. Aber die allgemeine Abhängigkeit von menschlichen Werten konnte im Heidentum nicht überwunden werden. Das ist nur durch Monotheismus möglich.
Die Juden waren das Volk, das am stärksten unterdrückt und
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