Antworten auf Fragen
um alles zu einem einheitlichen Bild zu verbinden. Diese Patienten sind mir am liebsten. Indem ich ihnen helfe, komme ich auf meinem Weg voran.
Doch die meisten sind jene, die die Bücher gelesen haben, aber nicht imstande sind, sie auf sich anzuwenden und entsprechende Schlussfolgerungen zu ziehen. Das heißt, der Mensch liest Bücher, stimmt allem zu, will sich aber nicht ändern.
Einmal sprach ich mit zwei Frauen, Mutter und Tochter. Sie kamen von auswärts. Seit anderthalb Monaten hatten sie sich um einen Sprechstundentermin bemüht. Zu dem Zeitpunkt hielt ich keine Sprechstunden und Beratungen ab. Doch in diesem Fall rief ein Bekannter an und bat, eine Ausnahme zu machen.
„Das wird auch für dich von Interesse sein“, sagte er.
Die Ärzte hatten bei der Tochter einen Krankheitsbefund diagnostiziert und sie operiert. Es war zu keiner Besserung gekommen, ihr Zustand hatte sich verschlechtert. Dann hatten sie eine andere Diagnose gestellt und begonnen, nach dieser zu behandeln. Erneut keinerlei Effekt, der Zustand hatte sich weiter verschlechtert. Die Ärzte hatten noch mehrere Versuche unternommen, dann jedoch abgewinkt:
„Wissen Sie was, gehen Sie zu einer Gesundbeterin.“
Sie waren zur Ersten, zur Zweiten, zur Dritten gegangen. Jede Gesundbeterin hatte die Situation betrachtet und gesagt:
„Ich sehe Fluch und Verwünschung, da kann ich nichts tun.“ Sie hatten begriffen, dass es nutzlos war, und waren zu einem berühmten Wunderheiler gefahren. Er war tätig geworden und der Zustand hatte sich etwas gebessert. Abschließend hatte er gesagt:
„Hier handelt es sich offensichtlich um einen Karmafall, noch dazu um einen schweren.“
Und nun saßen die beiden Frauen vor mir — ein zartes, verschrecktes Mädchen, und neben ihr die Mutter, die durchaus keinen schüchternen und verschreckten Eindruck machte. Fünf Sekunden waren ausreichend, um mir ein umfassendes Bild zu machen.
„Es handelt sich um einen elementaren Fall“, sagte ich entmutigt. „Im Feld der jungen Frau ist der mögliche Tod ihres Kindes, weil seine künftige Mutter, d.h. Sie, junge Frau, nicht die Prüfungen zur Reinigung der Seele für die Liebe zu Gott bestehen werden. Sie werden sie deshalb nicht bestehen, weil Ihre Abhängigkeit von Idealen, Prinzipien und Ethik zehnmal höher als der lebensgefährliche Wert ist, d.h. vom Bewusstsein her können Sie die Prüfung bestehen, aber Ihre Gefühle werden gegen Sie arbeiten. Und diese prekäre Situation hängt damit zusammen, dass Ihre Mutter die Hauptprüfung im Leben zur Erhaltung und Rettung der Liebe nicht bestanden hat. Ich sehe eine Unmenge von Klagen gegen den Ehemann während der Schwangerschaft, ja auch vor der Empfängnis.“
„Mein Mann hat mich während der Schwangerschaft verlassen“, sagte die Mutter zögernd.
„Sie haben für Ideale, Prinzipien und Ethik, aber nicht für die Liebe gelebt“, erklärte ich der Mutter. „Und bei Ihrer Tochter ist die Orientierung auf Ideale noch stärker als bei Ihnen. Ihr Kind hatte keine Überlebenschancen. Die einzige Möglichkeit bestand in heftiger Demütigung und Verletzung von Idealen, Prinzipien und Hoffnungen, noch dazu durch den nahestehenden Menschen, denn zu einem Nahestehenden lässt sich die Liebe leichter bewahren. Sie hätten die Prüfung zu 70 bis 80 %, mindestens zu 50 % bestehen müssen, doch sie konnten nur 30 % aushalten. Um das Leben der Tochter zu retten, war das zu wenig. Damit sie gesund und glücklich ist und Kinder hat, ist diese Liebe eindeutig nicht ausreichend.“
„Bedeutet das, dass sich meine Tochter gegenwärtig in einem sehr schlechten Zustand befindet?“
„Schlimmer kann er nicht sein“, sagte ich. „Schon bei einer dreifachen Blockierung der Zukunft bestehen wenig Chancen für Gesundheit und Leben, doch bei Ihrer Tochter ist sie zehnfach.“ „Oh Gott, was für ein Unheil“, sagte erschrocken die Mutter. „Das ist kein Unheil, das ist Realität“, sagte ich. „Und die kann man ändern. Doch nur in dem Fall, dass Sie sich innerlich ändern und die Haltung zur Situation ändern.“
„Wissen Sie“, sagte die Tochter. „Ich hatte mich in einen Mann verliebt. Er hat mich betrogen und verlassen, ist dann zurückgekommen, hat um Verzeihung gebeten und mich wieder betrogen. Schließlich haben wir uns ausgesöhnt, er kam zurück und ,bescherte’ mir eine Geschlechtskrankheit, wobei er schwor, dass er gesund sei und nicht verstehe, woher sie gekommen sei.“
„Höchstwahrscheinlich
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