Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Anubis 02 - Horus

Anubis 02 - Horus

Titel: Anubis 02 - Horus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
Vom Netzwerk:
ich vielleicht besser fragen: Was sind Sie?«
    Bast sah sie an und gab sich alle Mühe, so zu tun, als hätte sie die Frage nicht wirklich verstanden. »Sie wissen doch, wer ich bin.«
    »Ich weiß, was Sie uns gesagt haben«, erwiderte Mrs Walsh. »Ich bin allerdings nicht mehr völlig sicher, ob Sie uns wirklich die Wahrheit gesagt haben. Nicht mehr seit gestern Abend.«
    »Ich verstehe«, seufzte Bast. »Was Sie gestern Abend mit angesehen haben, hat Sie schockiert. Ich hätte Ihnen das gern erspart, und Jacob und vor allem Cindy auch, aber ich hatte keine andere Wahl. Glauben Sie mir, ich hätte es auch mir sehr gerne erspart.«
    »Meinen Sie, jetzt wäre der richtige Moment für Scherze?«, fragte Mrs Walsh.
    »Es war auch nicht als Scherz gemeint«, sagte Bast. »Es tut mir leid, Mrs Walsh, aber ich dachte, Sie wüssten, dass ich in der Lage bin, mich meiner Haut zu wehren.«
    »Ihrer Haut zu wehren?«, wiederholte Mrs Walsh. »Sie haben fünf Männer getötet, Bast. Mit bloßen Händen!«
    »Genau genommen waren es vier«, sagte Bast ruhig. »Roy hatte einfach Pech … aber Sie haben recht: Wäre das nicht passiert, hätte ich ihn vermutlich auch getötet.«
    »Und das ist normal, dort, wo sie herkommen?«, fragte Mrs Walsh. »Dass eine Frau fünf …«, sie verbesserte sich, »… vier Männer mit bloßen Händen besiegt?«
    »Da, wo ich herkomme«, antwortete Bast ruhig, »bin ich so eine Art … Kriegerin.«
    »Ja, das scheint mir auch so.« Mrs Walsh tauschte einen raschen Blick mit Maistowe. »Aber das beantwortet nicht unsere Frage. Was sind Sie?«
    »Ich fürchte, ich verstehe nicht, was Sie meinen«, antwortete Bast.
    Mrs Walsh starrte sie eine weitere Sekunde lang durchdringend an, dann beugte sie sich plötzlich vor und schlug die Decke zur Seite. Bast starrte sie vollkommen perplex an. Vorgestern Abend hätte sie Kapitän Maistowe am liebsten den Kopf abgerissen, nur weil er ihre Silhouette im Sternenlicht gesehen hatte, und jetzt schien es ihr nichts auszumachen, dass er sie splitternackt sah.
    »Ich habe vor zwei Stunden Ihre Verbände gewechselt«, sagte sie. »Aber eigentlich wäre das gar nicht nötig gewesen.« Sie machte eine auffordernde Geste. »Warum nehmen Sie sie nicht ab? Sie müssen unbequem sein.«
    Bast sah sie zwar noch einen Moment mit gespielter Verstandnislosigkeit an, sah dann die Sinnlosigkeit dieser Scharade aber auch selbst ein und entfernte den Verband an ihrem Arm. Mrs Walsh hatte vollkommen recht: Der Verband wäre nicht nötig gewesen. Ihre Haut war völlig unversehrt.
    Rasch entfernte sie auch die Verbände an ihrem Knie und ihrem Oberschenkel, und beide Male mit demselben Ergebnis. Als sie jedoch nach dem Verband um ihren Leib greifen wollte, schüttelte Mrs Walsh hastig den Kopf.
    »Das sollten Sie besser nicht tun«, sagte sie. »Das ist der einzige Verband, der noch einen Sinn hat … vielleicht.«
    Rast biss sich auf die Unterlippe. Sie fühlte sich in die Enge getrieben, und wie hätte es auch anders sein sollen? Es gab nicht mehr viel, was sie sagen konnte, ohne sich endgültig lächerlich zu machen. »Ich … habe gutes Heilfleisch«, antwortete sie mit einem schiefen Grinsen. »Das hatte ich immer schon.«
    Mrs Walsh beugte sich abermals vor und schlug die Decke wieder zurück; vermutlich aus reiner Rücksicht auf Jacob. »Roy hat Ihnen in den Leib geschossen«, sagte sie. »Aus kaum drei Metern Entfernung. Sie müssten tot sein, oder wenigstens sehr schwer verletzt, aber das sind Sie nicht. Und was diese drei Kerle mit Ihnen gemacht haben, das will ich gar nicht wissen.«
    »Ich glaube, Sie wissen es«, antwortete Bast spröde. »Sie haben versucht, mich zu vergewaltigen.«
    »Sie sind tot«, sagte Mrs Walsh. »Und ich habe noch nie solche Leichen gesehen.«
    »Wie viele Leichen haben Sie denn schon gesehen, Mrs Walsh?«, fragte Bast sanft.
    »Sie wissen, was ich meine«, erwiderte Mrs Walsh.
    Natürlich wusste sie es. Sie wusste nur nicht, was sie antworten sollte. Schließlich entschied sie sich für die Wahrheit … oder zumindest etwas, das ihr nahe kam. »Sie haben recht«, sagte sie. »Ich bin … nicht ganz das, was Sie glauben.«
    »Sind Sie ein Mensch?«, fragte Mrs Walsh.
    Bast lachte. »Verzeihen Sie, Mrs Walsh – aber das ist lächerlich.«
    »Ist es das?« Mrs Walsh schüttelte den Kopf. Es wirkte eher traurig als wütend. »Bastet«, murmelte sie. »Horus und Sobek … hatte Abberline recht? Sind Sie die alten ägyptischen Götter?«
    »Ja«,

Weitere Kostenlose Bücher