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Anubis 02 - Horus

Anubis 02 - Horus

Titel: Anubis 02 - Horus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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Es war so furchtbar kompliziert. Wie sollte sie Mrs Walsh etwas erklären, das sie selbst noch nicht wirklich verstand oder doch zumindest nicht richtig in Worte kleiden konnte?
    »Das ist albern«, sagte Mrs Walsh auch prompt. »Sie erwarten allen Ernstes, dass wir tatenlos zusehen, wie Sie sich opfern?«
    »Jetzt unterschätzen Sie mich, meine Liebe«, sagte Bast lächelnd. »Auch jemand wie ich hängt am Leben.« Sie schüttelte den Kopf, als Mrs Walsh widersprechen wollte. »Ich werde mit Horus sprechen und ihn zurück nach Ägypten begleiten, und diese sogenannten Ripper-Morde werden aufhören. Es wird genau so kommen, wie Inspektor Abberline vorgestern Abend gesagt hat.«
    »Und Sie werden die Gefangene dieses … dieses Ungeheuers sein!«, sagte Mrs Walsh empört.
    »Wie gesagt: Die Situation ist etwas komplizierter, als es vielleicht den Anschein hat«, antwortete Bast. »Aber ich glaube nicht, dass er mir etwas antun wird, und ich werde auch keine Gefangene sein. Nicht so, wie Sie meinen.«
    »Ich verstehe«, sagte Mrs Walsh ärgerlich. »Sie wollen sagen, dass es keinen Sinn hat, uns etwas zu erklären, was dumme Sterbliche wie wir sowieso nicht begreifen.«
    Einen Moment lang war Bast versucht, einfach mit Ja zu antworten und die gesamte Diskussion damit zu beenden, aber dann schüttelte sie den Kopf. »Es geht um Dinge, die Sie nicht verstehen können, Mrs Walsh, weil Ihnen ein paar tausend Jahre Erfahrung fehlen«, sagte sie sanft. »Und um Dinge, mit denen ich Sie nicht belasten möchte. Ich habe schon genug Schaden angerichtet. Aber ich kann vielleicht wenigstens einen Teil davon wiedergutmachen. Also lassen Sie es mich wenigstens versuchen. Ich muss ohnehin noch einmal nach Whitechapel, um mit Faye zu sprechen.«
    »Den Teufel werden Sie tun!«, versetzte Mrs Walsh grimmig. »Ihre Wunde ist noch längst nicht verheilt, und Sie brauchen Ruhe. In der vergangenen Nacht wären Sie beinahe gestorben, ist Ihnen das eigentlich klar?« Sie erstickte Basts Widerspruch mit einem energischen Kopfschütteln im Keim. »Und ich werde gewiss nicht zulassen, dass Sie dieses arme Mädchen in die Obhut dieser … zweifelhaften Person entlassen.«
    Sie hatte eigentlich ein anderes Wort im Sinn gehabt, das spürte Bast. Entsprechend vorsichtig formulierte sie ihre Antwort. »Faye ist auch nicht sehr viel älter als Cindy, Mrs Walsh. Und ich vertraue ihr.«
    »Ach, tun Sie das?«, fragte Mrs Walsh mit sonderbarer Betonung.
    »Vergessen Sie nicht, dass ich … in einen Menschen hineinsehen kann«, antwortete sie. »Keine Sorge – ich lese weder Ihre Gedanken noch die Jacobs. Aber ich erkenne, ob jemand die Wahrheit sagt oder nicht. Faye will dieses Leben genauso hinter sich lassen wie Cindy. Sie ist noch nicht so weit, es sich selbst einzugestehen, aber ich weiß, dass es so ist. Ich habe ihr versprochen, ihr dabei zu helfen, und sie wird Cindy mit sich nehmen und sich um sie kümmern. Sie kann nicht hier in London bleiben, so gut es Vater MacNeill und seine Bekannte auch mit ihr meinen mögen. So etwas wie gestern Abend könnte sich wiederholen.«
    »Sie meinen also, diese … Faye meint es ehrlich mit Ihnen?« Mrs Walsh seufzte. »Nun, dann fürchte ich, lassen Ihre famosen Fähigkeiten Sie in diesem Fall wohl im Stich.«
    »Wieso?«
    »Roy hat noch einen Moment gelebt«, antwortete Maistowe an Mrs Walshs Stelle. »Lange genug, um uns …« Er tauschte einen seltsam verschwörerisch wirkenden Blick mit Mrs Walsh. »… noch ein paar Fragen zu beantworten. Haben Sie sich noch gar nicht gefragt, woher Maude und er wussten, dass sich das Mädchen hier bei uns befindet?«
    Bast blickte ihn gleichermaßen fragend und beunruhigt an.
    »Faye«, sagte Maistowe. »Sie hat es ihm verraten.«
    »Das glaube ich nicht«, antwortete Bast impulsiv.
    »Aber genau das hat Roy behauptet«, sagte Mrs Walsh. »Warum sollte er lügen? Nur sehr wenige Menschen sagen die Unwahrheit, wenn sie im Sterben liegen.«
    »Und woher sollte er es auch sonst wissen?«, fügte Maistowe hinzu. »In Whitechapel bin ich kein Unbekannter, aber niemand dort weiß, wo ich wohne. Ich habe immer streng darauf geachtet, in diesem Punkt Diskretion zu wahren. Schon um Glorias willen.«
    Bast spürte, dass er die Wahrheit sagte, aber etwas in ihr wehrte sich immer noch, ihm zu glauben. Warum sollte Faye sie so hintergehen?
    Sie beantwortete ihre eigene Frage laut. »Wahrscheinlich hat Roy sie gezwungen.«
    »Das mag sein«, sagte Mrs Walsh. »Aber es macht es nicht

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