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Anubis 02 - Horus

Anubis 02 - Horus

Titel: Anubis 02 - Horus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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hörte sich Bast zu ihrer eigenen Überraschung antworten. Mrs Walshs Gesicht blieb vollkommen ausdruckslos, doch Maistowe starrte sie aus hervorquellenden Augen an. Er wirkte entsetzt, aber nicht überrascht. »Und Ra, Seth und Osiris und Anubis und noch eine Menge anderer Namen, die Sie vermutlich noch nie zuvor gehört haben. Es gibt uns wirklich. Aber wir sind trotzdem Menschen und keine Götter. Das waren wir nie.«
    »Das fällt mir schwer zu glauben«, sagte Mrs Walsh zögernd. Sie starrte die Stelle der Bettdecke an, unter der sich der Verband über ihrem Magen verbarg.
    »Aber es ist so«, antwortete Bast. Sie hatte es aufgegeben, irgendwelche Ausflüchte zu erfinden – wozu auch? Sie hatte Mrs Walsh und Jacob schon viel zu viel verraten, als dass sie ihnen ihre Erinnerung noch lassen konnte. Aber sie hatte jetzt keine Wahl mehr, und im Moment war die Wahrheit die einfachste Lösung. »Sie haben recht: Wir sind … anders als Sie und die meisten anderen Menschen. Vielleicht ein wenig zäher, und nicht so leicht umzubringen. Aber wir sind nicht unsterblich. Im Gegenteil – ohne Ihre Hilfe hätte Ben mich möglicherweise getötet. Das war sehr tapfer von Ihnen, wissen Sie das?«
    »Ich hatte keine andere Wahl«, antwortete Mrs Walsh leise. »Obwohl ich eigentlich kein Blut sehen kann.«
    »Sie wären überrascht, wozu Menschen fähig sind, wenn es sein muss«, erwiderte Bast ernst. »Aber das ist nichts, wofür man sich schämen müsste. Ganz im Gegenteil …«
    »Sie finden es richtig, Menschen wehzutun, mein Kind?«
    »Ich finde es richtig, um sein Leben zu kämpfen«, antwortete Bast. Sie hob die Schultern und lächelte plötzlich. »Bei der Gelegenheit: Es klingt … ein bisschen seltsam, wenn Sie mich immer mein Kind nennen, Mrs Walsh. Ich weiß, es sieht anders aus, aber ich bin älter als Sie. Viel älter.«
    »Und wie alt sind Sie?«, wollte Mrs Walsh wissen.
    »Ich muss gestehen, dass ich es selbst nicht mehr genau weiß«, antwortete Bast. »Aber Sie haben von den großen Pyramiden in Ägypten gehört?« Mrs Walsh nickte, und Bast fuhr fort: »Ich war dabei, als sie gebaut wurden.«
    Wieder verging eine – diesmal spürbar längere – Zeit, in der Mrs Walsh sie nur anstarrte. Sie wirkte weder zweifelnd noch erschrocken oder schockiert, aber sehr erschüttert. Maistowe sah sie immer noch nicht an, sondern sah nervös überall hin, nur nicht in ihre Richtung, aber sie konnte den Aufruhr spüren, der in seinem Inneren tobte. Dennoch fand sie, dass die beiden sich erstaunlich gut hielten, in Anbetracht dessen, was sie gerade erfahren hatten. Aber vermutlich hatten sie die halbe Nacht mit nichts anderem als den wildesten Spekulationen zugebracht.
    »Das ist … erstaunlich«, murmelte Mrs Walsh schließlich. »Es fällt mir schwer, es zu glauben.«
    »Ich versichere Ihnen …«
    Mrs Walsh unterbrach sie mit einem erschrockenen Kopfschütteln. »Nein, Sie verstehen nicht. Ich weiß, dass Sie die Wahrheit sagen. Ich habe es gesehen, mit eigenen Augen. Aber es … fällt mir trotzdem nicht leicht, es zu glauben, wenn Sie verstehen.«
    »Ich verstehe nur zu gut«, antwortete Bast. »Und ich versichere Ihnen, hätte ich geahnt, was passiert …«
    »… wären Sie nicht hierhergekommen, ich weiß.« Mrs Walsh seufzte. »Aber Sie sind nun einmal hier, und nun müssen wir sehen, wie wir mit dieser schrecklichen Situation zurechtkommen. Mit Gottes Hilfe wird es uns schon irgendwie gelingen.«
    »Ich fürchte, Ihr Gott wird uns in diesem Punkt wenig helfen«, sagte Bast.
    »Er ist nicht nur mein Gott«, sagte Mrs Walsh scharf.
    Bast schluckte alles herunter, was ihr dazu auf der Zunge lag. Sie hatte wirklich keine Lust auf eine religiöse Grundsatzdiskussion. Statt zu antworten, wandte sie sich an Maistowe. »Da ich noch hier und wir alle in Freiheit sind, nehme ich an, dass niemand etwas von diesem … Zwischenfall bemerkt hat?«
    Maistowe schüttelte den Kopf, sah sie aber immer noch nicht an. Er begann unruhig auf seinem Stuhl hin und her zu rutschen.
    »Was ist mit dem Bobby, der draußen gestanden hat?«, fragte sie.
    »Er steht immer noch dort«, antwortete Maistowe, noch immer ohne sie anzusehen. »Beziehungsweise schon wieder. Natürlich ist es nicht mehr derselbe.« Er hob die Schultern. »Ich nehme an, die Kerle haben abgewartet, bis seine Ablösung gekommen ist und es eine Lücke in der Überwachung gab. Wie es aussieht, nehmen die Konstabler ihre Pflicht nicht allzu ernst.«
    »Und Roy und die

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