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Anwältin der Engel

Titel: Anwältin der Engel
Autoren: Mary Stanton
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Schwimmer in die aufgewühlte Luft.
    Sascha rappelte sich hoch, schüttelte sich und kam zu Bree gerannt.
    Sie hatte nichts. Keine Waffen. Keine Mittel, um gegen ihn zu kämpfen. Josiah kam über das feuchte welke Gras geschlurft. Der Gestank verwesenden Fleisches stieg ihr in die Nase. Bree kämpfte gegen die Angst an, die sie zu überwältigen drohte, und bat in einem verzweifelten, stummen Gebet um Kraft.
    Josiah streckte die Hände aus, um Bree zu packen. Sascha sprang ihn wieder an. Josiah taumelte zurück und fiel in den grünen Dunst, der die Brücke aus dem Jenseits darstellte, um schließlich in die feurigen Tiefen zu stürzen.
    Das Grab schloss sich wieder, doch zuvor sprangen noch Bellum und Miles heraus.
    Bree und ihre Hunde waren wieder allein auf dem Friedhof. An ihrer Hand klebte ein Klumpen verwesten Fleisches, der Gestank des Toten hing noch in ihrem Haar.
    »Was ich wissen möchte«, sagte Bree wütend ins Telefon, » ist, wo alle waren.«
    Professor Cianquino ließ sich mit seiner Antwort einen Moment Zeit. »Die Regeln sind ziemlich klar«, sagte er schließlich.
    »Mir nicht.« Brees Hände umklammerten das Lenkrad. Bewusst versuchte sie, sie zu lockern. Sie war auf dem Weg zur Cliff’s Edge Academy, um Lindsey zur Rede zu stellen. Bellum und Miles saßen hinter ihr auf dem Rücksitz, Sascha hatte es sich auf dem Beifahrersitz gemütlich gemacht.
    »Gleiches begegnet Gleichem.«
    »Gleiches begegnet Gleichem?« Bree hatte keine Angst mehr. Doch wie so oft, wenn sie einen Heidenschrecken bekommen hatte, war sie wütend. Und das beeinträchtigte ihre Fähigkeit, klar zu denken. Deshalb sagte sie so ruhig wie möglich: »Soll das heißen, ich sei das irdische Gegenstück einer Leiche?«
    »Sehr gut«, erwiderte Professor Cianquino, der selten Lob aussprach.
    »Also keine Extras«, sagte sie. »Verstehe. Die Pendergasts bekommen keine Extrahilfe, und ich ebenfalls nicht.«
    »Genau.«
    »Also mano a mano, ja?« Sie kramte ihr längst vergessenes Latein zusammen. »Oder corpus a corpus ?«
    »Eine andere Regelung wäre nicht in Ihrem Interesse«, entgegnete der Professor. »Wenn Sie die Möglichkeit hätten, auf die Compagnie zurückzugreifen, hätte die Gegenseite wiederum die Möglichkeit … « Er machte eine Pause. »Das würde Ihnen jedenfalls nicht gefallen. Ganz und gar nicht.«
    Bree verdrehte die Augen. Sagen Sie , dachte sie nur. »Danke für die Information«, entgegnete sie.
    »Wie geht die Untersuchung voran?«
    »Schleppend. Ich habe keine konkreten Anhaltspunkte. Und es ist ein absolut irrsinniges Unterfangen, diesen Mord aufzuklären, ohne dass mein Klient richtig mit mir kommunizieren kann.«
    »Aber er hat doch schon mit Ihnen kommuniziert«, sagte er. »Der Briefbeschwerer, die Schlüssel, die Blutuntersuchung und die Fotografie. Gerade die Blutunter suchung hat Sie ja bereits zu einer wesentlichen Komponente des Falles gebracht, liebe Bree. Achten Sie auf das, was Ihnen Ihr Klient sonst noch zu sagen hat.«
     
    Sie schaffte es, die Cliff’s Edge Academy in weniger als zwei Stunden zu erreichen. Das große schmiedeeiserne Eingangstor der Schule war geschlossen. Der Zaun, der das Gelände umgab, war so fest wie eh und je im Boden verankert. Gemächlich fuhr Bree an der Schule entlang und tat so, als suche sie nach einer Adresse oder bewundere die Bartflechten, die von den Eichen hingen, die wie Wachtposten über das Grundstück verteilt waren.
    »Es ist nämlich so«, erklärte sie den aufmerksam lauschenden Hunden, »dass ich auf keinen Fall Miss Violet Henry begegnen möchte. Nur wenn ich es schaffe, Lindsey davon zu überzeugen, dass außer mir niemand über die Einbrüche Bescheid weiß, kann ich hoffen, dass sie mir alles erzählt. Und als ihre Rechtsanwältin bin ich verpflichtet, über Dinge, die sie ins Gefängnis bringen könnten, Stillschweigen zu bewahren.«
    Sascha legte ihr die Pfote aufs Knie und gähnte.
    »Und was euch zwei angeht … « Bree warf einen Blick in den Rückspiegel. Bellum und Miles saßen so reglos wie Tempelhunde da, die den Palast eines chinesischen Kaisers bewachten. »Ich hoffe nur, dass ihr mir zu Hilfe kommt, wenn ich dem Sicherheitspersonal in die Hände gerate. Ah. Das sieht ja günstig aus.«
    Im Zaun war eine Lücke. Genauer gesagt ein Zauntritt, über den die Pferde springen konnten, wenn in dieser Gegend Jagden stattfanden. Auf einem der Zaunpfosten war eine Überwachungskamera befestigt, die alles, was über fünf Fuß groß war,
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