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Anwältin der Engel

Titel: Anwältin der Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Stanton
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etwas faul ist. Und je mehr Sie mich anlügen, desto genauer werde ich die Sache untersuchen. Also warum ersparen Sie uns beiden nicht eine Menge Verdruss, indem Sie die Karten auf den Tisch legen. Soviel ich weiß, sind solche Informationen ohnehin der Öffentlichkeit zugänglich. Es sei denn«, fügte sie triumphierend hinzu, »der Fall wäre noch nicht abgeschlossen. Ist das so?«
    Hunter rieb sich den Nacken und seufzte. Er warf einen Blick in Richtung des Barkeepers, der aufgehört hatte, die Theke mit einem Lappen abzuwischen, und unverhohlen ihrem Gespräch zuhörte. Hunter packte sie beim Arm und führte sie zur Treppe. Erst als sie draußen auf dem Bürgersteig standen, sagte er wieder etwas. »Wo steht Ihr Wagen?«
    »Ein Stück weiter, die Straße runter.«
    »Gut. Ich möchte, dass Sie jetzt zu Ihrem Auto gehen, einsteigen und nach Hause fahren.«
    Bree atmete erneut tief durch und stieß die Luft langsam wieder aus. »Sie sind ein unausstehlicher Mensch, Lieutenant«, sagte sie. »Aber stört mich das irgendwie? Nein. Nicht im Geringsten. Stattdessen gehe ich, wie Sie sehen, ruhig und gelassen zu meinem Auto. Sie hingegen haben sich gerade den Ärger eingefangen, den Sie verdienen.«
    »Was soll denn das heißen?«
    Sie wies mit dem Kopf auf die Treppe des Restaurants. Der Barkeeper stand mit finsterer Miene auf der untersten Stufe und hatte sein Handy am Ohr. »Ich wette mit Ihnen um fünf Dollar, dass er gerade die Polizei angerufen hat.«
    »Was?!«
    »Weil ich unsere Drinks nicht bezahlt habe. Und Sie offenbar auch nicht.« Sie unterdrückte ein Kichern, als sie sein bestürztes Gesicht sah. Dann drehte sie sich um und ging die Straße hinunter. Sascha hielt sich so dicht bei ihr, dass sie beinahe über ihn gestolpert wäre.
    »Bist du sauer wegen des Krabbenmuffins?« Sie fasste nach unten und packte ihn am Halsband, worauf er mitbesorgtem Gesichtsausdruck zu ihr hochblickte. Gerade als sie ihm befehlen wollte, bei Fuß zu gehen, stieg ihr ein ganz bestimmter Gestank in die Nase.
    Alarmiert riss sie den Kopf hoch. Die von Laternen beleuchtete Straße war menschenleer. Ihr Auto stand etwas weiter vorn. Am anderen Ende des Blocks schälte sich eine ominöse Rauchsäule aus der Dunkelheit und wuchs an, bis sie mannshoch war. Der Geruch nach verwesenden Leichen nahm zu. Sascha gab ein grollendes Knurren von sich. Bree packte die Aktentasche in ihrer linken Hand fester und schwang sie wie eine Waffe hin und her. Die Finger ihrer rechten Hand schlossen sich um die Autoschlüssel, sodass die spitzen Metallenden der Schlüssel zwischen ihren Knöcheln hervorragten.
    Die Laternen erloschen eine nach der anderen. Die dunkle, mit ungesundem Gelb durchsetzte Säule bewegte sich geradewegs auf Bree zu.
    Sascha fletschte knurrend die Zähne, duckte sich und kroch auf die Erscheinung zu. Bree schätzte die Entfernung zwischen dem gespenstischen Wesen und ihrem Auto ab, in dem sie sich in Sicherheit bringen konnte. Sascha machte einen Satz nach vorn. Weil sie Angst um ihren Hund hatte, schrie Bree: »Bei Fuß!« Dann sprintete sie ihm hinterher. Die Säule aus öligem Rauch wurde größer und breiter, als setze sie zum Angriff an. Bree riss die Fahrertür auf, schob Sascha vor sich ins Auto hinein, kroch hinterher, knallte die Tür zu und verriegelte sie. In wilder Hast steckte sie den Schlüssel ins Zündschloss.
    Der Rauch wirbelte um die Windschutzscheibe. Inmitten der quellenden Masse nahm Bree flüchtig ein grinsendes weißes Gesicht wahr.
    Sie startete, trat das Gaspedal durch und ließ den unheimlichen Nebel hinter sich.

Und lächelnd dacht ich, dass die Größe Gottes –
Dass seine Ruhe uns umfließt,
Die unvollkommen, ruhelos wir sind. Elizabeth Barrett Browning, »Ballade von der Herzogin May«
    »Wer war Probert Chandler? Wo kam er her? Wie war er als Mensch? Und wie ist er wirklich gestorben?«
    Bree faltete die Hände auf dem Konferenztisch und sah ihre Angestellten einen nach dem anderen an. Das leitete, wie sie meinte, die morgendliche Besprechung von Beaufort &Compagnie auf eindrucksvolle Weise ein. Drei ihrer Kollegen waren anwesend: Lavinia Mather, ihre Hauswirtin; Petru Lucheta, ihre juristische Hilfskraft; und Ronald Parchese, ihr Sekretär. Sascha lag schlafend in der Ecke.
    »Habe ich Ihnen schon mal erzählt, dass ich früher Hunde ausgeführt habe, um mir meinen Lebensunterhalt zu verdienen?« Ron stellte das Tablett mit der Kaffeekanne, vier Kaffeetassen und einem Teller voller Donuts in

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