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Anwältin der Engel

Titel: Anwältin der Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Stanton
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in der Hölle?«
    »Das wissen Sie alle nicht?«, sagte Bree.
    »Ach herrje«, erwiderte Ron. »Sollten wir denn?«
    »Wenn Sie es nicht wissen, wer dann? Moment mal.«
    Sie runzelte die Stirn, um sich zu konzentrieren. »Gabriel Striker hat mir damals erzählt, was man Ben Skinner ursprünglich zur Last gelegt hatte. Wer hat ihm das erzählt? Beziehungsweise«, formulierte sie die Frage um, da sie sich nicht sicher war, ob sie die Antwort auf die erste Frage überhaupt wissen wollte, »wie hat Striker das herausgefunden?«
    »Am besten, Sie fragen ihn selbst«, schlug Lavinia vor.
    Bree machte ein finsteres Gesicht. Striker war ein Privatdetektiv, den ihr früherer Juraprofessor Armand Cianquino ihr empfohlen hatte. Strikers Funktion innerhalb der Compagnie bestand offenbar darin, ihr in die Quere zu kommen. Was den Professor betraf, so hatte Bree ihn schon auf der Universität sehr geheimnisvoll gefunden. Jetzt kam er ihr allerdings noch geheimnisvoller vor. Armand schien die Aufgabe zu haben, ihr die richtige Richtung zu weisen, um sich dann zurückzulehnen und abzuwarten, bis sie auf die Nase fiel.
    Petru stampfte mit seinem Stock auf den Fußboden. »Nicht nötig, Striker hinzuzuziehen. Ich werrde in den Akten nachsehen.«
    »In den Akten?«, gab Bree verständnislos zurück. »Oh! Die Akten meinen Sie.« Die Protokolle von allen zivilund strafrechtlichen Verfahren wurden im Gerichtsgebäude archiviert. Zumindest verhielt sich das bei Kommunen wie Chatham County so. Wie bei himmlischen Angelegenheiten vorgegangen wurde, entzog sich Brees Kenntnis.
    »Und da Chandler Berufung eingelegt hat, werrden Sie natürlich eine Kopie des Prozessprotokolls brauchen. Die werrde ich Ihnen auch besorgen. Eine rreine Routinesache, liebe Bree.«
    »Natürlich«, sagte Bree. »Und diese Dinge werden … wo aufbewahrt?«
    »Im sechsten Stock des Gerichtsgebäudes, liebe Bree «, warf Ron ein, indem er Petru einen finsteren Blick zuwarf. »Ich kann Ihnen noch heute Vormittag alles holen.«
    »Die juristische Hilfskraft bin ich «, wandte Petru ein. »Das ist meine Aufgabe.«
    »Nein, meine «, sagte Ron. »Ich bin ihr Sekretär.«
    »Nun regen Sie sich mal nicht auf«, sagte Bree und sah die beiden nachdenklich an. »Wissen Sie«, fuhr sie fort, »ich glaube, diese kleine Aufgabe würde ich ganz gern selbst übernehmen.«
    »Es wäre aber besser, wenn ich mitkäme«, sagte Ron. »Wenn man das noch nie gemacht hat, kann es ewig dauern, bis man die entsprechenden Unterlagen bekommt.« Er zwinkerte vielsagend. »Glücklicherweise haben wir an höherer Stelle Freunde.«
    Das Chatham-County-Gericht war ein relativ neues, ziemlich hässliches fünfstöckiges Betongebäude, dessen Anstrich die Farbe von Rührei hatte. Bree fand ganz in der Nähe einen Parkplatz. Nachdem sie ihre Handtasche geöffnet hatte, damit die wachhabenden Polizisten einen Blick hineinwerfen konnten, ging sie mit Ron im Schlepptau durch die Metalldetektoren. In der Halle wimmelte es von Rechtsanwälten in Anzügen, uniformierten Polizisten und gewöhnlichen Bürgern. Die meisten sahen entweder verwirrt oder traurig aus. Glücklich wirkte hier niemand.
    Bree stand zusammen mit drei Cops, einer voluminösen Frau in Flipflops, ausgebeulten Hosen und einem T-Shirt mit der Aufschrift Ich habe PMS und eine Pistole sowie zwei Teenagern, die sich merklich Mühe gaben, cool zu wirken, vor dem Fahrstuhl. Neben dem Fahrstuhl hing eine Tafel, die anzeigte, was sich jeweils in den einzelnen Stockwerken befand.
    Bree und Ron fuhren nach oben. Im ersten Stock stiegen die Teenager aus; im vierten Stock stieg die Frau mit dem aggressiven T-Shirt aus; und im fünften und letzten Stock verließen die Cops die Kabine. Der ältere Cop blockierte höflich die Tür für sie – ihr fiel auf, dass er Ron gar nicht zu bemerken schien. Sie klatschte sich mit der Hand gegen die Stirn. »Hab was vergessen!«, sagte sie. »Danke!«
    Die Tür schloss sich, der Aufzug fuhr weiter nach oben. Als sich die Tür wieder öffnete, hatten sie einen Ort erreicht, den Bree bisher erst einmal aufgesucht hatte: den Sitz des Himmlischen Gerichtshofes.
    Bei ihrem ersten Besuch war sie viel zu nervös gewesen, um viel von ihrer Umgebung wahrzunehmen.
    Durch eine Reihe von Oberlichtern in der Decke strömte Sonnenlicht in den Gang. Der Fußboden bestand aus Terrazzo, die Wände waren mit warm schimmerndem Zedernholz getäfelt. Beziehungsweise mit einem Holz, das sehr wie Zedernholz aussah. Die Luft war

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