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Anwältin der Engel

Titel: Anwältin der Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Stanton
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Chandler vielleicht?«
    »Ihr Daddy?«
    »Ja.« Der Barkeeper brachte ihren Drink, an dem sie kurz nippte. »Soviel ich weiß, kam er vor etwa vier Monaten bei einem Autounfall ums Leben.«
    »Richtig.«
    »Und … eine reine Vermutung, nicht dass Sie denken, bei der Polizei gebe es eine undichte Stelle … Aber stimmte bei dem Unfall vielleicht irgendetwas nicht?«
    »Inwiefern?«
    Bree holte tief Luft. Jetzt kam der heikle Teil. »Insofern, dass Chandler vielleicht gar nicht im Auto umgekommen ist.«
    Hunter fuhr sich mit der Hand über den Mund und schwieg einen Moment lang. »Sind Sie vielleicht irgendwie auf mobile Leichen fixiert?«, fragte er schließlich. »Bei Ben Skinner haben Sie auch nicht geglaubt, dass er im Meer umgekommen ist.«
    »Ich bin höchstens auf meinen gesunden Menschenverstand fixiert«, entgegnete sie pikiert. »Und bei Skinner hatte ich doch recht, oder etwa nicht? Und Sie sind bei der Mordkommission, Hunter. Vier Monate nach dem Tod des Mannes bei einem Autounfall – was bisher ausschließlich Sache der Verkehrspolizei war – stellen Sie seiner Tochter Fragen zu einem Diebstahl am Einkaufszentrum.« Sie trank einen zu großen Schluck Schorle und verschluckte sich. »Wenn ich mich nicht gerade besabbert hätte, wäre das eine ziemlich hammermäßige Feststellung gewesen.«
    Hunter lachte gedämpft, was aber echt wirkte. »Sie waren ja einige Zeit mit der Familie zusammen. Was meinen Sie?«
    »Kein sonderlich einnehmendes Kind«, sagte Bree. »Aber sie ist siebzehn, da kann man nichts anderes erwarten.«
    »Und Sie sind wie alt?«
    »Neunundzwanzig«, sagte Bree. »Was spielt denn das jetzt für eine Rolle? Oh! Habe ich mich irgendwie altklug angehört?«
    »Eher selbstgefällig«, erwiderte Hunter. Und seufzte. »Reden Sie weiter.«
    »Ein wildes Kind, und das ist nicht nur Pose. Sie steuert auf irgendeine Art Selbstzerstörung zu, das steht fest. Warum das so ist … « Sie runzelte die Stirn. Irgendetwas an diesen kleinen Unterredungen , von denen Carrie-Alice gesprochen hatte, verursachte ihr eine Gänsehaut. »Ihre Mutter ist völlig gleichgültig. Hat wahrscheinlich schon vor langer Zeit resigniert. Die beiden können sich nicht ausstehen.«
    »Das scheint Sie zu überraschen.«
    »Das tut es auch. Meine eigene Mutter … « Bree verstummte. Sie kannte ihre Mutter gar nicht. Doch die Mutter, die sie großgezogen hatte, Francesca Carmichael Winston-Beaufort, hätte für ihre zwei Töchter ihr Leben geopfert. »Francesca hätte mich nicht abgeschrieben, unter gar keinen Umständen.« Sie senkte den Blick, da sie sich auf einmal deprimiert fühlte. »Was rede ich denn da? Solche gestörten Familien gibt es schließlich überall.«
    »Wir hatten einfach Glück mit unseren Eltern«, sagte Hunter. »Auf Mom!« Er hob sein Glas. Bree stieß mit ihm an und trank den Rest ihrer Schorle.
    »Auf den ersten Blick haben wir es also mit einer typischen gestörten Familie zu tun«, sagte Bree. »Oder vielleicht doch nicht? Nach allem, was wir aus den Medien wissen, muss Probert Chandler ein ziemlich hausbackener Mensch gewesen sein. Fuhr einen Buick, verabscheute das High Life. Glaubte an all diese Pfadfindertugenden wie Aufrichtigkeit, Sparsamkeit, Liebe zu Gott, zum Vaterland und zu seiner Mutter. In dieses Bild passt Lindsey einfach nicht rein. Carrie-Alice ebenfalls nicht. Der Hummer auch nicht. Unter diesem angeblichen Fels der Stabilität wimmelt es nur so von Fragen. Es überrascht mich auch überhaupt nicht, dass Ihnen an diesem Autounfall etwas seltsam vorgekommen ist.«
    Hunter schüttelte in gespielter Bewunderung den Kopf. »Sie sind gut, aber so gut sind Sie nun auch wieder nicht. Ich habe ja noch gar kein Wort über den Autounfall gesagt.«
    Bree spielte mit dem Gedanken, abermals mit den Wimpern zu klimpern, unterließ es aber.
    Hunter grinste gemein. »Wie haben Sie es formuliert? Sie wollen das Kind rausboxen? Alles ausbügeln? Ganz schön forsch von Ihnen, finde ich.«
    »Sie wissen doch, wie Cordelia Eastburn ist«, erwiderte Bree.
    »Das wissen wir alle.« Hunter nickte zustimmend. »Eine Staatsanwältin, die nicht lockerlässt.«
    »Ruhmsüchtig ist sie«, stellte Bree unverblümt fest. »Ich liebe sie wie eine Schwester, aber diese Frau platzt geradezu vor Ehrgeiz. Haben Sie gehört, was sie in den Sechs-Uhr-Nachrichten gesagt hat? Ich hatte auf dem Rückweg von Tybee Island die ganze Zeit das Radio an. Diese Frau ist darauf aus, ihr Renommee auf Kosten dieser

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