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Anwältin der Engel

Titel: Anwältin der Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Stanton
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»Ist das Leahs Tochter, Ronald?«
    »Natürlich«, erwiderte Ron. »Bree, das ist Goldstein. Der Leiter des Archivs.«
    »Sehr erfreut«, sagte Bree. Sie streckte die Hand über den Tresen. Goldstein schüttelte sie mit ernster Miene.
    »Willkommen«, sagte er. »Ich habe Ihre Mutter gekannt und bewundert. Sie fehlt uns allen sehr. Was kann ich für Sie tun?«
    Ron legte ihr die Hand auf die Schulter, sodass sie gar nicht mehr dazu kam, Fragen zu stellen. »Wir haben möglicherweise einen neuen Klienten. Probert Chandler. Er hat Berufung eingelegt. Wir würden uns gern die Prozessakten ansehen.«
    »Chandler.« Goldstein schloss die Augen. »Hmmm. Lassen Sie mich mal nachdenken. Chandler. Welcher Zuständigkeitsbereich?«
    »Das wissen wir nicht«, antwortete Ron. »Haben Sie denn keinen Namensindex?«
    »Der Name hilft nicht viel weiter«, grummelte Gold-stein. »Haben Sie eine Ahnung, wie viele Millionen Chandlers es seit Erschaffung der Welt gegeben hat?« Nachdenklich runzelte er die Stirn. »Ach ja. Jetzt erinnere ich mich. Bei der Sache werden Sie aber alle Hände voll zu tun haben. Das ist ein Neunter-Kreis-Fall.«
    »Hm«, erwiderte Ron. »Also eine ziemlich ernste Angelegenheit.«
    »Ziemlich, ja.«
    Bree machte ein fragendes Gesicht.
    »Neun Kreise der Hölle, neun Zuständigkeitsbereiche«, erklärte Ron kurz. »Je höher der Zuständigkeitsbereich, desto schlimmer die Anklagepunkte. Mr. Skinner zum Beispiel war im Ersten Kreis, in den man wegen Habgier kommt. Der Fall Probert muss also ein ziemlicher Hammer sein … reichen Sie das Ganze doch mal rüber, Goldstein.«
    Der Archivar zog eine dicke Pergamentrolle aus einem der Fächer und gab sie an Ron weiter, der sie sich unterden Arm klemmte. Dann holte Goldstein ein dickes, in Leder gebundenes Buch hervor, blätterte die staubigen Seiten durch und schob Bree das Buch zusammen mit einem Federkiel und einem Tintenfass zu. »Wie lange werden Sie die Akte brauchen?«
    »Bis wir sie kopiert haben, nehme ich an«, sagte Bree.
    »Das ist eine Kopie. Kopie Nummer eins. Unterschreiben Sie einfach und kreuzen Sie an, wie lange Sie sie behalten wollen.«
    »Einen Monat?«, schlug Bree vor. Sie nahm den Federkiel in die Hand, unterschrieb – da die Tinte sehr dick war – mit einiger Mühe und stellte verblüfft fest, dass ihr Name wie gestochen auf dem Papier erschien:
     
    Brianna Winston-Beaufort
    Nach kurzem Zögern machte sie ein Kreuz in der Spalte Rückgabe nach 30 Tagen .
    »Danke, Bree.« Goldstein lächelte sie an, was abermals ein Gefühl von Ruhe und Wärme in ihr hervorrief. Der Umgang mit Engeln – selbst mit mürrischen – hatte doch seine Vorzüge. Wahrscheinlich würde sie es nie nötig haben, Prozac zu nehmen.
    »Stellen Sie endlich alles auf Computer um, Goldstein«, sagte Ron. »Das würde uns in Zukunft den Weg hierher ersparen. Kommen Sie, Bree. Das dürfte interessant werden. Ein Neunter-Kreis-Fall. Ich kann’s kaum erwarten. Soll ich schon mal reinsehen?«
    Bree drehte sich um und ließ den Blick durch den riesigen Raum schweifen. Zischend erlosch eine der Fackeln an der Wand. Die Engel in Mönchskutten schriebenfleißig weiter. Bree atmete die staubige, nach alten Manuskripten riechende Luft ein. »Ich weiß nicht, ob etwas, das noch interessanter ist als dies hier, nicht meine Kräfte übersteigt«, sagte sie.
    »Unsinn«, erwiderte Ron, rollte das Pergament auf und fing an zu lesen. »Simonie. Wucher. Hm. Das sind alles Sachen, für die er in den Siebenten Kreis gekommen wäre, nicht in den Neunten. Spielt aber keine Rolle. Vielleicht ist er ja ungerecht behandelt worden. Vorgekommen ist so was schon, vor allem bei einem übereifrigen Ankläger.« Er schüttelte den Kopf. »Wenn Chandlers Urteil nicht aufgehoben wird, steht ihm eine unbehagliche Zeit bevor. Sieht aus wie ein Fall, der Ihrer würdig ist, Bree.«
    »Lassen Sie mich mal sehen.« Bree nahm das Pergament und überflog die ersten Paragraphen. Die Petition war in eleganter gotischer Schrift abgefasst. »Das ist kein Einspruch, sondern der Antrag auf ein Wiederaufnahmeverfahren auf der Grundlage von neuen Beweisen.«
    »Tja«, meinte Goldstein. »Das sagen sie alle.«
    Bree sah ihn stirnrunzelnd an. »Mr. Chandler streitet den Selbstmordvorwurf ab. Er sagt, er habe sich nicht selbst getötet. Er sagt, das habe jemand anderes getan. Er behauptet, es sei Mord gewesen.«

Es war, fand Ford, nicht so, dass die Gesetzgeber,
Richter und Rechtsanwälte keine guten,

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