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Apartment in Manhattan

Apartment in Manhattan

Titel: Apartment in Manhattan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wendy Markham
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einbilde.
    Aber als wir wieder nach unten gehen, kann ich mich nicht zurückhalten und frage: „Wie kommt es, dass ich Esme nicht treffe?“
    Und ich schwöre, ich bilde mir nicht ein, dass Will überrascht genug ist, um ein wenig nach Luft zu schnappen, bevor er unschuldig antwortet: „Esme?“
    „Ja, ich habe so viel von ihr gehört. Ich dachte, ich würde sie kennen lernen.“
    In Wahrheit habe ich so gut wie gar nichts von ihr gehört.
    Doch gerade kommen die beiden Fußnagellackierten aus dem Aufenthaltsraum ins Foyer, und als sie meine Frage hören, werfen sie sich einen bedeutungsvollen Blick zu.
    Und das reicht, um sicher zu sein, dass mein Verdacht richtig ist.
    Will treibt es mit Esme.
    „Sie ist in der Stadt im Waschsalon“, sagt Will.
    „Oh, sie ist es, die deine Wäsche macht?“ gelingt es mir zu fragen, obwohl ich spüre, wie ich langsam hysterisch werde.
    „Wie bist du nur darauf gekommen?“ Er tut überrascht und ganz und gar gut aufgelegt.
    „Ich habe an der Abendschule einen Detektiv-Kurs besucht“, gebe ich zurück.
    „Wirklich? Meine Mitbewohnerin hat das auch gemacht“, verkündet die Blutrotlackierte.
    Ich werfe ihr einen vernichtenden Blick zu. Sie bemerkt es nicht, weil sie schon wieder lange und bedeutungsvoll ihre Freundin anschaut.
    Man könnte sie ja für zwei Lesben halten, wenn der Blick nicht so klar sagen würde:
Wir sollten besser abhauen, bevor die offensichtlich hintergangene Tracey eine Szene macht, weil Esme Wills Slips wäscht.
    Die beiden ziehen ab.
    Will erzählt mir, dass er sich das Auto von irgendjemandem leihen wird, um mich zur Pension zu fahren.
    Er schnappt sich den Schlüssel, der mit einem Zettel, auf dem „Wills“ steht, ans Schwarze Brett geheftet ist.
    Wills. Was soll das bloß? Mir geht das langsam auf die Nerven – in erster Linie deshalb, weil es ihm überhaupt nichts auszumachen scheint.
    Als wir damals anfingen, miteinander auszugehen, habe ich ihn mal neckend „Willy“ genannt. Er war stinksauer. Ich dachte zuerst, er täte nur so, als ob er stinksauer sei, aber ich wurde eines Besseren belehrt. Genauso wie jetzt, wenn es um den Spitznamen oder das Telefon oder – wie heißt sie noch? –
Esme
geht.
    Als ob ich ihren Namen auch nur eine Sekunde lang vergessen würde.
    Nein. Jetzt habe ich eine Mission.
    Mentale Notiz: Suche und zerstöre Esme so schnell wie möglich.
    Er bringt mich und mein Gepäck auf den Parkplatz hinter dem Wohnheim. Dort klettern wir in einen zerbeulten grünen Kombi.
    Ich kenne mich mit Autos nicht gut aus, also habe ich keine Ahnung, was für eine Marke das ist, aber zumindest bin ich sicher, dass es sich keinesfalls um einen Mercedes oder BMW handelt. Ich bin ebenso sicher, dass es entweder einem Mann oder einer ekelhaft schlampigen Frau gehört, was bedeuten würde, dass sie, obwohl sie Will so nah steht, ihm ihr Auto zu leihen, unsere Beziehung niemals gefährden könnte.
    Er rümpft die Nase und bürstet den Fahrersitz ab, bevor er einsteigt, sucht dann in dem Handschuhfach nach einem Taschentuch, damit er irgendetwas Schmieriges von der Scheibe wischen kann. Die kleine Rückbank ist vollgestopft mit Klamotten, Papier, leeren Zigarettenschachteln und leeren Fast-Food-Kartons. Ein BIC-Feuerzeug liegt praktischerweise vor mir auf dem Boden, und der Aschenbecher quillt geradezu über.
    Was bedeutet, ich habe keine Bedenken, mir eine Zigarette anzuzünden.
    Zumindest so lange, bis Will mich anschaut und sagt: „Könntest du bitte hier nicht rauchen, Trace?“
    „Hier? Komm schon, Will, das ist doch wohl offensichtlich ein Raucherauto.“
    „Mein Hals“, sagt er zimperlich. „Ich muss morgen Abend auftreten.“
    „Oh. Entschuldige.“ Ich drücke die Zigarette aus, bin aber wütend. Dann frage ich: „Wie war die gestrige Premiere? Ich habe dich noch gar nicht danach gefragt.“
    „Es lief gut“, antwortet er. „Ich will unterwegs anhalten und eine Zeitung kaufen, um die Kritik zu lesen. Die sollte inzwischen gedruckt sein.“
    Er scheint sich hier ziemlich gut auszukennen, denke ich, als er den grünen Mülleimer auf Rädern über kurvige, meist unbeschilderte Straßen lenkt. Der See taucht immer mal wieder auf, und Will zeigt mir verschiedene Attraktionen entlang des Ufers.
    Ich hasse es, dass dieser Ort ihm so bekannt und mir so fremd ist. Er hat ein ganzes Leben ohne mich. Er lebt hier, und ich nicht.
    Der Gedanke, dass er in etwas mehr als einem Monat schon wieder in New York sein wird, ist mit einem Mal

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