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Apartment in Manhattan

Apartment in Manhattan

Titel: Apartment in Manhattan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wendy Markham
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ich.
    „Jimmy Stewart? Ja, er ist vor ein paar Jahren gestorben.“
    „Ach so, weil …“
    „Da sind wir“, unterbricht Will, als wir um eine Ecke biegen.
    Und da ist es. Das Valley Playhouse. Da steht ein großes, frisch gemaltes Holzschild vor ein paar zurückgesetzten Gebäuden.
    Ich weiß nicht, was ich erwartet habe. Vielleicht ein malerisches Holzhaus oder auch ein Art-déco-Gebäude aus den dreißiger Jahren mit einem Vordach. Aber auf alle Fälle nicht diesen Betonblock, der von ein paar Hütten und einem weiteren hübschen Betonblock, in dem wohl die Schlafsäle sind, umgeben ist.
    Ich sollte ja froh darüber sein, dass es nicht das charmante, himmlisch romantische Landhausflair hat, nachdem sich Will in der Zukunft immer wieder zurücksehnen würde.
    Aber was ich in Wahrheit denke ist …
    Er hat New York – er hat
mich

dafür
verlassen?
    Statt eines Vordachs gibt es ein Schild vor dem kleinen Rasen, so ein Schild, wie man es vor einer Kirche oder Schule findet, darauf steht: „Jetzt im Programm: Sunday in the ark with George.“
    „Sieht so aus, als ob jemand das P gestohlen hat“, sage ich.
    „Wie?“
    „Das Schild. Das P.“
    „Oh. Ja.“ Er brummt unamüsiert und hängt sich meine Tasche über die andere Schulter.
    Ich fühle mich verpflichtet, mich dafür zu entschuldigen, dass sie so schwer ist.
    Will fühlt sich verpflichtet, noch einmal zu brummen.
    „Es scheint hier ganz schön ruhig zu sein“, sage ich, als wir zum Wohnheim kommen.
    „Samstags ist es immer sehr ruhig. Das ist unser einziger freier Tag. Jeder macht Besorgungen, geht in den Waschsalon und so was.“
    „Sag jetzt bitte nicht, dass du eine Woche lang schmutzige Unterwäsche tragen musst, weil ich hier bin“, witzele ich.
    „Nein, jemand anders macht heute meine Wäsche.“
    „Es gibt einen Reinigungsdienst hier?“ Dann ist diese Stadt doch nicht so hinterwäldlerisch, wie ich gedacht habe. Bevor ich nach New York kam, wusste ich gar nicht, dass es Firmen gibt, die deine Wäsche abholen und wieder bringen.
    „Nein, kein Reinigungsdienst. Eine Freundin vom Theater sagte, es würde ihr nichts ausmachen, meine Wäsche mitzunehmen.“
    „Was für eine Freundin!“ Ich stelle mir Wills Unterwäsche vor, wie sie gesellig mit den Stringtangas von irgendeiner Frau – vielleicht denen von Frau Selbstbräunungscreme – in dem Trockner herumwirbeln.
    „Das dort ist das Theater“, sagt Will und deutete auf den Betonklotz. „Und das ist das Wohnhaus der Schauspieler.“
    Wir laufen an ein paar Blumenbeeten vorbei und dann Stufen hinauf. Die Tür führt in einen düsteren Raum, den ich Foyer nennen würde, wenn das Gebäude hübscher wäre. In diesem Foyer gibt es das berüchtigte Telefon und daneben ein schwarzes Brett, an das eine Menge Zettel gepinnt sind.
    „Das ist das schwarze Brett“, stellt Will fest.
    Gut, dass er mir das sagt, weil ich schon dachte, es wäre ein Springbrunnen.
    „Die Schauspieler hinterlassen da Nachrichten für die anderen“, fügt er unnötigerweise hinzu. „Anrufe und so was.“
    Ich nicke.
    Es dauert eine Sekunde, bis ich es begreife. Als es soweit ist, sind wir schon in dem großen Aufenthaltsraum angekommen, wo zwei spärlich bekleidete Mädchen von der Couch aufblicken, wo sie sich gegenseitig die Fußnägel lackieren.
    „Hallo Leute“, sagt Will.
    Die Leute sind üppig und tragen winzige Spaghettiträger-Tops, die ihren flachen Bauch entblößen, dazu Shorts von der Größe von Bikinihöschen. Sie haben eine Bräune, die zu rosig und gefleckt ist, um nicht echt zu sein. Offenbar bin ich die einzige Blasshäutige in der ganzen Stadt.
    Mentale Notiz: Eine Einladung in Kates Strandhaus ergattern, mit Öl einschmieren und in der Sonne liegen, bis ich goldbraun bin.
    „Hallo Wills“, ruft die mit den glatten dunklen Haaren und der sich schälenden, verbrannten Nase.
    Wills?
Ich muss grinsen. Als ich es das letzte Mal überprüfte, war mein Freund kein britischer Thronfolger.
    Dass er sich hier einen lächerlich adligen Spitznamen verdient hat, ist nicht das Einzige, worüber ich nachgrübeln muss.
    Will sagte, das Schwarze Brett sei der Platz, wo Telefonnachrichten hinterlassen werden. Was nichts anderes bedeutet, als dass dieses Telefon auch angerufen werden kann.
    Vorausgesetzt, die Regeln, die Will mir erklärt hat, wurden nicht verändert, hat er mich angelogen. Offenbar darf man hier jederzeit Anrufe empfangen. Er wollte es nur nicht.
    Ich qualme.
    Trotzdem bin ich stolz

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