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Apartment in Manhattan

Apartment in Manhattan

Titel: Apartment in Manhattan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wendy Markham
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Stunden damit verbracht zu überlegen, ob sie einen roten oder blauen Bikini kaufen soll, um dann einen pinkfarbenen zu nehmen.
    Mentale Notiz: Besuche Kate niemals, unter keinen Umständen, in ihrem Strandhaus.
    P.S: Wirf jeden einzelnen Badeanzug, den du zu Hause hast, sofort weg, für den Fall, dass du jemals versucht sein solltest, ihn doch einmal anzuziehen.
    In einer Buchhandlung kaufe ich im Antiquariat
Jenseits von Eden
. Seltsamerweise habe ich es während meines Literaturstudiums nie gelesen, war aber immer der Meinung, dass ich es eines Tages tun müsse. Ich sage mir selbst, dass es gut für mich sein wird – genauso wie die Diät, der Nebenverdienst und der Sport.
    Kate, Raphael und ich trennen uns, nachdem wir uns alle eine Tüte Eis geholt haben. Oder vielmehr kaufen die beiden Eiscreme, während ich mich für Erdbeer-Sorbet entscheide. Eigentlich habe ich erwartet, dass ich mich nach ihren tropfenden Schokoladenkugeln verzehren würde, aber es ist so heiß, dass jetzt alles gut schmeckt, was süß und eisig ist.
    Zurück in meiner Wohnung höre ich den Anrufbeantworter ab, um zu hören, ob Will angerufen hat – hat er nicht – und stelle dann den hässlichen Kofferventilator ins Fenster. Ich lege mich davor und beginne
Jenseits von Eden
zu lesen. Joyce Carol Oates kann noch warten.
    Zuerst bin ich begeistert.
    Aber ganz langsam wird mir klar, dass ich immer tiefer in Depressionen falle.
    Es liegt nicht an dem Buch, auch wenn es ganz bestimmt nicht das optimistischste ist, das ich je gelesen habe. Auch hat mir Steinbecks beschreibender Stil nie besonders gut gefallen, und die Dialoge gehen mir ziemlich schnell auf die Nerven.
    Doch hinter meiner Aversion für Steinbeck steckt noch etwas anderes, nämlich die Tatsache, dass ich an einem sonnigen Sommertag in meiner Wohnung mit nur einem Fenster, einem schlaffen Philodendron und einem langweiligen Buch auf dem Bett liege.
    Will hingegen ist jetzt schon an einem grünen, waldigen Ort. Ich stelle mir ein großes, von Bäumen gesäumtes Landhaus mit reinlichen Zimmern, Parkettböden und Flickenteppichen vor. Vielleicht packt er gerade seine Taschen aus. Oder er erkundet mit seinen Schauspielerkollegen North Mannfield. Womöglich ist es auch wie in meinen albtraumartigen Vorstellungen: Außer Will gibt es nur schwule Männer, während die Frauen alle wie Nerissa gebaut und willig sind.
    Ich drücke meine Zigarette aus, klappe das Buch zu, stehe auf und schlendere zum Fenster.
    Das hohe Gebäude wirft einen Schatten auf die Straße, weit und breit ist kein Fleckchen Grün zu sehen.
    Plötzlich fühle ich mir eingesperrt.
    Ich spüre, wie mein Herz rast.
    Mir wird schwindlig, und ich trete einen Schritt vom Fenster zurück.
    Ich brauche Luft – das ist das Problem.
    Ich brauche Bäume. Oder Gras. Oder Wasser – meinetwegen auch den East River. Ich will einfach das Gefühl haben, dass diese Stadt, die sich über drängende Menschenmassen und stockende Hitze erhebt, nicht der schlechteste Ort ist, an dem man einen herrlichen, sonnigen Nachmittag verbringen kann.
    Ich ziehe meine Turnschuhe an, schnappe die Schlüssel und renne aus der Tür. Sobald ich draußen bin, fühle ich mich schon besser. Ich weiß nicht genau, was da gerade in der Wohnung mit mir geschehen ist, aber meine Herzfrequenz beruhigt sich, als ich die Straße entlanggehe, mir ist auch nicht mehr schwindlig.
    An der Avenue angekommen, zögere ich kurz und beschließe instinktiv, Richtung Downtown zu laufen.
    Ich weiß noch nicht genau, wohin ich will, aber ich weiß, dass es mir im Moment überall besser gefällt als in meiner Wohnung.
    Fast eine halbe Stunde später erreiche ich South Street Seaport, ein Touristenzentrum, das jeder echte New Yorker an einem sonnigen Wochenendnachmittag im Juni auf alle Fälle meidet.
    So sehr ich mich selbst nach einem Jahr hier auch als wahre New Yorkerin sehen will, kann ich doch nichts dagegen tun, dass der Kommerz und die gewollt kitschige Atmosphäre mich trösten. Es ist fast so, als hätte ich Manhattan verlassen und stünde in einem Freizeitpark.
    Ich gebe nicht gerne zu, dass ich mich zwischen den Kameras und Einkaufstaschen schleppenden, in leuchtenden Farben gekleideten Menschen wohl fühle; Menschen, die so aussehen, als kämen sie aus Brookside oder meinetwegen aus Nebraska.
    Ich genieße das New-England-artige Gefühl der historischen Schiffe und die verwitterten Planken unter meinen Füßen.
    Und diesmal sind mir die Einkaufs-Pavillons und

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