Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Apartment in Manhattan

Apartment in Manhattan

Titel: Apartment in Manhattan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wendy Markham
Vom Netzwerk:
Essensstände und Treppen nicht zuwider.
    Alles das erinnert mich an die Welt, die ich hinter mir gelassen habe, die Welt, von der ich einmal dachte, dass ich ihr immer angehören würde.
    Damals, bevor ich über Brookside hinausgewachsen bin und meine Wünsche auf Manhattan gerichtet habe, bedeutete Sommer, in Seen und in Pools zu baden, frisch gegrillte Burger zu essen und ziellos mit meinen Freunden durch die Gegend zu fahren und dabei die Top-Forty im Radio zu hören.
    Vielleicht möchte ich nicht zu diesem Leben zurückkehren, aber plötzlich wird mir klar, dass ich mit dem Leben, das ich momentan führe, auch nicht sonderlich zufrieden bin.
    Was ist auch so toll an der Tatsache, alleine in einem düsteren Einzimmer-Apartment im Herzen einer heruntergekommenen Gegend zu leben?
    Und warum fällt mir erst jetzt auf, dass mir etwas fehlt?
    Ich schätze, ich fand dieses Leben, solange Will bei mir war, gar nicht so schlecht.
    Aber jetzt, wo er weg ist …
    Der schwere Duft von Frittierfett lockt mich zu einem Fastfood-Restaurant, in dem es unter anderem gebackene Hähnchen und Zwiebelringe gibt. Ich bin schon versucht, ein Drei-Gang-Menü zu bestellen, als ich in der Chrom-Theke einen Blick auf mein Doppelkinn erhasche.
    „Ich nehme … äh …“
    Der Typ hinter der Theke ist von der typischen New Yorker Ungeduld vergiftet, sein Gesichtsausruck wirkt geradezu feindlich, als er auf meine Entscheidung wartet.
    „Eine Cola light“, verkünde ich triumphierend.
    Ich kann es.
    Ich kann abnehmen.
    An meiner Cola light nippend, die abgestanden ist, verlasse ich das Restaurant und gehe auf den Innenhof. Die Leute, die hier herumsitzen, lecken ihr Eis oder mampfen Pommes Frites mit geradezu leichtsinniger Unbekümmertheit.
    Nachdem ich mein Getränk mit wenigen großen Schlucken geleert und den Becher in einen überquellenden Mülleimer geworfen habe, gehe ich zu dem Geländer und schaue hinaus aufs Wasser.
    Auf dem Fluss liegen Segelboote, und wenn man die Schatten der Brooklyn-Bridge und die Menschenmassen ignoriert, könnte man fast vergessen, dass man sich im Herzen einer gewaltigen Stadt befindet.
    Was zum Teufel tue ich hier?
    Will ist fort, und ich habe einen aussichtslosen Job und ein lausiges Apartment. Ist das das Leben, das ich mir vorgestellt habe, als ich nach New York kam? Ich könnte an allen anderen Orten auf der Welt besser leben.
    Selbst in Brookside.
    Brookside, wo ich eine Familie habe, die jeden meiner Schritte überwacht und sich fragt, wann ich endlich heiraten werde.
    Wo es keine interessanten Jobs und keine kreativen Leute gibt, wo ich jeden kenne und alles, was man dort tun kann, mindestens tausend Mal getan und alles gesehen habe, was es zu sehen gibt …
    Nein.
    Vielleicht bin ich in diesem Augenblick noch nicht vollkommen davon überzeugt, dass ich hier bleiben werde, aber ich will auf gar keinen Fall dorthin zurück, wo ich herkomme.
    So.
    Bis ich herausgefunden habe, was ich mit meinem Leben anfangen will, muss diese Erkenntnis ausreichen.
    Mein Leben findet hier statt, in New York, und ich muss endlich anfangen, das Beste daraus zu machen.
    Ich wende mich von dem Geländer ab und laufe mit frischer Energie auf die Treppen zu, auch wenn mir das Wasser im Mund zusammenläuft, als ich an einer Pizzeria mit ihrem intensiven Duft nach Zwiebeln und Oregano vorbeikomme.
    Schnell gehe ich zurück Richtung Uptown, Schweiß tropft in der schwülen Luft von meiner Stirn. Als ich an einer freien Bank am Ende des Thompkins Square Park vorbeikomme und meine schmerzenden Beine mich anflehen, mich hinzusetzen, trifft mich die Erkenntnis wie ein Schlag.
    Hey, das ist ja Sport!
    Sieh mich an …
    Ich habe ganz aus Versehen angefangen, Sport zu treiben.
    Ich staune über die Tatsache, dass dieser ausgedehnte Spaziergang, der sogar interessant und kostenlos war – von der Cola light abgesehen – nichts anderes als Sport ist.
    Ich erlaube mir zum Abkühlen herumzubummeln und die Schaufenster anzusehen. Lange bewundere ich ein ungewöhnliches und riesiges Eichenholzbett, das wie ein Schlitten geformt ist. Es handelt sich um die Art Bett, in dem man am liebsten den ganzen Tag liegen möchte und das geradezu nach hohen Kissenstapeln und dicken Bettdecken schreit.
    Zurück in meinem Apartment, blicke ich mich um und versuche einen Weg zu finden, es wohnlicher einzurichten. Es würde ja schon helfen, wenn ich ein richtiges Bett hätte, eines wie das im Schaufenster, und nicht nur einen hässlichen Futon mit

Weitere Kostenlose Bücher