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Apartment in Manhattan

Apartment in Manhattan

Titel: Apartment in Manhattan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wendy Markham
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hinweggekommen.“
    John Timmermann ist einer der Broker der Firma, in der wir drei letzten Winter als Aushilfe gearbeitet haben.
    Raphael zischt: „Fängst du schon wieder damit an? Ich habe dir schon tausend Mal erzählt, dass mein Freund Thomas gesehen hat, wie …“
    „Schon gut“, unterbreche ich ihn, weil ich die ganze schmutzige Geschichte nicht schon wieder hören will. „Der Punkt ist, Raphael glaubt von jedem so lange, er sei schwul, bis das Gegenteil bewiesen ist. Und ich kann mich auf jeden Fall dafür verbürgen, dass Buckley nicht schwul ist.“
    „Also hast du einen anderen Mann geküsst, Tracey?“ fragt Kate. „Wow, ich kann nicht glauben, dass du mir das nicht erzählt hast.“
    „Nur weil es wirklich nicht wichtig ist.“
    „Kann er gut küssen?“
    „Absolut, Kate“, antwortet Raphael an meiner Stelle. „Gerade nass genug und nicht zu viel Zunge.“
    „Woher willst du das wissen?“ frage ich.
    „Das hast du mir doch erzählt, Tracey.“
    „Raphael, das habe ich nie gesagt.“
    „Bist du dir sicher? Dann muss ich das geträumt haben“, sagt er unbekümmert und wedelt mit der Speisekarte. „Was sollen wir außer Alkohol noch bestellen? Eine Bloody Mary allein wird mir sonst sofort zu Kopf steigen. Ich habe seit dem Mittagessen gestern nichts gegessen – abgesehen von meinem kleinen Mitternachts-Snack.“
    „Also, wer ist er?“ frage ich Raphael, weil ich anhand seines wollüstigen Tonfalls davon ausgehe, dass er nicht von Schokoladenkeksen und Milch spricht.
    „Sein Name ist Phillip. Er ist ein Matrose und während der
Fischerwoche
in der Stadt.“
    „Die
Fischerwoche
ist vorbei, Raphael“, stellt Kate fest.
    „Vielleicht hat er gelogen, was seinen Beruf angeht.“ Raphael zuckt mit den Schultern. „Irgendwie sah er auch eher nach Dotcom-Unternehmen aus. Wie auch immer, das Avocado-Omelett könnte mir gefallen.“ Er klappt die Speisekarte zu, klatscht in die Hände und schaut uns an.
    „Ich nehme das Gleiche“, sagt Kate. „Und du, Tracey?“
    „Ich habe gerade erst gefrühstückt.“ Und zu Mittag gegessen. „Ich nehme den Spinatsalat mit fettarmem Dressing.“
    Das war es dann also mit der kohlehydratarmen Diät. Leider hatte ich ja heute bereits meine Dosis an Fleisch, jetzt ist es zu spät, die buttergetränkten Eier und Hotdogs zu streichen, außerdem kann eine Frau nicht nur von Eiweiß leben. Das Beste wäre einfach, Fett einzusparen.
    Mentale Notiz: Vergiss nicht, fettfreie Lebensmittel auf dem Heimweg einzukaufen.
    Der Salat ist köstlich, und die beiden Bloody Marys spüle ich ganz schnell hinunter. So schnell, dass ich am liebsten noch eine bestellen würde, um meine Sorgen darin zu ertränken, aber Kate und Raphael – die beide nur ein Getränk hatten – meinen, ich sollte mich nicht so kurz nach Wills Abreise betrinken.
    „Warte damit, bis du wirklich verzweifelt bist, und dann betrink dich während der Happy Hour, Tracey“, rät mir Raphael.
    „Wie wäre es, wenn wir heute Abend ausgehen?“ frage ich, und meine Stimmung hellt sich ein wenig auf. Alles kommt mir besser vor, als zu Hause in meiner Wohnung rumzusitzen.
    „Ich habe eine Verabredung.“
    „Mit Phillip?“
    „Mit Charles. Meinem neuen persönlichen Trainer. Er will mir bei meinem Pilates-Training helfen.“
    Ich wende mich an Kate. „Und was ist mit dir? Hast du heute Abend auch schon was vor?“
    „Ich gehe in meinen Salsa-Kurs.“
    Oh, stimmt ja. Aus irgendeinem Grund hat Kate festgestellt, dass ihr Leben unerfüllt bliebe, wenn sie nicht Cha-Cha-Cha oder Lambada oder was auch immer sie gerade lernt, tanzen könne.
    „Willst du mitkommen?“ fragt sie.
    „Nein, danke“, gebe ich schnell zurück. Sie versucht schon seit längerem, mich zu überreden. Ich habe jedoch meine Fähigkeit, lateinamerikanisch zu tanzen, schon damals, als Macarena in Mode war, völlig erschöpft. Besten Dank.
    „Und was ist mit dir, Raphael?“ fragt sie.
    „Kate, ich bin Puerto-Ricaner, schon vergessen? Ich brauche keinen Unterricht. Ich bin mit Mambo im Blut geboren.“ Er hebt einen Arm und macht für den ahnungslosen Barkeeper einen übertriebenen Hüftschwung, als wir zu Tür gehen.
    Die Sonne hat sich hinter den Wolken hervorgekämpft. Wie sich herausstellt, haben sowohl Kate als auch Raphael in den nächsten Stunden noch nichts vor. Wir beschließen, zum Broadway zu laufen und durch ein paar Läden zu ziehen.
    Stunden später hat Raphael ein neues Outfit für sein abendliches Date und Kate

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