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Apartment in Manhattan

Apartment in Manhattan

Titel: Apartment in Manhattan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wendy Markham
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Ventilatoren.
    Entlang der einen Wand zieht sich eine lange Bar, der Rest des Raumes ist mit stabil aussehenden Plastiktischen und -stühlen in psychedelischen Farben ausgefüllt.
    Der Rob Lowe-Klon hinter der Bar gibt uns ein Zeichen, dass wir uns hinsetzen können, wo wir wollen.
    Wir wählen einen Tisch, der nah an der offenen Tür steht. Hier gibt es keine Klimaanlage, und die Ventilatoren kühlen nicht im Geringsten.
    Zwei weitere Tische sind besetzt, ansonsten ist der Raum leer.
    „Also … bist du in Ordnung?“ fragt Kate mit ihrem Südstaatenakzent in dem Augenblick, in dem wir uns setzen. Ihr perfekt geschminktes Gesicht wirkt besorgt.
    „Warum? Sehe ich nicht so aus?“
    „Du siehst irgendwie … traurig aus.“
    Ist es so offensichtlich? Ich dachte, ich würde fröhlich und zufrieden wirken. Zumindest hatte ich das vor.
    „Nun, natürlich bin ich
traurig
.“ Ich nehme eine von den Speisekarten, die zwischen den Salz- und Pfefferstreuern klemmen. „Will ist erst seit ein paar Stunden weg. Aber ich werde mich daran gewöhnen.“
    „Vielleicht ist es sogar mal ganz gut für dich, ohne ihn zu sein. Das gibt dir die Chance zu … zu …“
    Ich warte geduldig darauf, dass ihr etwas einfällt, obwohl ich weiß, wie sehr sie hofft, unterbrochen zu werden.
    „Es gibt dir die Chance herauszufinden, wer du ohne ihn bist“, sagt sie endlich. „Du kannst dein inneres Selbst erkunden.“
    „Danke, Oprah.“
    „Ich will dir doch nur Mut machen. Dir helfen, die gute Seite daran zu sehen.“
    „Das ist auf jeden Fall besser als das, was meine Schwester getan hat, als ich vorhin mit ihr gesprochen habe. Sie meinte, ich müsse doch am Boden zerstört sein.“
    „Und bist du es?“
    Natürlich.
    „Natürlich nicht!“ Ich starre auf die Speisekarte. „Am Boden zerstört ist so ein hartes Wort. Leute sind am Boden zerstört, wenn ihr Ehemann sie wegen einer anderen Frau verlässt. Oder wenn sie ein Kind verlieren. Oder einen Job. Oder vielleicht, wenn sie sich trennen. Aber Will und ich trennen uns nicht – wir sind nur ein paar Monate lang nicht zusammen.“
    Ich rede zu viel.
    Sie nickt.
    „Schau dir die Frauen von Soldaten an“, fahre ich fort. Hilfe! Hindert mich denn niemand am Weitersprechen?
    Ich plappere weiter: „Soldaten gehen immer wieder monatelang weg … nach Übersee, sie müssen gefährliche Missionen übernehmen … ich meine, ich wäre am Boden zerstört, wenn Will nach Übersee auf eine gefährliche Mission gehen würde, aber um Himmels willen, er hat ein Sommerengagement zweihundert Meilen von hier entfernt.“
    Kate nickt wieder.
    Ich kann ihrem Gesicht ansehen, dass sie mich durchschaut. Denn in Wahrheit könnte das Valley Playhouse genauso gut hinter den feindlichen Linien liegen.
    Zu Kate sage ich: „In North Mannfield gibt es keine Landminen, zumindest habe ich das gehört.“
    Nein, aber dort gibt es Schauspielerinnen.
    Schauspielerinnen, die ein Haus mit Schauspielern teilen, von denen die meisten – sollten die Statistiken der Theaterklasse in der Brookside Universität der Realität standhalten – schwul sind. Selbst wenn Will den Vorsatz hat, treu und enthaltsam zu sein – den er bestimmt hat –, wird es auf jeden Fall nicht leicht werden.
    Ich sehe ihn vor mir, den einzigen heterosexuellen Mann im Haus, umgeben von verwegenen Nymphomaninnen – seine ganz eigene Insel der Versuchung. Dann merke ich, dass Kate mit mir redet.
    Ich blinzle. „Was?“
    „Ich sagte, warum kommst du nicht nächsten Sonntag mit zum Strandhaus? Es ist mein erstes Wochenende dort.“
    „Ja, vielleicht mache ich das.“
    Aber sicher.
    Bestimmt nicht. Der Strand ist nicht gerade mein Lieblingsplatz. Das letzte Mal, dass ich einen Badeanzug getragen habe, ist drei Sommer her. Ich habe ihn mit nach New York genommen, weil ich alles, was ich besitze mit nach New York genommen habe, aber ich hatte nie wirklich vor, ihn hier zu tragen. Oder sonstwo.
    Niemals.
    Kate sagt: „Ich werde mir wahrscheinlich den Freitag frei nehmen, aber du kannst ja gleich am Samstag nachkommen. Das wird bestimmt witzig.“
    Und ich denke, nichts auf der Welt kann mich dazu bringen, mit einer Frau an einen Strand zu gehen, die so aussieht, als ob sie gerade einer Anzeige für Karibikreisen entstiegen wäre. Kate ist die schlanke Bikini-Blonde, die mit an den Fingern baumelnden Sandalen über den Sand läuft. Wenn man mich neben sie stellt, heißt es auf Wiedersehen Karibikanzeige, und hallo Vor- und Nachher-Foto, nur in

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