Apartment in Manhattan
buntem Bezug.
Ich rufe mir in Erinnerung, dass ich hier ja nur vorübergehend wohnen werde. Alles ist nur vorübergehend, der Futon
und
das Apartment. Ich werde hier ja nicht ewig leben, auch wenn ich in New York bleiben sollte.
In der Zwischenzeit werde ich aber weiterhin Sport treiben und meine fettarme Diät durchziehen. Ich werde abnehmen und Geld sparen.
Und wenn Will dann im September zurückkommt, ziehen wir zusammen.
Mir fällt auf, dass das Licht an meinem Anrufbeantworter blinkt.
Mein Herz macht einen Sprung …
Eine Nachricht ist drauf.
Mein akrobatisches Herz stürzt in die Tiefe.
Sie ist nicht von Will.
Brenda hat angerufen, um mir zu sagen, dass sie das Kohlsuppen-Rezept besorgt hat und es morgen mit zur Arbeit bringt.
„Ruf mich an, wenn du dich einsam fühlst und reden willst“, sagt sie, bevor sie aufhängt.
Ich
bin
einsam.
Aber ich habe keine Lust zu reden.
Zumindest nicht mit Brenda, die bald ihren Traummann heiraten wird.
Der einzige Mensch, mit dem ich sprechen will, ist Will, und ich habe keine Möglichkeit, ihn zu erreichen. Allein der Gedanke daran, lässt mich panisch werden. Er ist einfach absolut unerreichbar für mich, eine ganze Welt von mir entfernt, und nichts, was ich tun könnte, wird ihn zu mir zurückbringen, auch nicht vorübergehend.
Jetzt hat er alle Fäden in der Hand. Er kann entscheiden, wann wir miteinander sprechen.
Aber ich übertreibe.
Natürlich wird es nicht lange dauern, bis er mich anruft. Er hat es mir versprochen. Und er muss mich ja auch vermissen.
Stimmt. Aber sicher nicht so sehr, wie ich ihn vermisse.
Er ist noch keine vierundzwanzig Stunden fort, und schon kann ich das philosophische Fazit ziehen, dass es immer schlimmer ist, zurückzubleiben, als zu gehen. Das liegt daran, dass der Ort, an dem man zurückbleibt, voller Erinnerungen steckt, voller Löcher, die die andere Person normalerweise ausfüllt. Der neue Ort hingegen ist mit vielen neuen Erfahrungen verbunden, mit einzigartigen Details und neuen Menschen.
Ich male mir aus, wie es sich anfühlen würde, wenn Will hier geblieben und ich gegangen wäre.
Es kommt mir so vor, als ob es ihm nicht so schlecht gehen würde wie mir.
Ich kann mir nicht wirklich vorstellen, dass er mir hinterherheult.
Und ich würde ihn auch nicht so einfach verlassen, nur um ein neues Abenteuer zu erleben.
Diese Erkenntnis ist sehr unangenehm.
Deshalb beschließe ich, nicht länger bei diesen Überlegungen zu verweilen. Stattdessen schnappe ich meinen Geldbeutel und laufe in den Lebensmittelladen, um köstlichen Kohl zu kaufen. Die unbekannte Kohlsuppendiät ist im Moment das größte Abenteuer, auf das ich mich einlassen will.
9. KAPITEL
W ill ist schon fast eine Woche fort.
Ich habe fast fünf Pfund abgenommen.
Im Ernst!
Fünf Pfund
.
Nachdem ich von der Protein-Diät zur fettarmen und dann zur Kohlsuppe wechselte, habe ich beschlossen, es ganz altmodisch zu versuchen: einfach kleinere Portionen zu essen, Kalorien zu sparen und Sport zu treiben.
Ich habe mich selbst auf etwa eintausend Kalorien pro Tag gesetzt. Das Komische dabei ist, dass ich nicht verhungere. Ich meine, manchmal habe ich schon Hunger, aber ich trinke eine Menge Wasser, das hilft. Außerdem schätze ich, dass ich einfach viel zu beschäftigt bin, um permanent daran zu denken, was ich als nächstes essen könnte, wie es früher der Fall war.
Zweimal pro Woche laufe ich nach der Arbeit zum Seaport und zurück. An den anderen Abenden muss ich lange im Büro bleiben, um Jake bei einer neuen Präsentation zu helfen. Danach laufe ich die mehr als vierzig Blocks nach Hause. Damit verbrenne ich nicht nur Fett, ich spare auch das Geld für die U-Bahn.
Okay, drei Dollar pro Woche.
Aber trotzdem stecke ich das Geld in ein leeres Marmeladenglas über der Spüle. Ich habe mir vorgenommen, sobald ich so viel Geld zusammen habe, dass der Bankangestellte mir nicht ins Gesicht lacht, ein Sparbuch zu eröffnen. Drei Dollar die Woche wachsen zwar nicht sonderlich schnell zu einem ansehnlichen Betrag an, aber ich hoffe darauf, dass Milos sich meldet und mir einen Kellnerjob anbietet. Wenn nicht, kann ich immer noch an den Wochenenden Babysitten oder Hunde ausführen oder so etwas.
Jetzt ist Samstagmorgen, und ich sitze in einem Bus nach Long Island. Nicht in irgendeinem Bus, sondern im Hampton Jitney, in den ich in der östlichen Vierzigsten Straße eingestiegen bin. Es ist ein neues, großräumiges Modell mit Gratisgetränken,
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