Apartment in Manhattan
sind. Es fahren eine Menge gut aussehende Wall-Street-Typen mit, außerdem eine ganze Horde in Leinen gekleidete Mädchen von der Upper East Side und schwule Männer, die Einkaufstaschen mit französischem Wein, frischem Basilikum und Ziegenkäse dabei haben.
Zum Frühstück habe ich eine Grapefruit gegessen, aber ich bin schon wieder halb verhungert. Ein Streifen zuckerfreier Kaugummi hilft da auch nicht weiter. Eine Zigarette würde helfen, aber im Bus darf ich nicht rauchen, also muss ich mich, bis wir unser Ziel erreicht haben, mit Trident zufrieden geben.
Ich habe
Jenseits von Eden
,
Der große Gatsby
und die aktuelle Ausgabe vom
She
-Magazin mitgenommen, das ich früher abonniert hatte, aber seit Raphael dort arbeitet, bekomme ich jede Ausgabe kostenlos, also habe ich mein Abonnement gekündigt.
Ich wähle das
She
-Magazin und lese ein Interview mit Kate Hudson über die Widrigkeiten des Ruhms. Ich war noch nie auf Long Island, und alles, was ich von meinen gelegentlichen Blicken aus dem Fenster darüber sagen kann ist, dass Long Island offenbar aus einer großen Autobahn besteht, die von Einkaufszentren gesäumt ist.
Doch so langsam, während wir durch Pinienwälder fahren, wird die Aussicht ein wenig ländlicher, und als wir nach West Hampton abbiegen, sieht es auch nach Strand aus.
Kate empfängt mich in Shorts und einem geknoteten T-Shirt, und die verräterischen roten Streifen ihres neuen Bikinis sind in ihrem tiefen Dekolleté sichtbar. Neben ihr steht ein Typ, den ich noch nie gesehen habe.
Sie umarmt mich so stürmisch, als ob wir uns seit vielen Monaten nicht gesehen hätten. Aber ich kenne Kate nun lange genug, um zu wissen, dass das kein Theater ist; es ist einfach ihre warme Südstaaten-Art.
Sie macht sich von mir los und deutet auf den Typ. „Tracey, das ist Billy. Billy, Tracey.“
Offenbar bleibt es bei den Vornamen, so wie bei Fernseh-Talkshows.
Billy lächelt mich an und sagt Hallo, allerdings nicht übermäßig freundlich.
Vielleicht liegt das auch nur an meiner Unsicherheit. Was habe ich denn erwartet, noch so eine heftige Umarmung?
Ich frage mich, wer er ist, aber Kate bietet keine weitere Erklärung an. Wir gehen über den Parkplatz.
Ich zünde eine Zigarette an, und als Billy mich anschaut, als ob ich gerade Heroin in meine Venen spritzen würde, bin ich mir ziemlich sicher, dass er Nichtraucher ist.
Er trägt Timberlands ohne Socken und ein verknittertes pinkfarbenes Ralph-Lauren-Hemd mit hochgekrempelten Ärmeln, das aus seinen Khaki-Shorts raushängt. Pink sieht an ihm seltsamerweise kein bisschen feminin aus. Sogar sein Name wirkt an ihm männlich. Ist es nicht merkwürdig, dass „William“ offenbar tuntig, „Billy“ aber sehr männlich erscheint?
Offenbar treibt er viel Sport, und stark ist er auch, zumindest vermute ich das, denn er wirft sich meine wuchtige, vollgestopfte Tasche mühelos über die Schultern.
Er hat sonnengebleichtes blondes Haar – ja, sonnengebleicht, und das im Juni in New York – und einen gesund aussehenden, gebräunten Teint. Es wirkt absolut natürlich, aber andererseits sehen Kates Haare und Gesichtsfarbe ebenfalls natürlich aus, genauso wie ihre blauen Augen. Also, man weiß nie. Wie schon gesagt, Kates Haar ist gebleicht, und sie trägt knallblaue Kontaktlinsen, und zufällig weiß ich, dass ihre Bräune aus einer unverschämt teuren Cremetube stammt. Sie will ihre empfindliche Haut nicht der Sonne aussetzen.
Wie sich langsam herausstellt, ist Billy ihr Mitbewohner und hat Kate in die Stadt gefahren. Sie kennen sich erst seit gestern Abend, aber sie scheinen sich schon jetzt ziemlich gut zu verstehen.
Ich erfahre, dass Billy in der Upper East Side lebt und an der Wall Street arbeitet. Überraschung, Überraschung.
Ist doch klar, dass Kate ein Strandhaus mietet, in dem ein Typ wohnt, der so aussieht.
Ich denke wieder an eine Fernseh-Talkshow und stelle mir vor, wie im Untertitel steht:
Billy, 24, Aktienhändler, New York.
Sein Wagen ist sogar noch eindrucksvoller als er – ein schwarzes BMW-Cabrio.
Als wir darauf zugehen, wirft mir Billy einen viel sagenden Blick hinter seiner Ray-Ban zu. Ich verstehe den Wink und trete sofort meine Zigarette aus, bevor er mich darum bitten kann. Als ob ich jemals auf die Idee kommen würde, im Auto eines anderen zu rauchen, selbst in einem Cabrio. Ich meine, so rücksichtslos bin ich nun wirklich nicht.
Ich füttere mein nach Essen und Nikotin lechzendes Selbst mit einem weiteren Streifen
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