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Apfeldiebe

Titel: Apfeldiebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Tietz
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Bolzplatz!
    » Lass das.« Kasi schob die verrostete Spitze zur Seite. Er bückte sich nach seinem Rucksack, nahm die Lampe heraus und begann zu kurbeln.
    » Was soll das denn sein?!« Max starrte auf Kasimirs Hände. Diese hielten eine kleine Taschenlampe, an der sich eine Kurbel befand und je länger Kasimir kurbelte, desto heller strahlte das Licht. »Solchen Müll kannst auch bloß du mitbringen. Willst du mal ’ne richtige Lampe sehen?«, und obwohl der Gefragte nicht nickte, präsentierte Max seine Lampe: ein unterarmlanges, schwarzes Etwas, welches mehr an einen Schlagstock als an eine Taschenlampe erinnerte. Max schaltete sie an und ein Dutzend LEDs übergoss den Raum mit einem Meer aus Licht, verschluckte den Schein der Kurbellampe.
    Die Kinder befanden sich in einem vielleicht fünf Meter langen und drei, vier Meter breiten Raum. Über ihnen blähte sich aus allen vier Ecken kommend die Decke, vier gewölbte Dreiecke, die in einem achteckigen Stein mündeten. Fünf Lichtkegel tasteten Wände, Boden und Decke ab, ein sechster Lichtkegel, besser: ein Gemisch aus vielen kleinen Strahlen, die ihren Weg durch die Zweige vor dem Eingang fanden, fiel als Echo der Welt da draußen mitten in den Raum.
    Die die Kinder umgebenden Wände bestanden aus grob behauenem Gestein, teilweise offensichtlich der Fels, auf dem die Burgruine über ihnen thronte, teilweise Brocken grauen Gesteins mit schmalen Mörtelfugen dazwischen. Und in regelmäßigem Abstand zierten die beiden langen Wände jeweils vier rechteckige Vertiefungen, jede mindestens so groß wie zwei hochkant aufeinanderstehende Computermonitore, so jedenfalls dachte Timi, als er als Erster mit Jesus in der Hand zu einer dieser Nischen rannte und hineinleuchtete. Hinter ihm zeichneten sich im Staub seine Fußspuren ab, die ersten seit Hunderten von Jahren.
    » Hier ist ja überhaupt nichts drin.« Timi versuchte erst gar nicht, seine Enttäuschung zu verbergen. Er hatte, als er die Vertiefungen in den Wänden sah, sofort an Edelsteine gedacht, an versiegelte Gefäße, die man nur reiben müsse um den Geist in ihnen zu wecken. Im Schein seiner Lampe aber sah er nur ein paar Steine, über denen fingerdick Staub lag wie eine Decke. Timi pustete in die Nische und ging hustend zur zweiten.
    » Timi, du Pfeife, lass das! Du nebelst uns hier alle ein, bis keiner mehr Luft kriegt.« Max hinderte den kleinen Bruder gerade noch rechtzeitig daran, mit der zweiten Nische wie mit der ersten zu verfahren. Er zog ihn weg und drückte ihm zum Trost die Lanze in die Hand.
    » Ist das ein richtiger echter Speer?«
    » Eine Lanze«, korrigierte Alex. »Mit Speeren kannst du Wildschweine jagen, Lanzen aber«, der Fund wechselte in Alex’ Hände, »Lanzen waren für den Kampf. Mann gegen Mann.«
    » Stimmt das?« Timi leuchtete seinem Bruder ins Gesicht, der nickte, obwohl er den Unterschied zwischen Lanze und Speer erstens nicht wusste und, sollte es da wirklich einen Unterschied geben, ihn dieser nicht weiter interessierte. Alex würde schon wissen, was er sagt.
    » Hier dahinter dürfte der Hang runter zur Steina liegen.« Rufus stand am anderen Ende des Raumes und klopfte gegen die Wand. Er zog ein Taschenmesser aus seiner Hose und kratzte an einer Mörtelfuge.
    » Lass das! Nicht dass uns das alles noch über dem Kopf zusammenbricht!«
    » Ja klar, mit meinem Taschenmesser bringe ich alles zum Einsturz.« Rufus’ Zynismus fiel – wie immer, wenn er sich Richtung Max auf den Weg machte – auf fruchtbaren Boden. Aber bevor dieser Rufus das Messer wegnehmen und sie so vor dem sicheren Untergang bewahren konnte, veränderten Timis Worte alles.
    » Hier ist noch ein Loch.«

9 Schätze, nichts als Schätze

    Timis Taschenlampe rückte einen weiteren Einlass ins Rampenlicht. Der Raum, in dem die Kinder standen, verlor mit einem Schlag jede Bedeutung; die Jungen versammelten sich in der Ecke neben der nach oben führenden Schutthalde und betrachteten den neu entdeckten Gang. Im Laufe vieler Jahre hatten sich Staub und Steine wie eine Zunge in diesen nach unten weisenden Einlass gelegt und nicht mehr als ein enges Loch übrig gelassen.
    » Zeig mal.« Alex schob Timi zur Seite und beleuchtete nun seinerseits die Entdeckung, konnte ja nichts Großartiges sein, wenn es der Winzling gefunden hatte. Als er sich aber bückte und die Entdeckung genauer betrachtete, erkannte Alex, dass es sich nicht nur um ein einfaches Loch in der Wand handelte.
    » Da geht’s noch weiter unter die

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